Freak Like Me (German Edition)
Haus. Zuerst wurde ich in den Pool befördert, sah nun aus wie ein begossener Pudel und zu guter Letzt wurde ich von einem Footballer sexuell belästigt. Na wenn das kein gelungener Abend war! Ich stampfte über den ordentlich geschnittenen Rasen und ließ eine Reihe an Schimpfwörtern ab. Nie wieder würde ich so was mit mir machen lassen!
„Ann. Warte!“ Ich drehte mich um, sah, dass Jason auf mich zutorkelte.
„Was willst du?“, keifte ich, machte jedoch keine Anstalten anzuhalten.
„Verdammt, jetzt bleib doch mal stehen!“, knurrte er wütend, griff nach meinem Handgelenk und zwang mich damit stehen zu bleiben.
„Nimm deine Finger von mir!“, gab ich bissig zurück und entzog ihm rasch meine Hand.
„Was ist dein Problem?! Ich habe dir gerade geholfen. Da ist doch bestimmt ein Danke drin“, fuhr er mich an. Ein bitteres Lachen entfuhr mir.
„Du hast mir geholfen? Wenn du deine beknackten Drogen nicht mitgebracht hättest, hätte mich das Riesenbaby nie angefasst! Und kümmere dich um deine eigenen Probleme, ehe du dich in andere einmischt“, erwiderte ich aufgebracht.
„Ich habe keine Probleme“, sagte er verwirrt.
„Klar. Das sehe ich. In der linken Hand eine Flasche Wodka und in der rechten einen Joint. Natürlich hast du keine Probleme“, entfuhr es mir ironisch. Mit diesen Worten wandte ich mich ab. Mit erhobenem Kopf ließ ich den Froschkönig in dem Vorgarten stehen und machte mich auf in die Nacht. Ich wollte nur noch nach Hause und dieses Chaos hinter mir lassen. Doch ich wusste, dass dieses Chaos nie passiert wäre, wenn ich mich nicht verstellt hätte. Es war meine eigene Schuld und das wurde mir in diesem Moment schmerzlich bewusst.
Die kleine Lampe erhellte den Raum, in dem meine Mutter ihre Gemälde aufbewahrte. Der Geruch frischer Farbe hing in der Luft, erweckte vertraute Erinnerungen. Ich saß mit verschränkten Armen auf einem alten Holzstuhl und starrte auf das Portrait, das auf der Staffelei stand. Es zeigte ein Mädchen mit braunen langen Locken. Diese fielen sanft um ihr Gesicht, ließen sie noch stolzer erscheinen, als sie es ohnehin schon war. Die grünen Augen funkelten, zeugten von dem Selbstvertrauen, dass sie hatte.
Langsam erhob ich mich, trat vor das Bild und blickte nach rechts. Dort standen Farben und Pinsel. Ohne nachzudenken, öffnete ich eine rote Tube und griff nach einem Pinsel. Ich tauchte diesen in das feuerrote Malmittel und warf erneut einen Blick auf das Gemälde. Herausfordernd blickte mich das hübsche Mädchen an. Langsam setzte ich den Pinsel an, übermalte die Haare zum Teil mit dem Rot. Nun hatte sie kurze rote Haare. Ich tauchte den Pinsel erneut in die Farbe und ersetzte das Lächeln durch einen schmalen Strich. Stumm machte ich einen Schritt nach hinten, betrachtete mein Werk. Den Pinsel legte ich neben die Farbtube und nahm wieder meine Pumps. Ich löschte das Licht, schloss die Kellertür hinter mir und machte mich auf den Weg nach oben.
Die erfolgreiche Ann Camberlaine existierte nicht mehr. Es gab nur noch Ann Clancy. Und die würde sich nie wieder von Cheerleadern herumkommandieren lassen, geschweige denn von irgendwelchen Vollidioten doof anmachen lassen. Ich war nicht mehr Ann Camberlain, doch das Selbstvertrauen und den Stolz von ihr trug ich weiterhin. So wie ich das Bild, das meine Mutter vor zwei Jahren von mir gemalt hatte, verändert hatte, würde ich mich nun auch verändern. Keine Sekunde länger würde ich mich verstellen. Ann Clancy war Ann Clancy und wer mit ihr nicht klar kam, sollte sich verdrücken! Ich schloss die Tür zu der provisorischen Wohnung auf und hielt inne, als ich die laute Auseinandersetzung vernahm. Vorsichtig zog ich die Tür zu, folgte dem lauten Gerede.
„Was soll aus dir werden, wenn du so weitermachst!?“ fragte George aufgebracht Jason, der mit verschränkten Armen auf der Couch saß.
„Ich kann dich nicht immer vom Polizeirevier holen, weil du mit Drogen erwischt wurdest!“, fuhr er fort, raufte sich die Haare.
„Oh Ann!“, vernahm ich den Ausruf meiner Mutter, die sich vom Sessel erhob und auf mich zustürmte, um mich in die Arme zu schließen, obwohl meine Klamotten immer noch nass waren.
„Du warst doch auch auf der Feier. Hast du Drogen genommen?“, fragte sie, blickte mir tief in die Augen auf der Suche nach verräterischen Anzeichen.
„Spinnst du? Ich nehme nie Drogen, das solltest du mittlerweile wissen. Ich bin doch nicht bescheuert“, wehrte ich die Vorwürfe ab.
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