Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frauenversteher

Frauenversteher

Titel: Frauenversteher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Hoefer
Vom Netzwerk:
»Reden?« nach. Er schaltet auf die neue, ihm abverlangte Tätigkeit um und aktiviert die dafür benötigten Areale seines Gehirns, was ziemlich schnell geht, muss man sagen. Dann nämlich schon hat der Mann innerhalb weniger Sekunden bemerkt, dass das Thema des gewünschten Gespräches noch nicht erwähnt wurde. Wir sehen hier eigentlich eine fantastische, geradezu blitzartige Analyseleistung des Mannes. Innerhalb weniger Augenblicke löst er sich komplett aus seiner bisherigen Tätigkeit, stellt sich auf etwas völlig anderes ein und hat schon analysiert, dass dazu noch ein Aspekt, nämlich das Thema, fehlt. Aber nicht nur das, er stellt sogar die dafür notwendige Frage und gibt der Frau die Möglichkeit, diesen Fehler wiedergutzumachen.
    Ergibt sich unter zwei Frauen derselbe Dialog (eine beginnt das Gespräch vorwurfsvoll mit »Wir müssen reden!« und die Angesprochene erwidert: »Was? Reden? Worüber?«), dann ist die Intonation und der durch sie transportierte Subtext grundlegend
anders. Die Intonation zeichnet sich dadurch aus, dass die Frau die drei Worte provokant melodiös und fast nahtlos aneinanderreiht. Beide Frauen wissen bereits jetzt, was es zu besprechen gibt.
    Ein Beispiel für eine solche Szene wäre die folgende: Die angesprochene Frau weiß, dass die gesprächseröffnende Frau weiß, dass sie mit ihrem Freund geflirtet und es ihm gefallen hat. Natürlich ist die Gesprächseröffnende fürchterlich eifersüchtig und will der Angesprochenen klarmachen, dass sie die Finger von ihm lassen soll.
    Die gesprächseröffnende Frau erfährt durch die provozierende Replik, dass die Angesprochene sehr wohl weiß, dass sie eifersüchtig ist, es der Angesprochenen aber ziemlich egal ist, solange sie die Gesprächseröffnende ärgern kann, indem sie mit ihrem Freund flirtet, denn die Angesprochene hat nicht vergessen, dass eigentlich sie es war, die vor drei Jahren ein Auge auf ihn geworfen hatte. Außerdem hat sie der Gesprächseröffnenden bis heute nicht verziehen, dass sie damals auf der Party das gleiche Kleid anhatte.
    Nun, meine Damen, bei Männern ist das wirklich anders. Er weiß bis zu diesem Zeitpunkt ganz ehrlich nicht, was Thema ist, genau deshalb fragt er nach: »Reden? Worüber?« Wenn die Frau dann vorwurfsvoll sagt: »Ha! Das weißt du sehr wohl!«, dann wirkt der Mann wie vor den Kopf geschlagen. Stumm in sich gekehrt fragt er sich nun: »Was? Ich weiß schon, worum es geht? Woher denn?« Der Mann beginnt eine intrinsische Suche nach einem möglichen Thema. Inzwischen ist die Frau so ungehalten, dass sie jetzt lautstark fortfährt mit dem, was sie zu sagen hat. Inhaltlich lasse ich das an dieser Stelle absichtlich offen, dann können Sie Ihre eigenen Worte einfügen. Aber es sind in jedem Fall Dinge, die ihr wirklich wichtig sind. Die müssen jetzt endlich alle mal raus, die liegen ihr schon so lange auf dem Herzen, das muss er sich jetzt alles mal anhören.
    Mit angelegten Ohren hört der Mann sehr genau und hoch konzentriert zu. Dabei bekommt er über die Art und Weise, wie sie mit ihm spricht, durchaus ihre Stimmung vermittelt.
Er bemerkt sehr wohl, dass es kein Loblied ist, das sie in diesem Moment auf ihn singt. Er realisiert für sich: »Oh, oh, ich kriege Schimpfe!« Aber er weiß nicht warum und nicht wieso, er hat weiterhin keine Ahnung vom Thema des Gesprächs und sucht immer verzweifelter danach.

Die Vergesslichkeit der Männer
    Möglicherweise zürnt sie ihm sein unmögliches Verhalten, welches er letzte Woche an den Tag gelegt hat. Es kommt bei Frauen recht häufig vor, dass sie noch Tage, Wochen, ja Monate nach einer unangenehmen Sache, welcher Art auch immer, eine solche Angelegenheit zur Sprache bringen. Auch dies geht in den wenigsten Fällen gut, da sich die meisten Männer an diese Vorfälle gar nicht oder nur bruchstückhaft erinnern können. Frauen haben in dieser Hinsicht ein viel größeres Gedächtnis und können unangenehme Dinge sehr gut abspeichern und zu jeder Gelegenheit darauf zurückkommen.
    Aber, meine Damen, ich möchte Sie bitten, dies aus ureigenem Interesse nicht zu tun. Sie können doch nicht ernsthaft eine Woche oder später ein von ihm begangenes Fehlverhalten mit Sanktionen belegen. Der Mann wird das nicht verstehen, die wenigsten werden sich erinnern oder ihr eigenes Verhalten in der besagten Situation überhaupt als Fehlverhalten ansehen. Da kann es nur Missverständnisse geben. Männer sind in dieser Sache den Hunden nicht unähnlich.
    Hatten Sie

Weitere Kostenlose Bücher