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Frauenversteher

Frauenversteher

Titel: Frauenversteher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Hoefer
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nachdem er sich von seiner Henkersmahlzeit erhoben hat, um erneut in die Schlacht zu ziehen, wartet auf ihn und seine Partnerin ja noch die größte »Frauenspontankauffalle«: die Deko- und Schnäppchenabteilung!
    Eigentlich würde ich Sie beim Lesen dieser Worte gern ganz allein in eine spätgotische Kathedrale bei Nacht versetzen, Ihnen die ersten Takte der Toccata und Fuge d-Moll (BWV 565) von Johann Sebastian Bach wie von Geisterhand auf der riesigen Orgel vorspielen und für Sie eine gruselige Schriftart in neongrünen Leuchtlettern in Schriftgröße 386.000 über dem Altar erscheinen lassen:
     
    Deko- und Schnäppchenabteilung!
     
    Dabei hören Sie im Hintergrund zusätzlich das typisch dämonisch-kehlige Lachen, wie wir es aus den Gruselfilmklassikern des letzten Jahrtausends zu schätzen gelernt haben. Können Sie sich vorstellen, wie Sie sich in dieser Situation fühlen würden? Das ungefähr beschreibt die spontane Gefühlsaufwallung der Männer beim Betreten der Deko- und Schnäppchenabteilung sehr zutreffend.
    Ich soll auch die entsprechenden Gefühle der Frauen mit Musik und bildhaften Szenarien für Sie visualisieren? Dann beamen Sie sich mal aus der Kirche heraus und folgen dem weißen Kaninchen aus »Alice im Wunderland« in ebendieses. Dabei hören Sie den Frühling der Vier Jahreszeiten von Antonio Vivaldi, das Zwitschern von lieblichen Vögelchen sowie das Plätschern eines Bächleins, und Sie spüren den sanften
Frühlingswind zart auf Ihrer Haut. So unterschiedlich kann ein und derselbe Verkaufsraum auf Mann und Frau wirken. Während die Frau nahezu hüpfend und springend durch all den nutzlosen Kram tingelt, mit dem sie die gemeinsame Wohnstatt auszuschmücken gedenkt, fragt sich der Mann bei jedem neuen Dekoartikel: »Wozu ist das nütze? Was kann das?«
    Nun, meine Herren, Dekoartikel »können« nichts, sie beziehen ihre Daseinsberechtigung einzig und allein aus der weiblichen Begeisterung für sie. Frauen fragen nicht, was ein Dekoartikel kann, es reicht, dass er da ist. Im besten philosophischen Sinne gehören Dekoartikel zu den »Seienden«, weil sie »sind«. 10 So wie Männer Berge besteigen, weil sie da sind 11 , kaufen Frauen Dekoartikel, weil sie da sind. Das reicht für Frauen. Wenn es dann noch passende Farben, Formen und Accessoires dazu gibt, umso schöner!
    Endlich, wenn die Frau die Dekoabteilung hinter sich gebracht hat, betritt der Mann wieder halbwegs vertraute Gefilde. Es naht die SB-Abteilung, die ähnlich strukturiert daherkommt wie ein Baumarkt. Hier kann sich die Frau die Möbeleinzelteile, die sie später in der Wohnung haben möchte, vom Manne zusammensuchen und auf den Rollwagen wuchten lassen. Es gibt riesige Regalreihen, hübsch durchnummeriert und schnurgerade angeordnet, hier kennt er sich aus, hier darf er sein.
    Doch die Ernüchterung lässt nicht lange auf sich warten, denn der Kassenbereich, der eigentlich Erlösung verheißt (dahinter muss irgendwo der Ausgang sein!), ist mit wartenden Familien, schreienden Kindern, genervten Singles, völlig
überforderten Rentnern und zerstrittenen Pärchen verstopft. Anstellen, einreihen, Augen zu und in ein wattenes Paralleluniversum wegträumen, kann in dieser Situation helfen, einer Angina Pectoris vorzubeugen. 12
    Irgendwann wird auch dieses Martyrium vorübergehen, mit schockgeweiteten Augen nimmt er die zu zahlende Summe der Einkäufe wahr und lässt halbwegs paralysiert den Kassenbereich hinter sich. Doch noch ist der Ausgang nicht in Sicht. Noch muss er sich abermals einer erneuten Herausforderung stellen. Hinter dem Kassenbereich nämlich hat sich, wie eine Pustel auf dem Hintern einer schwangeren Sau, ein schwedischer Süß- und Spezialitätenladen angesiedelt, meist in trauter Zweisamkeit mit einem Hotdogstand, an dem es geröstete Zwiebeln, Ketchup, Majo, Senf und eingelegte Gurkenscheibchen gratis gibt.
     
    Ich war schon mehrmals versucht, mich direkt vor diese »Beigabentheken« zu stellen und mir mit der IKEA-Plastikgabel die eingelegten Gurken aus der Blechpfanne direkt in den Mund zu löffeln. Ich mag Gurkensalat! Ich kann Unmengen davon essen. Vielleicht hören diese möbelinvasorischen Schweden endlich damit auf, den Ausgang hinter Hotdogs und Süßigkeiten zu verstecken, wenn sich bundesweite »Gurkenflashmobs« aufmachen, um die Gratisgurken ruckzuck wegzuputzen?
     
    Damit kennen Sie nun den wahren und ureigentlichen Grund, warum Männer schwedische Möbelhäuser hassen und Baumärkte (egal

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