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Frauenversteher

Frauenversteher

Titel: Frauenversteher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Hoefer
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ihn bereits beendet. Sie, meine Damen, dürfen seine knappe Antwort jetzt nicht missverstehen. Der Mann hat Ihnen hier seine volle Unterstützung zugesichert, er hat Ihnen seine aufrichtige Liebe und Zuneigung kundgetan, und er ist glücklich mit Ihnen und der Beziehung. Aber Sie wollten eigentlich etwas ganz anderes besprechen, oder?
    Dieser dritte Aspekt – worum soll es im folgenden Gespräch gehen, was ist das Thema – ist extrem wichtig. Sie müssen unbedingt alle drei Punkte beachten, sonst besteht immer die Gefahr, dass das Gespräch eine Katastrophe wird. Selbst wenn Sie Punkt eins (Bier) und Punkt zwei (Aufzeigen) berücksichtigen, kann ein Gespräch immer noch an der Missachtung von Punkt drei (Thema) scheitern.

Praxisbeispiel Gesprächsverlauf
    Zur besseren Verdeutlichung des Sachverhalts schauen wir uns nun an einem beispielhaft verlaufenden Gespräch zwischen Frau und Mann an, welche Folgen das Ignorieren von Punkt drei haben kann.
    Die Ausgangssituation ist die folgende: Der Mann hat bereits ein geöffnetes Bier in greifbarer Nähe und wohnt recht gemütlich vor sich hin. Er genießt den Feierabend, lässt fünfe gerade und den lieben Herrgott einen guten Mann sein. Punkt
eins einer optimalen Gesprächseröffnung für den Mann ist gegeben, wunderbar. Die Frau kommt mit erhöhtem Puls, leicht geröteter Wangenfarbe und erhobenem Zeigefinger (prima, sie zeigt auf! – Punkt zwei) zielstrebig auf ihn zu, stellt sich vor ihn hin und sagt mit leicht erhöhter Lautstärke: »Wir müssen reden!«
    Ganz hervorragend hat die Frau in diesem Beispiel den zweiten Punkt verinnerlicht. Sie zeigt auf, stellt sich direkt vor ihn und sagt sogar laut und deutlich, dass nun ein Gespräch erfolgen soll. Besser kann sie das nicht machen. Allerdings, und das ist im Hinblick auf Punkt drei absolut bedeutsam: Sie nennt das Thema nicht. Mit keinem Wort erwähnt sie auch nur ansatzweise, worum es im nun folgenden Gespräch gehen könnte. Selbstverständlich weiß die Frau sehr genau, worüber sie mit ihm reden möchte. Aus ihrer Sicht ist es völlig klar, was nun kommt, so wie er sich in der letzten Woche mal wieder danebenbenommen hat, ist doch ganz offensichtlich, oder?
    Nein, meine Damen, es ist nicht klar, nicht wenn Sie einem Mann gegenüberstehen. Wahrscheinlich weiß er nicht einmal, dass er sich in der letzten Woche danebenbenommen hat. Mit ziemlicher Sicherheit hat er die Situation, die Sie bis heute aufregt, entweder schon völlig vergessen oder sie völlig anders und als überhaupt nicht schlimm wahrgenommen. Er weiß nicht, worum es geht oder was als Nächstes kommt. Genau deshalb fragen die mutigsten Männer an dieser Stelle ja sogar nach: »Was? Reden? Worüber?« Seien wir ehrlich: Das ist die von ihm freundlich formulierte Frage nach dem Thema des Gespräches. Er möchte wissen, worum es geht. Aber was passiert für gewöhnlich in dieser Situation? Die Frau betrachtet seine Frage als Affront, sie sieht eine vorsätzliche Provokation. Durch seine scheinbare (aber nicht intendierte) Herausforderung weiter angestachelt, pfeffert sie ihm so etwas entgegen wie: »Worüber? Ha! Das weißt du sehr wohl!« Die Frau denkt, dass dieser Mann sich absichtlich blöd anstellt, dass er nur so unschuldig tut, dass er ganz genau weiß, was sie schon seit über einer Woche ärgert.
    Nein, meine Damen, das weiß er wirklich nicht, sonst würde er doch nicht nachfragen. Ich kann Ihnen ganz ehrlich als Mann versichern, dass er Sie nicht provozieren will, er will Sie auch nicht ärgern. Ich weiß, dass viele Frauen mir das nicht glauben werden, gerade weil sie aus ihrer Sicht der Dinge das Verhalten des Mannes komplett anders deuten. Wenn eine Frau mit den Worten des Mannes – »Was? Reden? Worüber?« – reagieren würde, dann würde es sich tatsächlich um eine Provokation handeln. Aber anhand der Intonation dieser Frage, die nämlich bei Mann und Frau komplett anders ausfällt, wird die völlige Andersartigkeit derselben Worte deutlich.
    Der Mann fragt diese drei Worte mit absolut gleichbleibender Tonlage und kurzen Pausen zwischen den Worten. »Was?« kennzeichnet bei ihm die Phase der Orientierung, er hat gerade erst realisiert, dass sie direkt vor ihm steht und seine bisher von ihm ausgeführte Tätigkeit unterbricht. Das »Was?« ist Kennzeichen dafür, dass er nun diese vorherige Tätigkeit beendet und sich neu sortiert. Dann folgt eine kurze Pause. Hiernach setzt der Mann in gleicher Tonalität mit der Frage

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