Freche Mädchen... 10: Headline mit Herz
meinem Zimmer können wir die Liste durchgehen.« Ich hätte zwar gern noch an Philipps Seite die Septembersonne bis zum Abend genossen, aber meine Freunde sind nicht mehr zu bremsen.
Vanessa läuft uns allen voran, Valentin hinterher – aber der Stubenhocker ist zu untrainiert, um meine Freundin mit ihren langen Beinen einzuholen.
Wir anderen trotten gemächlich in Richtung Villa Wildsee, wo uns Smutje, der alte Hund meines Opas, mit heraushängender Zunge und wedelndem Schwanz begrüßt. Ich kraule ihn zwischen den Ohren und gebe ihm ein Leckerli, das ich immer in der Tasche habe.
Wer nimmt wen?
Um meinen Laptop gibt es kurz darauf Gedränge, als ich das Mailprogramm hochfahre und den Anhang öffne.
Auf dem Bildschirm sehen wir eine Liste mit Namen und dazugehörigen Fotos und jeweils einen kurzen Vorstellungstext.
Vanessa stößt ein Kreischen aus, als ich das Portrait von E. Rasmussen vergrößere: ein hellblonder Typ mit ganz ebenmäßigen Gesichtszügen, einer glatten Haut und hübschen grauen Augen. Er schaut ganz ernst in die Kamera. »Ist der süß!«, schreit sie mir ins Ohr und ich beuge mich von ihr weg, damit mir das Trommelfell nicht platzt.
»Er interessiert sich für Hockey, Kochen und Kino«, liest Valentin vor.
»Das passt ja perfekt!«, ruft Vanessa hysterisch.
»Höäh?«, macht Nasi. »Seit wann weißt du denn was von Hockey?«
Vanessa macht eine wegwerfende Handbewegung. »Ach, darauf kommt es doch nicht an. Ich sehe gleich, dass dieser Typ genau der Richtige für mich ist. Und Kochen und Kino kann ich auch!«
Die anderen lachen, aber für Vanessa ist die Sache bierernst. Sie springt auf und kramt unerlaubt auf meinem Schreibtisch herum, bis sie mit einem pinkfarbenen Notizzettel und einem Filzstift zurückkehrt. Sie legt den kleinen Zettel in ihren Handteller und notiert die E-Mail-Adresse von Elin Rasmussen. Dann blickt sie sich in der Runde um. »Oder meldet sonst noch jemand Ansprüche auf ihn an?« Ihr Ton macht deutlich, dass sie bis zum bitteren Ende um diesen Typen kämpfen würde, falls einer von uns tatsächlich ebenfalls Interesse an einem Mailkontakt zu ihm hätte.
Aber wir schütteln den Kopf und rufen »Nö«, während ich die Liste weiter durchgehe.
»Schaut mal, der sieht aber sympathisch aus.« Wiebke tippt mit dem Zeigefinger auf Liam Liljeberg, ein freundlich blickender Typ mit dunkelblondem Kraushaar und Käppi. Er sitzt in der Schulbücherei und gibt als Hobbys Lesen und Basketball an.
»Ja, der wirkt nett«, stimme ich ihr zu. »Übernimmst du ihn?«
»Warum nicht?« Wiebke zuckt die Schultern, lässt sich von Vanessa einen Zettel aushändigen und notiert sich Liams Adresse. »Wenn er sich für Bücher interessiert, gehen uns die Themen bestimmt nicht aus.«
Im Gegensatz zu Vanessa lesen Wiebke und ich sehr viel und tauschen auch ständig unsere Lieblingsbücher aus. Mit einem Typen, der eine Vorliebe für Bücher hat, wird sie sich sicher bestens verstehen. Und er profitiert, weil er seine Deutschkenntnisse verbessern kann. Optimal also.
»Oh, hier ist eine, die Pferde liebt.« Ich stoppe bei Maja Hallgren, von der wir ein Foto auf einer Pferdekoppel sehen. Sie hat den Arm um ein Pony gelegt und strahlt in die Kamera. »Und hier steht es auch: Interessen sind Pferde und Sport. Ich glaube, der schicke ich mal eine Mail.«
Philipp tätschelt meinen Arm und grinst. »So ist es recht.«
Mit gerunzelter Stirn wende ich mich ihm zu. »Wie meinst du das denn?«
Er hebt die Schultern. »Na, finde ich prima, dass du dir ein Mädchen und keinen Typen aussuchst. Ist doch logisch, oder?«
»Hä? Was soll das denn jetzt?«, fahre ich ihn an. Das gibt’s ja wohl gar nicht, oder? Was macht es für einen Unterschied, ob ich ein Mädchen oder einen Jungen wähle, um mit ihm zu mailen?
»Reg dich ab, Lilly.« Philipp lacht. »Ich finde diese Maja auch ganz nett auf dem Foto. Und dass Pferde ihr Hobby sind, macht sie doch ideal als Kontakt für dich.«
»Nee, nee, so hast du das nicht gemeint«, fahre ich ihn an. »Ich glaube, du meinst, wenn ich einen Jungen wähle, will ich auch mit ihm flirten, oder?«
»Na, das liegt doch auf der Hand, oder?« Philipp macht große runde Augen, aber in seinen Mundwinkeln sitzt ein freches Grinsen.
»Das ist völlig oberflächlich gedacht, Philipp!« Ich bin nun richtig wütend. »Ich kann wählen, wen ich will, und wenn mich einer der Jungen interessieren würde, wäre das auch okay, denn ich habe überhaupt keinen Bock zu
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