Freche Mädchen... 09: Liebe, Chaos, Klassenfahrt
Minuten mit irgendeiner Ausrede verschwinden. Klar?«
Am liebsten hätte ich gesagt, spiel dich hier bloß nicht auf wie die große Regisseurin, ich weiß selber, was ich zu tun habe, aber ich sagte lieber nichts. Stefanie tat so, als sei sie inzwischen mit mir und mit Anke befreundet. Das lag bestimmt nur daran, dass wir im gleichen Zimmer untergebracht waren. Zu Hause würde sich das wieder ändern.
Wir schwiegen beide. Plötzlich blieb Stefanie stehen und blickte mir direkt ins Gesicht. »Du bist auch in Jannis verliebt, stimmt’s?«
Zuerst wollte ich alles leugnen, so nach dem Motto: Du spinnst ja, wie kommst du auf den Quatsch. Aber Stefanie guckte mich immer noch forschend an und ich nickte schließlich. »Ja«, sagte ich, »es ist mir eben passiert, ich wollte es ja auch nicht. Ich kann wirklich nichts dafür. Was würdest du denn an meiner Stelle tun?«
»Ich weiß nicht. Wahrscheinlich würde ich mir überlegen, welche Freundschaft mir mehr wert wäre: die mit Anke oder die mit Jannis. Du kennst ja Anke viel besser als ihn. Von daher …«
»Danke«, sagte ich, »ich brauche keine Ratschläge. Ich weiß schon selber, was ich zu tun habe.«
Stefanie wollte noch etwas sagen, aber in diesem Moment überholte uns Natascha. Sie joggte. Einen Moment lang vergaß ich alle meine Probleme. Eine joggende Natascha war ein Geschenk des Himmels. Ein besseres Hobby hätte ich mir für sie nicht wünschen können. Papa hasst nämlich Joggen. Er findet es schwachsinnig, durch die Straßen zu rennen, ohne ein richtiges Ziel zu haben, und am meisten regt er sich darüber auf, wenn Jogger so gekleidet sind wie Natascha: mit buntem Trainingsanzug, Stirnband und Laufschuhen einer bestimmten Marke.
Ich beschloss, ihm am selben Abend noch eine nette Ansichtskarte zu schreiben und ihm mitzuteilen, dass ich seiner joggenden Neuen in voller Montur begegnet sei und dass das doch auch ein nettes Hobby für ihn sein könnte.
Pünktlich um halb sechs tauchten wir am Trimmpfad auf.
Ich entdeckte Jannis sofort. Um die rechte Hand trug er einen dicken Verband. Olli und der andere Junge aus seiner Klasse standen neben der Hütte und lachten halblaut.
Olli murmelte Hallo, als er uns sah, der andere Junge grinste verlegen und Jannis sagte gar nichts. Er hatte sich gebückt, um seine Turnschuhe fester zu schnüren. Dann richtete er sich auf, aber er sah mich nicht an. Stefanie sagte auch nichts. Das konnte ja ein gemütlicher Abend werden.
»Ich glaube, es wird bald regnen«, sagte Olli und tat ziemlich besorgt. »Sollen wir in die Hütte gehen?«
Regen! Olli musste eine Meise haben. Zum ersten Mal, seitdem wir in Erdmannsweiler waren, war der Himmel absolut klar, weit und breit war auch nicht das kleinste Wölkchen zu sehen.
Jannis tippte sich an die Stirn und murmelte: »Ich glaube, du spinnst.«
Dann schwiegen wir wieder. Schließlich schlug Stefanie vor, doch endlich loszulaufen, aber Olli schüttelte den Kopf. »Lass uns noch einen Moment warten.«
Warten? Worauf wollte Olli warten? Ich wollte ihn fragen, aber da sah ich aus der Ferne Natascha in ihrem bunten Jogginganzug immer näher kommen. Gleich würde sie hier sein.
Olli musterte mit zusammengekniffenen Augen den Weg. Dann blickte er auf die Uhr. Jannis schnürte schon wieder an seinen Turnschuhen herum.
Jetzt war Natascha in Rufweite und ich wartete schon auf etwas Aufmunterndes von ihr wie zum Beispiel: »Na, was macht ihr denn hier? Wollt ihr nicht ein bisschen laufen?« Aber sie sagte nichts. Sie joggte an uns vorbei, winkte nicht mal. Wir blickten ihr nach, bis sie in einem kleinen Waldstück verschwunden war.
»Sag mal, wollte deine Freundin nicht mitkommen? Die mit den langen blonden Haaren?«, fragte Olli. »Nicht dass mir das besonders wichtig wäre, es interessiert mich einfach!«
Ich sah Stefanie an. Los, jetzt, das ist die Chance, sagte ihr Blick. Ich räusperte mich und vermied es, Jannis anzuschauen. »Anke wollte nicht mitkommen. Sie mag Pferde so gern. Wir joggen erst ein bisschen und treffen sie dann auf der Weide. Ihr könnt ja mitkommen, wenn ihr wollt.«
Ich fand, es klang alles furchtbar auswendig gelernt und dann fiel mir die Schwindelei mit Jannis’ Pferdeallergie wieder ein und ich hoffte, dass Stefanie das vergessen hatte.
»Ja, können wir machen«, sagte Olli. »Was meinst du, Jannis? Und du, Christoph?« Die beiden nickten und zusammen mit Stefanie setzten sie sich in Trab.
Plötzlich war das Eis gebrochen. Ich hörte Jannis lachen,
Weitere Kostenlose Bücher