Freak Like Me (German Edition)
mich und ihn. Die Strecke, die ich in schnellen Schritten zurücklegte, zog an mir vorbei. In Gedanken war ich bei dem Chaos. Es war zuviel. Ich hatte eine Reizüberflutung. Rennen wollte ich nicht, dass würde die Angst offenbaren, die ich vor ihm hatte, vor dem was er bedeutete. Doch ich spornte mich an, befahl mir trotz des Gefühls zu ersticken weiter zu gehen, nicht zurück zu schauen.
„Ann?“, tauchte auf einmal die bekannte Stimme neben mir auf. Doch ich hielt Jason nur die offene Hand hin, bedeutete ihm zu schweigen. Mein Blick war auf die Graslandschaft gerichtete, die sich vor mir befand. Mit gezielten Schritten trat ich vor, räusperte mich.
Ich öffnete meinen Mund und schrie. Ich schrie, wie ein Mädchen, das gefoltert, vergewaltigt wurde. Ich schrie mir die Seele aus dem Leib. Den Zorn, die Frustration, den Hass, die Wut, die Enttäuschung. Alles fand einen Weg nach draußen durch meinen Mund. Nichts blieb in meinem Magen. Die Gefühle, die die Übelkeit verursacht hatten, brüllte ich in die Welt hinaus, sodass jeder, der es hörte, fühlen konnte, wie es mir ging. Nämlich beschissen. Schwer atmend verklang mein Schrei und ich registrierte das leichte Zittern meiner Händen. Ich drehte mich zu Jason um, der ein wenig schockiert wirkte.
„Geht’s dir gut?“, fragte er zögerlich.
„Mir ging’s noch nie besser“, kam es bissig von mir, ehe ich einen Stein, der vor meinen Füßen lag, mit voller Wucht wegtrat. Natürlich genau gegen Jasons Schienbein. Der Junge stieß einen leisen Fluch aus, ließ das Skateboard fallen und fasste sich ans Bein.
„Oh Scheiße!“, entfuhr es mir und ich stürmte zu dem Froschkönig, der auf dem Boden saß.
„Es tut mir Leid!“, entschuldigte ich mich und kniete mich mit schlechtem Gewissen neben den Typen.
„Ich weiß ja, dass du mich nicht besonders gut leiden kannst, aber du musst mich nicht gleich steinigen“, sagte Jason leicht belustigt. Mir war eher zum Heulen zumute.
„Das ist doch ein beschissener Tag“, murmelte ich hilflos und ließ mich auf meinen Hintern fallen. Deprimiert legte ich den Kopf zwischen meine angewinkelten Knie und krallte mich an meinem Haar fest. Plötzlich spürte ich eine warme Hand auf meinem Rücken.
„War das dein Vater?“ Ich beantwortete seine Frage mit einem Stöhnen. Dann stand ich auf und lief in einem Radius von drei Metern wild hin und her. Ich musste etwas tun. Nur rumsitzen war nicht gut für mich, denn dann fing ich an nachzudenken.
„Diese kleine, dreckige Ratte traut sich tatsächlich, hier aufzutauchen“, redete ich eher mit mir, als mit dem Froschkönig, der immer noch auf dem Asphalt saß und mir mit den Augen folgte.
„Was hat er denn gemacht?“ Ich hielt inne, musterte Jason von oben bis unten.
„Das erzähle ich dir, wenn du einundzwanzig bist“, kam es abschätzig über meine Lippen.
„Nicht jugendfrei?“, fragte er weiter.
„Definitiv nicht“, bestätigte ich und dachte an das Horrorszenario.
„Hat er deine Mutter mit einer Minderjährigen betrogen oder ist er schwul?“
„Wenn es das gewesen wäre, wäre er mein bester Freund“, winkte ich ab und ging weiter hektisch hin und her.
„Es geht noch schlimmer?“, bohrte er mit hochgezogenen Augenbrauen nach.
„Wenn du wüsstest“, grummelte ich. „Nicht für jeden auf dieser Welt ist schwul sein ein Verbrechen“, fügte ich hinzu und warf Jason einen scharfen Blick zu.
„Ist gut! Ich habe verstanden, dass mein Verhalten absoluter Bockmist war“, stöhnte der Froschkönig und ließ sich rücklings auf den Asphalt fallen.
„Das ist das erste Mal, dass ich dir das sage“, stellte ich stirnrunzelnd.
„Aber seit du hier bist, habe ich das Gefühl, jeder beschwert sich über mein Verhalten“, erklärte er leicht wütend.
„Seit ich hier bin?“, wunderte ich mich.
„Ja! Seit du hier aufgelaufen bist, läuft nichts mehr, wie es war! Mike fängt eine ernsthafte Beziehung an, Zack spricht plötzlich mit Mädchen und Danny und ich bekommen uns in die Haare, was zuvor nie passiert ist!“, schrie er plötzlich wütend und stand auf, um sich dicht vor mich zu stellen. „Absolut alles hat sich verändert! Und du bist Schuld dran. Nur du!“, zischte er.
„Wenn es dich so ankotzt, dann verschwinde doch! Ich habe keine Lust, mich mit einem Kerl abzugeben, dessen Ego größer ist als ganz Manhattan!“, brüllte ich ihn an.
„Weißt du was, das werde ich auch machen! Und so nebenbei, dein Kuss war
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