Freddie 03 - Wann heiraten wir Freddie
uns herfahren will?«
Liz lachte. »Nein, so was würde er nie tun. Wahrscheinlich ist er hinausgegangen, um nach einer kranken Kuh zu sehen. Ich hab’ dir doch gesagt, er hatte den Tierarzt heut nachmittag da. Er meint, sie würde schon wieder in Ordnung kommen, aber Ian gehört zu den ganz Gewissenhaften.«
Eine Fahrt in einem dunklen Wagen ist ganz dazu angetan, der Verschwiegenheit den Laufpaß zu geben. Also sagte Freddie: »Ian gefällt mir riesig. Er ist so zuverlässig und na ja — irgendwie schlicht ohne im geringsten dumm zu sein. Viel netter als Derrick.«
Sie dachte, sie kenne Liz inzwischen wirklich gut genug, um sich diese Meinungsäußerung erlauben zu können. Liz’ Stimme klang diesmal ernst, als sie zurückgab:
»Ich weiß schon, Ian ist verläßlich und alles, aber mit Derrick ist es lustiger... Ich meine, man könnte sich ganz und gar darauf verlassen, daß Ian stets gutgelaunt heimkäme und fragte: >War der Tag schön für dich, Liebes? Wie steht’s mit dem Tee?< sobald er nur zur Tür hereinschaut. Aber bei Derrick wärst du dir da nie sicher.«
»Bestimmt nicht, und ich finde das nicht besonders schön bei dem eigenen Mann. Jedenfalls kann ich mir nicht denken, daß Derrick überhaupt vorhat, irgend jemandes Ehemann zu spielen. Er wird sich eine lange Zeit herumamüsieren und dann ein Mädchen mit einem Haufen Geld heiraten, oder eine, die Zirkusreiterin ist oder eine, die sonst was Auffallendes und Ungewöhnliches tut.«
Liz schwieg eine Weile und sagte dann: »Er bleibt nicht mehr lange hier. Er ist ja nur für sechs Monate hergekommen, und sobald die Lammzeit vorbei ist, muß er auf seine eigene Farm gehn . Hört sich nach einem phantastischen Besitz an.«
Ihr Ton klang sehnsüchtig, und Freddie sagte lebhaft: »Zweihundert Meilen weit weg. Du würdest nie deinen Vater oder Max oder Mrs. Wells sehen können. Aber Liz, ich glaube einfach nicht, daß Derrick zu den Heiratswütigen gehört. Ich weiß, was ich sage, klingt sehr gescheit, aber ich hab’ drei Jahre Krankenhauserfahrung hinter mir, und natürlich sieht eine Pflegerin eine Menge Männer, die sich mit ihr gern eine schöne Zeit machen würden. Im Anfang war ich ein komplettes Unschuldslamm, aber bald schon lernte ich, Männer abzuschätzen, und ich kann die richtigen jetzt ganz schön schnell herausklauben.« Sie lachte kurz auf. »Aber schließlich haben mir die besonnenen Typen immer am besten gefallen, auch wenn sie nicht so lustig sind.« Und das erinnerte sie mit einem leichten Gewissensbiß an Jonathan, weil sie ihm von diesem nächtlichen Abenteuer nichts erzählt hatte.
Es wird Zeit, dachte sie, das Thema zu wechseln. Liz schwieg, steuerte mit der ihr eigenen Sorgfalt und Zuverlässigkeit, und Freddie stellte fest: »Ich glaube fast , ich bin die einzige Zweiundzwanzigjährige in Neuseeland, die nicht fahren kann. Ich wünschte, ich könnte soviel wie du, Liz.«
»Was für ein Blödsinn! >Du kannst viel, du tust viel.< Was denn zum Beispiel?«
»Einen Haushalt führen und Autofahren und eine Menge von Vieh verstehen.«
»Es würde dir nicht viel nützen, was vom Vieh zu verstehen, wenn du in der Stadt lebst. Viel wichtiger, was von Menschen und Krankheiten zu verstehen. Was das Autofahren betrifft, das wirst du schon lernen, sobald du verheiratet bist. Aber laß es dir ja nicht von Jonathan beibringen. Paps versuchte es mir zu zeigen, und ich ging prompt nach Hause. Danach probierte es Bill mit mir, und ich biß ihn.«
»Was?«
»Biß ihn. Ich schäme mich ja ziemlich darüber, aber ich hab’s tatsächlich getan. Schau, er fuhr leicht aus der Haut. Ich lernte es auf einer Koppel, und da gab’s weit und breit nur einen einzigen Baumstumpf, und irgendwie peilte ich ihn geradewegs an. Oh, ich hätte schon rechtzeitig abgedreht, aber er faßte mir ins Steuerrad mit einer Art Aufheulen und zerquetschte mir beinah die Hand. Also hab’ ich ihn gebissen. Ach, nicht arg. Nur zwei kleine Zahnspuren.«
Beide prusteten los, und Freddie sagte: »Jetzt kommen wir in den Busch. Das ist der Teil, der mir Angst macht. Er ist so finster und einsam, nicht?«
»Ich bin dran gewöhnt und mag ihn... Oh, was ist das?« Sie trat rasch auf die Bremse, gerade noch rechtzeitig, um einem Wagen auszuweichen, der zur Seite gekippt auf der Straße lag. »O je, jemand hat’s erwischt. Ich möcht’ wissen, ob sich irgendwer dabei verletzt hat.« Und sie hielt an und sprang heraus.
»Schau doch bloß, er ist auf dem lockeren Schotter
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