Freche Mädchen... 09: Liebe, Chaos, Klassenfahrt
hab’s dir extra mit hochgebracht. Du solltest was essen.«
»Ja«, sagte ich und wusste genau, dass ich die nächsten Tage keinen Bissen runterkriegen würde.
»Ich geh wieder in den Speisesaal. Danni macht ein Quiz und … willst du nicht mitkommen? Ablenkung tut dir vielleicht gut.«
»Ich muss das allein durchstehen«, sagte ich. »Danke. Danke für das Tiramisu.«
Am nächsten Morgen wachte ich recht früh auf, denn die Sonne schien mir direkt ins Gesicht. Ich drehte mich zur Seite, mein Blick fiel auf die vielen zerknüllten Taschentücher neben meinem Kopfkissen und sofort musste ich wieder an Jannis und Anke denken. Bei diesem Wanderwetter würden sich die beiden kaum sehen, hoffte ich. Vielleicht sollte man Danni davon überzeugen, dass man an die Tageswanderung gleich noch eine kleine Nachtwanderung anschließen könnte. Dann würde auch das Abendessen gemeinsam mit den Stuttgartern ausfallen.
Beruhigt schlief ich wieder ein.
Ich wachte auf, als jemand das Fenster weit öffnete. Auf das Garagendach direkt vor unserem Fenster prasselte der Regen.
»Landregen«, verkündete Stefanie zufrieden, »bei dem Wetter traut sich nicht mal Danni raus. Unsere Wanderung fällt fünfhundertprozentig ins Wasser.«
Ich wusste es: Ich war ein Pechvogel. Aber ich würde ein guter Verlierer sein. Wenigstens nach außen hin.
Vorsichtig spähte ich nach unten. Von Anke war keine Spur zu sehen.
Stefanie hatte meinen Blick bemerkt: »Ausnahmsweise ist sie heute mal als Erste aufgestanden. Ich glaube, sie frühstückt schon.«
Ich konnte mir denken, warum die Langschläferin Anke bereits unten war. Wahrscheinlich saß sie im Speisesaal neben ihrem Jannis und ich musste an den beiden vorbeigehen und versuchen, ganz normal zu gucken.
Am liebsten wäre ich im Bett geblieben, aber ich hatte Hunger. Der Becher Tiramisu stand immer noch neben meinem Kopfkissen, aber darauf hatte ich beim besten Willen keinen Appetit.
»Gestern Abend war es echt lustig«, erzählte Stefanie. »Zuerst das Quiz, das war nicht so toll. Ich musste nämlich am Schluss gegen Tina antreten und gegen die hätte ja nicht mal Albert Einstein eine Chance. Aber dann hat Natascha mir und Danni ein neues Kartenspiel beigebracht. Das hättest du sehen sollen. Danni hat dauernd versucht, mit Logik seine Chancen zu erhöhen.« Sie lachte. »Man müsse planmäßig vorgehen, hat er behauptet, aber Natascha und ich haben einfach nach Gefühl gespielt. Jetzt rate mal, wer immer verloren hat.«
Ich zuckte die Schultern. Es interessierte mich nicht im Geringsten.
»Stell dir vor, Danni hat verloren. Er hätte sich eben keinen Plan machen sollen, sondern einfach mit dem Herzen spielen. Das hat Natascha gesagt. Ich finde sie eigentlich ganz nett.«
»Wie schön für dich«, murmelte ich und zog mir ein frisches Sweatshirt über.
Stefanie sah mich erstaunt an. »Ist es immer noch nicht vorbei?«
Ich schüttelte den Kopf. Sie hatte ja nicht die geringste Ahnung. Aber was konnte man von jemandem erwarten, der sich in zwei weiße Mäuse verliebt hatte. »Nein, aber ich möchte auch nicht mehr darüber reden.«
Stefanie überlegte kurz. Sie wollte mich trösten, das war ihr deutlich anzumerken. »Ich bring dir das Kartenspiel morgen auf der Heimfahrt bei«, sagte sie. »Ach ja, und das Tollste an dem Abend gestern war: Als Danni die Punkte zusammengezählt hat, hat er sich verrechnet. Und das als Mathelehrer. Ist das nicht irre?«
Ich nickte, sagte, dass ich das wirklich irre fände und beschloss, erst mal zu duschen und mir die Haare zu waschen. Ich wollte nicht wie ein Häufchen Elend im Speisesaal auftauchen.
Gegen halb neun fühlte ich mich in der Lage, frühstücken zu gehen. Ich würde Anke und Jannis zuwinken und mich dann mit dem Rücken zu ihnen irgendwo hinsetzen.
Bevor ich die Tür zum Speisesaal öffnete, atmete ich nochmals tief durch. Niemals würde ich irgendjemandem erzählen, dass ich unter der Dusche immer wieder gemurmelt hatte: »Ich bin stark. Ich bin schön. Ich steh das durch.« Vielleicht würde autogenes Training bei mir ja besser wirken als bei Anke.
Aber ich hätte mir die Mühe sparen können.
Mit einem raschen Blick stellte ich fest, dass nur noch wenige Plätze im Speisesaal besetzt waren. Anke saß neben Danni und unterhielt sich mit Natascha. Von Jannis und seiner Klasse war nichts zu entdecken. Das beruhigte mich einigermaßen. Anke winkte mir zu, aber ich ignorierte sie und setzte mich neben Andrea, die mich neugierig
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