Freche Mädchen... 10: Headline mit Herz
baut sich vor mir auf. »So allein, bella Señorita?«
Ich verdrehe die Augen.
»Darf ich dich mal auf etwas aufmerksam machen?«
Ich ziehe die Brauen hoch. Was will der Spacken? »Auf was denn?«
Er weist mit beiden Daumen auf seine Brust, das Zahnpasta-Grinsen blendet fast. »Auf mich!«
Milan neben ihm beömmelt sich. Muhahaha.
Ich blicke demonstrativ gelangweilt an den beiden vorbei, die glücklicherweise nun weiterziehen, um jemand anderem eine Frikadelle ans Knie zu labern. Hauptsache, aus meiner Hörweite.
Salvatore und Milan sind die übelsten Nervtöter aus unserer Klasse, aber alle anderen liegen dichtauf. Kein Wunder, dass ich mich mit meinen drei Liebsten abseitshalte, oder? Das sollen die gefälligst respektieren.
Ich seufze und mache einen runden Rücken, während der vibrierende Bass aus den Boxen zwischen meinen Ohren hämmert, als hielte mir jemand einen Bohrer an die Schädeldecke.
Dass Lotta Kopfschmerzen hat, haben mir Jenny und Amelie ohne Nachfragen sofort abgenommen. Aber für mich ist es nun für Ausreden zu spät. Ich muss da jetzt durch und ärgere mich still in mich hinein.
Was ich in den Stunden alles am Laptop zu Hause auf die Beine hätte stellen können!
Vielleicht wäre mir gerade heute der Artikel mit Weltniveau eingefallen, der …
»Hallo.«
Ich zucke zusammen und löse meinen Blick von den Schuhen auf der Tanzfläche.
Hätte nicht genau in diesem Augenblick die Musik gestoppt, hätte ich wahrscheinlich gar nicht gehört, dass ich hier freundlich begrüßt werde.
Ich sehe einen Typ in Lederjacke und mit dunkler Jeans. Unter der Jacke lugt ein hellgrauer V-Pulli mit weißem Shirt hervor. Er hat die Hände in die Taschen der Hose gesteckt und smiled mich an – ein Lächeln, das wirkt, als müsste er es sich abringen und als gehöre es eigentlich nicht in sein Gesicht. Hab ich ihn angequasselt oder er mich?
»Hallo«, sage ich und imitiere sein gezwungenes Lächeln, obwohl mir eigentlich gefällt, was ich sehe. Schnuckelig. Ich kenne den Typen nicht, wahrscheinlich hat ihn jemand mitgeschleppt, aber er wirkt ziemlich erwachsen mit seiner Lederjacke und dem blonden Wuschelkopf. Die Farbe seiner Augen kann ich bei dem Dämmerlicht nicht erkennen, tippe aber auf nussschokobraun.
Ein Neuer in der Oberstufe?
»Du siehst nicht aus, als hättest du den Megaspaß hier«, sagt er, während nun softe Schmusemusik aus den Lautsprechern dudelt und die Leute auf den Tanzflächen, wie von unsichtbaren Magneten gelenkt, zu Pärchen andocken. Aus dem Augenwinkel bemerke ich, dass meine beiden Freundinnen von zwei Typen abgegriffen werden, die sie gleich eng an sich heranziehen. Ich kann allerdings nicht erkennen, ob ihnen das passt oder nicht. Auf jeden Fall kehren sie nicht zu mir zurück, was mir im Moment nicht unrecht ist. Der Typ hier vor mir hat etwas in seinem Gesicht, das mich fasziniert. Vielleicht, weil er auf das bei Anmachen übliche Zahnpastawerbung-Grinsen verzichtet.
Vielleicht, weil seine zusammengezogenen Augenbrauen vermuten lassen, dass er es mit dem Sehen nicht weniger hat als mit dem Denken.
Keine Ahnung.
»Und du?«, gebe ich zurück.
»Nett hier«, sagt er. »Jetzt.« Wieder das bemühte Grinsen, dabei hat er gerade eindeutig ein Kompliment herausgehauen, oder etwa nicht?
Mir fällt nicht recht ein, was ich erwidern soll. Wenn er mich schon anquatscht, soll er mir auch was bieten.
»Hast du Bock zu tanzen?«
Schluck! Aber … immer noch besser, als hier grübelnd herumzusitzen oder sich vielleicht einen weiteren Text von Salvatore anhören zu müssen … Der Typ scheint auch weder nach Schweiß noch nach Käsefüßen zu müffeln. Als er nach meiner Hand greift, um mich zur Tanzfläche zu ziehen, merke ich erleichtert, dass seine Hände trocken sind.
Und warm.
Und irgendwie … zart. Na also. Warum nicht?
Ich lege die Hände auf seine Schultern, er umfasst meine Taille. So starren wir aneinander vorbei mit ungefähr einem Meter Abstand zwischen uns.
Wir brauchen nicht lange, um den gleichen Rhythmus zu finden.
Es fühlt sich gut an.
»Du sahst gerade aus, als wärest du tief in Gedanken versunken«, sagt er. »Ich dachte, ich frage mal nach, was dir durch den Kopf geht.«
Ich grinse ihn an. »Warum, glaubst du, sollte ich jemandem meine Gedanken erzählen, dessen Namen ich nicht kenne?«
Jetzt lacht er. Das klingt angenehm, prickelnder noch als die gefühlvolle Rockmusik aus den Boxen, sodass mir ein Schauer den Rücken hinabläuft, und ich
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