Freak Like Me (German Edition)
meinem Ruf als Freak wieder alle Ehre. Jede Person, die das durchgemacht hätte, was ich durchgemacht habe, wäre schreiend aus der Turnhalle gerannt. Und ich hirnloses Stück Fleisch konnte es mir nicht nehmen lassen, mich selber fertig zu machen. Müde strich ich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Vielleicht hatte ich einen Selbstzerstörungsdrang. Das würde auf jeden Fall so einiges erklären.
„Das sieht aber nicht nach Handstand üben aus.“ Mein Kopf wirbelte erschrocken herum und ich erblickte Rumpelstilzchen, der lässig in der Tür zur Turnhalle stand.
„Soll es auch nicht werden“, grummelte ich.
„Was soll es denn sein?“
„Weiß ich noch nicht“, gab ich seufzend von mir und zuckte mit den Schultern.
„Irgendwie funktionieren die einfachen Sachen nicht. Keine Ahnung, wie ich dann die Schweren schaffen soll.“ Er kratzte sich am Hinterkopf, linste mich durch seine Brille hindurch an und schwenkte die Wasserflasche in seiner Hand hin und her.
„Wie hat Iron Man so schön gesagt? Manchmal muss man erst rennen, bevor man laufen kann“, zitierte er mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Nachdenklich schaute ich den schlanken Jungen an. In meinem Kopf begannen sich ein paar Zahnräder zu drehen.
„Nagut. Ich bin dann Jason mal sein Wasser bringen“, verabschiedete er sich und verschwand wieder. Ich hob kurz meine Hand, war jedoch immer noch in Gedanken versunken. Man musste rennen, bevor man laufen konnte? Der Spruch schien gar nicht so dämlich zu sein wie er klang. Mit weichen Knien, doch etwas mehr Selbstvertrauen erhob ich mich und schritt zum anderen Ende der Mattenreihe. Ich drehte mich um und blickte auf die lange Strecke. Erinnerungen wollten mich überrennen, doch ich ballte meine Hände zu Fäusten und blieb stark.
Es war genug. Hier und jetzt war das Fass übergelaufen. Niemand hatte mir etwas zu sagen. Ich war schon einem Jahr aus dem Business, doch immer noch war ich besser als Miss Piggy oder Natalie. Wut entflammte in meinem Magen. Keiner von ihnen konnte mir das Wasser reichen und die Erinnerungen sollten sich verziehen. Ich hatte ein neues Leben. Eine neue Chance. Und diese würde ich auch nutzen. Nur musste ich dafür vorerst meine Angst überwinden, denn mein altes
Ich
hatte ich im letzten Jahr verloren. Nun war Schluss damit. Ich wusste, was ich konnte und genau das würde ich mir selber jetzt vor Augen führen.
Ich rannte los, spürte die Matten unter meiner Masse leicht einsinken. Bevor ich nachdenken konnte, waren meine Arme in der Luft. Sie setzten auf und meine Beine wirbelten im hohen Boden durch die Luft. Anschließend setzten sie auf den Boden auf. Ich ging in die Hocke, um mich erneut abzustoßen und flog weiter. Ich machte eine Brücke, bemerkte wie meine Hände erneut aufsetzten. Meine Beine schleuderte ich weiter, sodass auch sie auf den Boden ankamen. Und dann stand ich. Radwende mit Flickflack. Ich blickte an mir hinunter, tastete mich ab, doch ich war heile. Keine gebrochenen Knochen oder Stauchungen.
„Es hat funktioniert“, murmelte ich ungläubig, starrte immer noch auf die Matte vor mir.
„Es hat geklappt!“ Ich schmiss meine Arme in die Luft und fing an wie eine Verrückte zu tanzen. Jetzt konnte mich nichts mehr aufhalten. Weder die schweren noch die leichten Übungen. Ich hatte mir bewiesen, dass ich es immer noch drauf hatte. Miss Piggy und ihre tanzenden Pinguine sollten sich verstecken. Ann Clancy war wieder da. Besser, genialer und selbstbewusster als je zuvor!
Ausgepowert, aber mit einem breiten Grinsen auf den Lippen schloss ich die Tür zur Umkleide hinter mir und rückte meine Sporttasche zurecht. Ich fühlte mich verdammt gut. Leise summte ich vor mich hin, genoss das ungewohnte befreiende Gefühl. Ich ging an der Jungenumkleide vorbei, warf aus Reflex einen Blick in die Kabine und sah eine bekannte Gestalt auf dem Boden kauern. Er sah blass und fertig aus. Mit seinen Händen stütze er den Kopf. Die Beine waren angewinkelt und seine Trainingskleidung lag auf dem Boden. Dem Froschkönig ging es beschissen. Und das war wahrscheinlich noch eine harmlose Umschreibung.
Mein Blick glitt zu der Tür, die nach draußen führte. Ich konnte einfach gehen, den Jungen ignorieren, tun als hätte ich nie etwas gesehen. Erneut betrachtete ich den sonst so aufgeweckten Kerl. Mit einem kleinen Seufzer machte ich einen Schritt in die Kabine, drückte die Tür dabei ein kleines Stück weiter auf. Erleichtert atmete ich durch. Kein
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