Freche Mädchen... 09: Liebe, Chaos, Klassenfahrt
musterte.
»Ich hab gehört, du hast gestern eine Pferdeallergie gehabt und bist total zugeschwollen«, nuschelte sie mit vollem Mund. »Man sieht es immer noch, du siehst ziemlich komisch aus.«
»Danke«, sagte ich. »Du hast eine ausnehmend reizende Art, einen zu begrüßen.« Ich stand auf und setzte mich an einen freien Tisch.
Natürlich hatte ich keine zwei Minuten Ruhe, da stand schon Natascha vor mir und spielte besorgte Ersatzmutter. »Geht es dir schlecht? Du bist so blass«, sagte sie und setzte sich zu mir. »Möchtest du über irgendwas reden?«
Ich drehte ablehnend den Kopf zum Fenster. Der Regen hatte aufgehört und hinter Erdmannsweiler konnte man sogar ein Stückchen blauen Himmel entdecken. Mit ein bisschen Glück würde die Wanderung doch noch stattfinden.
»Carlotta, bitte!« Am liebsten hätte sie geseufzt, das merkte ich genau. Aber weil es um uns herum plötzlich still geworden war, traute sie sich nicht. »Ich muss dir nachher noch was geben, aber es ist oben. Heute Morgen, als ich …«
Ich sah ihr direkt in die Augen. »Liebe Natascha, ich will nichts von dir. Mich interessiert nicht, was heute Morgen war. Ich will bloß meine Ruhe.«
Treffer! Sollte sie doch gleich zum Telefon laufen und sich bei Papa beklagen. War mir doch egal. Das Einzige, was mich wirklich interessierte, war, was mit Anke und Jannis lief. Sehr glücklich sah Anke nicht aus, wie sie da neben Danni saß und auf ihren Teller starrte. Aber wahrscheinlich wartete sie nur darauf, dass es Abend wurde, die Stuttgarter von einer Wanderung zurückkamen und sie endlich ihren Jannis wiederhatte.
Natascha war wortlos aufgestanden und zur Tür gegangen. Dort stieß sie fast mit Stefanie zusammen.
»Heute haben alle eine Wahnsinnslaune«, sagte die, als sie an meinen Tisch trat. »Hast du eine Ahnung, was mit Natascha los ist? Ich glaube, die heult.«
Nein, behauptete ich, ich hätte überhaupt keine Ahnung und es sei mir auch reichlich egal.
»Weißt du übrigens«, sagte Stefanie nach einer Weile, »dass die Stuttgarter heute früh um halb sieben abgefahren sind? Ich habe es eben an der Rezeption mitbekommen. Die Herbergsmutter hat sich ziemlich geärgert, weil es in einigen Zimmern katastrophal ausschaut und …«
»Die sind abgefahren? Heute Morgen?«, unterbrach ich sie. »Aber Olli hat doch gesagt, dass …«
»Olli!« Meine Freundin lachte laut. »Olli hat doch überhaupt nichts mitgekriegt. Außerdem nuschelt der so gewaltig, dass man sowieso nicht versteht, was er meint.«
»Du bist ganz sicher, dass die abgefahren sind?«, fragte ich nochmals. Das erklärte natürlich Ankes schlechte Laune. »Bist du ganz sicher?« Ich hätte Stefanie umarmen können. Vielleicht hatte ich endlich auch einmal im Leben Glück. Draußen ging gerade ein mittlerer Wolkenbruch nieder, aber ich strahlte. Das ist ein kurzes Liebesglück für Anke gewesen, sagte eine böse kleine Stimme in meinem Kopf.
»Vielleicht sollten wir uns mal um Anke kümmern«, schlug ich vor.
Stefanie nickte erfreut. »Find ich toll, wenn du dich wieder mit ihr vertragen würdest. Weißt du, ich komm mir so blöd vor, wenn ihr zwei aufeinander sauer seid. Ich will ja gerecht sein, aber ich weiß nicht, wer …«
»Schon in Ordnung«, sagte ich kauend. »Mach dir keine Gedanken. Ich geh mal zu Anke rüber.«
»Sag mal, was ist das für eine Geschichte mit deiner Allergie?«, wollte Anke wissen, als ich mich neben sie setzte. »Alle waren ganz besorgt um dich, und als ich gestern Abend ins Zimmer kam und dich wecken wollte, hat Stefanie mich angefahren. Ich soll dich bloß schlafen lassen, dir würde es ziemlich schlecht gehen.« Sie deutete mit dem Finger auf mein linkes Auge. »Du siehst immer noch ziemlich verquollen aus. Ich wusste gar nicht, dass du allergisch reagierst.«
»Wusste ich auch nicht«, sagte ich. »Aber mir geht’s schon wieder viel besser. Und was ist mit dir?«
Sie lachte missmutig. »Mensch, stell dir vor, Danni hat mir gerade eröffnet, dass ich bei ihm mündlich eine Fünf kriege. Er hat mich gefragt, ob ich vielleicht was gegen ihn hätte, weil ich im Unterricht dauernd mit meinen Banknachbarn rede, aber nie mit ihm. Das fand er dann auch noch witzig. Typischer Mathelehrerhumor. Jedenfalls muss ich die nächste Arbeit besser als Vier schreiben, sonst … Andererseits, wenn ich erst einen Model-Vertrag habe, dann brauch ich bestimmt nie mehr irgendwelche mathematischen Kenntnisse.« Sie seufzte leise. »Meinst du, ich sollte meine
Weitere Kostenlose Bücher