Freche Mädchen... 09: Liebe, Chaos, Klassenfahrt
als Stefanie mit Anlauf auf einen Baum zu klettern versuchte, Christoph und Olli vollführten so lange einen komischen Tanz auf einem Baumstamm. Ganz mechanisch lief ich weiter, bis ich – zum zweiten Mal an diesem Tag – fast über Olli stolperte.
Er kniete am Boden und rieb sein Knie. »Alterserscheinung«, grinste er, als er meinen Blick sah. »Ich hab eine Ehrenrunde gedreht, also bin ich ein Jahr älter als die anderen und das macht sich schon bemerkbar.« Er stand auf und humpelte ein paar Schritte. »Außerdem hasse ich Joggen.«
»Und warum bist du dann hier?«
Er seufzte. »Diese grandiose Idee kam von meinem Freund Jannis. Sag mal, diese blonde Freundin von dir, wie heißt die noch mal?«
»Anke.«
»Ah ja. Wie ist die denn so?«
Jannis gegenüber hätte ich jetzt von Anke schwärmen müssen, das hatte ich versprochen, aber von Olli war überhaupt nicht die Rede gewesen. Ich zuckte die Schultern. »Och, ganz nett.«
Wahrscheinlich merkte er, dass ich nicht über sie reden wollte. Er erzählte mir eine verrückte Geschichte von seinem Mathelehrer, der sich bei einer Klassenarbeit mit einer Zeitung ans Pult gesetzt hatte. »Stell dir vor, er hatte zwei Löcher so in Augenhöhe reingeschnitten und wir haben geglaubt, er beobachtet uns. Bis dann einer nach vorne ging, um was zu fragen, und gemerkt hat, dass der Typ die Augen zuhatte und halb schlief.«
Jannis, Stefanie und Christoph warteten bereits an der Hütte auf uns. »Hier kommt unser Marathonsieger«, brüllte uns Christoph entgegen. »Olli, die schnellste Schnecke aller Zeiten, kriecht ins Stadion, ohrenbetäubender Applaus von den Rängen …«
»Kannst du mal drei Minuten den Mund halten«, fuhr Jannis ihn an. Er warf Olli einen fragenden Blick zu und plötzlich glaubte ich alles zu wissen. Natürlich, wie hatte ich bloß so blöd sein können. Fast hätte ich gelacht, aber wahrscheinlich hätte es ziemlich erbärmlich geklungen. Jannis wollte die ganze Zeit schon Anke kennenlernen und Olli sollte das über mich arrangieren, deshalb hatte er sich so oft nach ihr erkundigt, deshalb war das Treffen am Trimmpfad vorgeschlagen worden. Und ich Idiot hatte einen Moment lang noch gehofft, Jannis habe Interesse an mir . Von wegen! Er würdigte mich keines Blickes.
Christoph hatte keine Lust mehr. »Zu den Pferden könnt ihr allein. Ich geh ins Haus rüber«, verkündete er. »Die Verpflegung hier ist äußerst spärlich. Ich will mir schon mal eine gute Ausgangsposition sichern. Vorsprung vor den anderen. Den Schnecken sozusagen«, fügte er mit einem Grinsen hinzu.
»Ich komm auch nicht mit«, meinte Stefanie.
»Wirst du auch nie satt hier?«, erkundigte sich Christoph.
Sie lachte. »Nein, das ist es nicht. Aber ich kriege bei Pferden immer Niesanfälle, möglicherweise habe ich eine Pferdehaarallergie.«
»Gibt’s das auch?«, fragte Jannis. »Ich kenn nur Katzenhaarallergie.«
Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken. Stefanie wandte sich an mich. »Aber hast du nicht gesagt, dass …«
»Ich glaube, wir müssen uns beeilen«, fiel ich ihr ins Wort. »Wollten wir nicht zur Weide rübergehen?«
Stefanie guckte unfreundlich und murmelte: »Du lässt die Leute auch nie ausreden, was?« Aber dann trottete sie hinter Christoph zur Jugendherberge zurück. Ich atmete auf.
Mit Jannis und Olli schlenderte ich zur Pferdewiese hinüber. Ich hatte die irrsinnige Hoffnung, dass Anke aus welchen Gründen auch immer nicht da sein würde. Vielleicht hatte ein Starfotograf aus Hamburg oder New York sie als Model der Zukunft entdeckt.
Aber schon von Weitem sah ich sie neben den Pferden stehen. Sie hatte sich ziemlich gestylt, passend zur ländlichen Umgebung: Jeans, rot-weiß karierte Bluse und eine graue Flanelljacke. Die Jacke kam mir bekannt vor. Klar, die musste sie von Natascha ausgeliehen haben. Vielleicht wollte Anke sie damit auf die Palme bringen, wie sie mir versprochen hatte.
Dieses Bild werde ich nie vergessen: Anke mit ihren goldblonden langen Haaren in der milden Abendsonne, hält den Pferden Gras hin. Kein Wunder, dass sich Jannis in sie verliebt hatte. Unwillkürlich sah ich an mir herunter: Ich war verschwitzt und die Sicherheitsnadel am Bund der Jogginghose war deutlich zu sehen. Jetzt hätte ich mich wirklich am liebsten in Luft aufgelöst.
»Oh«, sagte Anke und guckte ziemlich überrascht. »Wart ihr joggen?«
»Nein, wie kommst du denn darauf?«, fragte Olli.
»Aber …«, fing Anke an, aber dann hatte sie kapiert. »Du
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