Freak Like Me (German Edition)
während er sich streckte.
„Eine Neun? Du hast sie nicht mehr alle. Das war diesmal höchstens eine Sieben!“
„Schwachsinn! Ich fand die Diskussion über ein schlecht geführtes Leben, das gut ist, richtig gut!“, rechtfertigte er die gähnende Stunde.
„Ich bitte dich! Selbst meine Großmutter erzählt Spannenderes!“, regte ich mich auf und schüttelte den Kopf. Da sah ich es. Diesen verdammten Wagen. Diese silberne Maschine, die mich so oft herumgefahren hatte. Ein unruhiges Gefühl breitete sich in mir aus und ließ mich nichts Gutes erahnen.
„Wow. Das nenne ich Auto“, hörte ich Jason neben mir erstaunt sagen.
„Es ist nur ein Auto“, redete ich eher mit mir selber, als mit Jason.
„Stimmt. Egal. Kommst du?“, lenkte der Froschkönig meine Aufmerksamkeit auf sich. Sofort drehte ich mich um und ging hinter Jason her. Wie eine Erlösung kam mir die Haustür vor, die geöffnet wurde und so ging ich mit schnellen Schritten hinein. Ich hatte es nicht gewagt, auf das Nummernschild zu schauen.
„Ich muss noch Bio machen“, stöhnte Jason, während wir die Treppen hochstiegen. Doch ich hörte dem Jungen nicht zu. Meine Gedanken schweiften um die Person, die so einen Wagen fuhr, der draußen vor der Tür stand. Diese eine Person zählte nicht zu den Menschen, die ich in meinem Leben wiedersehen wollte.
„Kommst du?“ Ich zuckte kurz zusammen und blickte Jason an, der mir die Tür aufhielt. Es war bestimmt nicht sein Wagen. Wieso sollte ich mir über so etwas Unwahrscheinliches den Kopf zerbrechen?
„Seit wann hast du Manieren?“, fragte ich mit einem kleinen Lächeln.
„Seit Gott seinen Beruf mir übergeben hat. Ich kann mir kein schlechtes Image erlauben“, erklärte er ernst und schloss die Tür hinter uns.
„Falls du denkst, dass du wie ein Gott aussiehst, muss ich dich bitter enttäuschen. Du kommst gerade mal an ein gepflegtes Hausschwein ran“, kicherte ich.
„Besser ein gepflegtes Hausschwein, als eine eingesessene Schildkröte“, feixte er.
Ich versetzte ihm einen kleinen Hieb in die Seite und fing an zu lachen.
„Ann?“, ertönte die ernste Stimme meiner Mutter, doch ich war noch zu gut gelaunt, als das ich es wahrgenommen hätte.
„Ja?“, fragte ich, während ich das Wohnzimmer betrat, aus dem ihre Stimme gekommen war.
Und dann sah ich ihn. Gestriegelt und gepflegt wie eh und je saß er auf der Couch. Meiner Mutter und George gegenüber. Sein braunes Haar war perfekt zur Seite gekämmt und ich war mir sicher, dass kein Einziges sich traute, aus der Reihe zu tanzen. Die braunen Augen fixierten mich, doch das aufgesetzte Lächeln war angesichts der Atmosphäre verschwunden. Der Mann im Anzug hatte seine Hände gefaltet und sah mich erwartungsvoll an. Ich wusste, dass er normalerweise den lieben, sorgenden Vater spielte und dass er diese Rolle perfekt beherrschte. Natürlich wusste ich das. Er war immerhin mein Vater.
„Was will er hier?“, wandte ich mich mit kühler Stimme an meine Mutter.
„Ich bin hier, um dich zu sehen.“ Ein aufgesetztes Lächeln trat auf seine Lippen, doch er konnte mich nicht täuschen.
„Habe ich mit dir geredet?“, zischte ich den Mann an, dessen Lächeln sofort erstarb.
„Du sollst nicht so mit mir reden, Ann“, gab er streng zurück.
„Ich rede mit dir, wie es mir passt“, antwortete ich kalt und starrte den Mann an, der sich mein Vater schimpfte. Er räusperte sich, versuchte seinen kochenden Zorn unter Kontrolle zu bekommen.
„Ich habe dir ein Geschenk mitgebracht. Es liegt auf deinem Bett.“ Seine Lippen zuckten leicht, zeigten den Ansatz eines Lächelns.
„Das kannst du gleich wieder mitnehmen. Ich will keine Geschenke von dir.“
„Würdest du mit mir einen Kaffee trinken gehen. Ich habe da ein nettes kleines…“
„Ich gehe mit dir nirgendwo hin“, unterbrach ich ihn.
Langsam ging ich auf ihn zu, bis ich direkt vor ihm stand. Er war größer als ich, sodass ich hochschauen musste.
„Halte dich endlich aus meinem Leben raus. Das hier ist ein Neuanfang für mich und den wirst du mir nicht versauen. Also hau ab und lass dich nie wieder blicken“, zischte ich, konnte meinen Zorn fast nicht mehr kontrollieren.
„Wenn ich wieder nach Hause komme, bist du verschwunden“, sagte ich kühl, pfefferte meine Schultasche auf den freien Sessel und stürmte aus der Wohnung. Ich musste weg hier, raus. Möglichst viel Weg zwischen mich und dieses Monster bringen. Umso weiter ich weg war, umso besser war es für
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