Freak Like Me (German Edition)
Mein Blick wanderte zu Jason, der mich kritisch anblickte. Er erhob sich schwankend und blieb neben mir stehen.
„Ja. Ich sollte mir ein Beispiel an Ann nehmen. Die Kleine ist immerhin perfekt“, murmelte er, verschwand im Flur und kurz darauf war ein lauter Knall zu hören.
„Ich glaube, du solltest heute nicht mehr in das Zimmer gehen“, hörte ich George nachdenklich sagen.
„Schon gut. Ich schlafe auf der Couch“, erwiderte ich leise. Scheinbar war ich dem Typen heute ziemlich auf den Fuß getreten. Mehr als mir bewusst war.
Ich war Marathonläuferin, oder?
Meine Hände waren schwitzig und ich hatte weiche Knie. Normalerweise war ich standfest, hatte keinerlei Ängste bis auf ein paar Ausnahmen. Doch das was ich geplant hatte, ließ mich verdammt nervös werden. Ich rückte meine Sporttasche zurecht und passierte das Schultor. In den meisten Fällen mieden Schüler es, sich samstags in die Schule zu begeben, aber ausgerechnet ich, die ich diese Schule und Schüler nicht leiden konnte, schleppte sich genau dahin. In die Hirnwäschenfabrik. Ich wischte meine Hände an der Hose ab und schlug den Weg zur Außenanlage ein. Durch Zufall hatte ich mitbekommen, dass die Footballer jeden Samstag eine Trainingseinheit einlegten. Grummelnd und ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen, war der Froschkönig abgedampft. Ich war der Auffassung, dass es ihm nicht besonders gut ging, da er ziemlich blass ausgesehen hatte.
In der Ferne erkannte ich die Herde an jungen Männern, die sich den Arsch abrannten. Und das am Samstagmorgen! Ich hatte schon immer gewusst, dass die Typen einen Knacks weg hatten. Allerdings war ich früher keinen Deut besser gewesen. Trotzdem straffte ich meine Schultern und ging zielstrebig auf den Trainer, der gleichzeitig mein Sportlehrer war, zu. Er stand am Rand der Laufbahn und brüllte seinen Jungs Befehle zu. Ich reckte mein Kinn in die Höhe und betete, dass meine Stimme nicht zittrig klingen würde. Denn um ehrlich zu sein, hatte ich das Gefühl, dass meine Stimmbänder reiner Wackelpudding waren. Ich stellte mich neben den Riesen, hielt meine Hand vor meinem Mund und räusperte mich laut. Der Lehrer wirbelte herum, musterte mich überrascht.
„Ann. Was machen Sie denn hier?“
„Ich würde gerne in die Turnhalle, Handstand üben damit ich keine schlechte Note bekomme. Und um das üben zu können, brauche ich ihre Erlaubnis und den Schlüssel“, erklärte ich und musste mir selber eingestehen, dass der Wahrheitsgehalt gar nicht so gering war. Er schaute mich einen langen Moment an.
„Ich kann ihnen doch vertrauen, oder?“
„Ich werde keinen Mist bauen, falls sie das meinen.“
„Sie kriegen den Schlüssel, aber nur wenn Sie sich hier draußen aufwärmen, damit Sie sich auch wirklich nicht verletzen“, sagte er mit einem bohrenden Blick. Eigentlich war das so nicht geplant gewesen. Ich hatte kein großes Interesse daran, mich mit den Footballern aufzuwärmen. Vor allem nicht, weil der Froschkönig sich unter den Leuten befand und er so schon genug ahnte.
„Einverstanden“, stimmte ich zu, da ich sonst keine andere Möglichkeit hatte mir selber zu beweisen, dass ich noch etwas konnte. Er nickte, gab mir einen Schlüsselbund und erklärte, welcher Schlüssel für welche Tür war. Ich ignorierte die neugierigen Blicke des Rudels und machte mich auf den Weg zur Umkleide. Das würde das erste Mal seit einem Jahr sein, dass ich mich in einem öffentlichen Bereich umzog. Die ganze restliche Zeit hatte ich Sport geschwänzt oder meine Sportsachen drunter getragen. Ich kaute nervös auf meiner Unterlippe, verdrängte den Gedanken. Es war, wie es war und daran würde sich vorerst nichts ändern.
Ich suchte den passenden Schlüssel für die Umkleiden und öffnete die Tür. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend betrat ich den leeren Raum mit den Bänken und Schließfächern. Langsam ging ich in eine Ecke, die möglichst weit von einem Spiegel entfernt war und stellte meine Tasche ab. Anschließend setzte ich mich daneben und starrte auf das mit Sportzeug gefüllte Ding. Ich saß hier und konnte nicht zurück, denn ich machte nie einen Rückzieher. Ein wenig nervös öffnete ich den Reißverschluss und nahm meine Sportkleidung heraus. Eine schwarze, kurze Trainingshose, ein weißes T-Shirt und weiße Turnschuhe. Alles von früher. Nichts ausgefallenes, alles akkurat.
Angewidert betrachtete ich das Zeug und mir wurde erneut bewusst, wieso ich mich damit nicht aus dem
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