Freddie 03 - Wann heiraten wir Freddie
alle, weil der Zug hier abends um sieben abgeht statt mitten in der Nacht. Alle haben gerade jetzt soviel mit dem Lammen zu tun, und sie arbeiten den ganzen Tag — da fände ich’s richtig abscheulich, einen der Männer um diese Zeit heraustrommeln zu müssen. Abends kann Liz mich leicht hinbringen.«
Jonathan klang nicht begeistert. »Also gut«, sagte er, »aber paß auf, daß sie rechtzeitig abfährt, ja? Sie kommt mir reichlich überspannt vor. Ich wünschte wirklich, ich wär’ nicht so überlastet. Dann könnte ich ’raufkommen und dich geradewegs hinüberfahren. Mir gefällt der Gedanke keineswegs, daß du da in der Nacht so alleine herumstrolchst.«
Und da war Freddie noch froher, daß sie ihm diese nächtliche Expedition nicht anvertraut hatte. Jonathan hörte sich nicht so an, als setzte er großes Vertrauen auf Liz’ Fahrtüchtigkeit. Liz unterhielt sich abends gerade in der Küche mit Freddie, als Ian hereinkam. Er hatte Maxwell besucht und von ihm den beabsichtigten Ausflug der beiden Mädchen erfahren. Er verließ eben das Krankenzimmer, als er auf Liz stieß, die wie gewöhnlich sofort in Angriffsstellung überging.
»Vermutlich fängst du jetzt zu unken an und sagst, wir werden den Tod finden, falls wir heut nacht eine harmlose kleine Spazierfahrt in einem erstklassigen Auto unternehmen?« begann sie kampflustig, aber sein Lachen entwaffnete sie.
»Nichts davon, ich hab’ mir nur gedacht, du würdest mich vielleicht diese Pflegerin abholen lassen. Ich — ich würd’ ganz gern fahren.«
Eine unsinnige Behauptung, die Liz jedoch auftaute. In einem ihrer jähen Stimmungswechsel sagte sie: »Das ist wirklich lieb von dir, aber du hast deinen Schlaf genauso dringend nötig wie die anderen Männer. Du arbeitest genauso schwer. Und wir möchten so gern fahren, Ian. Es wird lustig werden.«
»Na, wenn du’s gern möchtest, wirst du deinen Dickschädel auch bestimmt durchsetzen. Das ist das Schlimme bei dir. Du wickelst jeden um deinen kleinen Finger, sogar Mrs. Wells. Was du brauchst, ist...«
»Ein guter, treuer Mann, der auf mich aufpaßt«, und das mit einem Blick aus ihren grünen Augen, der Louisa entsetzt hätte und Ian in Lachen ausbrechen ließ. Er schüttelte den Kopf und trat geschlagen den Rückzug an.
Die beiden Mädchen gingen früh zu Bett, und Freddie stellte den Wecker auf halb eins. Jock schlief in Maxwells Haus, Liz, die keine Nerven zu besitzen schien, blieb allein bei sich daheim, sollte aber auf eine Tasse Tee herunterkommen. Freddie war schon auf und fix und fertig angezogen, als der Wecker rasselte. Sie ging in die Küche und bewegte sich fast geräuschlos, um die schlafenden Männer nicht aufzuwecken. Ein paar Minuten später ließ sich ein leichter Schritt auf der hinteren Veranda vernehmen und Liz schlüpfte in den Raum. Wie üblich trug sie eine grobe Baumwollhose, eine dicke Wolljacke und eine Windbluse, und ihre Augen funkelten vor Abenteuerlust.
»Wir dürfen Paps auf gar keinen Fall wecken, falls er sich’s noch mal anders überlegt. Er hat damit schon heute abend vor dem Herunterkommen angefangen, und ich mußte ihm versprechen, daß wir sofort anrufen, wenn wir auch nur in die geringste Klemme geraten, selbst wenn wir dafür ein paar bedauernswerte Leute aus dem Bett holen müßten.«
»Ich glaube gar nicht einmal, daß wir das nötig haben. Ich hab’ nur Angst, es könnte vielleicht ein riesiger Baum quer über der Straße liegen.«
»Nein, die ist in Ordnung. Ian hatte den Tierarzt heut nachmittag oben, und er mußte zugeben, daß Jack Grant unterwegs keinen Ärger hatte... Der Tee ist prima! Ist da Paps am Schnarchen oder Max? Paps, möchte ich wetten. Ich glaube, Max brächte es überhaupt nicht fertig, so was Unanständiges wie schnarchen zu tun. Bist du soweit? Freddie, das ist doch wirklich ein Erlebnis!« Und die beiden tauschten ein triumphierendes Lächeln miteinander, das einfach nur besagen sollte, daß sie letzten Endes doch ihren Willen durchgesetzt hatten.
Der Wagen sprang sofort an, und sie glitten rasch die Zufahrt hinunter und hinaus auf die Straße, während Freddie immer wieder nervöse Blicke über die Schulter zurückwarf, aus lauter Angst, es könnte plötzlich ein Licht angehen. Im Haus indessen blieb alles dunkel, und Liz schöpfte erleichtert Atem, als sie den Hügel hinaufsteuerte und Gas gab. Einen Augenblick später rief Freddie: »Schau doch bloß, im Wardschen Haus brennt Licht. Du glaubst doch nicht etwa, daß Ian hinter
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