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Freche Mädchen... 10: Headline mit Herz

Freche Mädchen... 10: Headline mit Herz

Titel: Freche Mädchen... 10: Headline mit Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Sahler
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ist!
    Ihre Eltern sind wirklich eine Katastrophe. Ich war vielleicht zwei- oder dreimal zu Besuch. Wenn wir uns überhaupt nachmittags treffen, dann ist es, ohne dass wir es aussprechen, klar, dass Lotta zu mir kommt.
    Ihre Eltern arbeiten beide bei der Stadt Köln im Rathaus, irgendwelche Sachbearbeiterjobs. Sie sind wahnsinnig stolz, eine Überfliegerin wie Lotta zur Tochter zu haben. Als sie in der Grundschule eine Klasse übersprungen hat, hätten sie es am liebsten in den Express gesetzt oder bei Radio Köln durchgegeben, wie Lotta mir erzählt hat. Für die ist nichts wichtiger als die schulische Leistung ihrer Tochter. Sie glauben, dass es damit zackig bergab ginge, wenn sie anfinge, Spaß am Leben zu haben.
    Ich bin bestimmt nicht die ultimative Partygängerin! Aber eine Schulfete mit Musik und ein bisschen Quatschen – das kann man sich doch mal genehmigen nach dem Stress in der Woche. Davon wird keine zur Sitzenbleiberin!
    »Soll ich mit deinen Eltern reden?«
    Lotta stoppt abrupt, kreischt auf und schlägt sich die Hände vor den Mund. »Bist du wahnsinnig?«, quietscht sie durch die gespreizten Finger. »Vergiss das mal schnell wieder! Weißt du, was passieren würde, wenn du bei uns deswegen auf der Matte stündest? Sie würden mir den Umgang mit dir verbieten, damit du mich nicht verderben kannst.«
    »Oh.« Ich schlucke. »Bist du sicher, dass deine Eltern nicht heimlich einer Sekte angehören und dich mit vierzehn in die Gemeinschaft einführen wollen? Vielleicht haben sie im Keller bereits einen Stuhlkreis mit schwarzen Kerzen drum herum aufgebaut und …«
    »Wenn es nicht so traurig wäre«, sagt Lotta, »wäre es echt ein Witz. Aber ich kann es nun mal nicht ändern. Und ehrlich – wegen einer Klassenfete zu stressen … Darauf habe ich auch keinen Bock. Wenn mal etwas wirklich Wichtiges ist, von dem ich denke, davon hängt jetzt mein Leben ab, ob meine Eltern mir das verbieten oder nicht, dann haue ich auch auf den Pudding. Ich schwöre«, sagt sie und grinst mich wacklig von der Seite an, während wir wieder weiterschlendern.
    »Ach, menno.« Ich kicke ein Steinchen zum Ufer. Und treffe eine Taube, die irritiert davonflattert. Ups. »So schade, dass du nicht mit dabei sein wirst.« Immer das Gleiche mit ihren Eltern. Peinlich, echt.
    Ich kann verstehen, dass Lotta niemandem davon erzählt, wie streng es bei ihr zu Hause zugeht. Selbst Jenny und Amelie wissen nicht, dass Lotta vieles nicht darf, was für uns andere voll normal ist.
    Ich unterstütze Lotta nach Kräften und stärke sie in ihren kleinen Schwindeleien, damit die anderen nichts raffen. Für die Schulfete wird sie sich wahrscheinlich wieder ausdenken, dass sie Kopfschmerzen oder ihre Tage hat.
    Zwischen Lottas und meinen Eltern liegen Welten. Ich kann mir nicht einmal vorstellen, dass meine Eltern mir bei so einem Pipikram wie einer Stufenfeier reinreden. Wenn ich genau darüber nachdenke, frage ich sie gar nicht, ob ich da hingehen darf oder nicht. Da wird irgendwann erwähnt, dass ich auf der Rolle bin, Papa erkundigt sich, wann er mich abholen soll, und aus die Maus.
    Meine Eltern haben mal gesagt, dass sie mir so viele Freiheiten geben, wie ich brauche, solange sie sich auf mich verlassen können.
    Wenn wir zum Beispiel vereinbaren, dass Papa mich um halb elf abholt, dann sollte ich möglichst nicht erst um Viertel vor elf am Schultor stehen. Das käme nicht gut.
    Aber solange ich mich an die Regeln halte, gibt es bei uns keine schwachsinnigen Diskussionen.
    Gut möglich, dass das auch etwas damit zu tun hat, dass Lotta Einzelkind ist und ich noch zwei Brüder habe. Als drittes Kind hat man es sowieso leichter als eine behütete Prinzessin.
    Meine Brüder machen, solange ich sie kenne, immer das, was sie wollen. Es sähe wahrscheinlich bescheuert aus, wenn meine Eltern mit mir anders umspringen würden. Zugegebenermaßen ist das, was meine Brüder anstellen, auch nichts, wofür sich Eltern schämen müssten.
    Schwachmat Hendrik bringt ordentliche Schulnoten nach Hause und steht jedes zweite Wochenende mit Riesenfoto in der Zeitung als künftiger Handballprofi.
    Der beste aller Brüder – Paul – ist im Sommer zu einem Highschool-Jahr in die USA geflogen, was meine Eltern großartig finden. Sie sehen ihre Kinder gern als »Weltenbürger«. Ich fand das weniger prickelnd, denn alles, was Hendrik an Nettigkeit fehlt, hat Paul mit seinen siebzehn Jahren tausendfach.
    Als Paul mit seinen Koffern am Flughafen Köln/Bonn stand und

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