Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
Verkehrsmittel je benutzt hat, ein Taxi. Zumal die Wahrscheinlichkeit, dass er selbst genug Geld in der Tasche hatte, um auch nur ein Busticket kaufen zu können, gegen Null ging.
Es gab einfach kaum Orte, wo es für ihn notwendig gewesen wäre, Bargeld dabei zu haben. In den zwölf Jahren, die ich ihn kannte, bin ich nur zwei Mal mit ihm im Kino gewesen. Einmal sahen wir uns in einem Kino in Manhattan
Jäger des verlorenen Schatzes
an, wobei ich zahlte. Er fand es aufregend, dass zwei Grüppchen von Freunden einander mit Popcorn bewarfen, und obwohl er dadurch einige der Dialoge verpasste, gefiel es ihm, dass das Publikum laut schrie und lachte, wie man es eher im Theater als im Kino erwarten würde. Ungefähr in der Mitte des Films sieht man, wie eine Fliege einem der Schauspieler, der einen der befehlshabenden deutschen Soldaten spielt, ganz offensichtlich in den Mund krabbelt. Spielberg, den Freddie sehr bewunderte, hatte beschlossen, die Szene nicht rauszuschneiden. Als Freddie und ich sie dort sahen, sprang ein paar Reihen vor uns ein großer schwarzer New Yorker auf und brüllte: „Eine Fliege! Der Typ hat gerade die Fliege gefressen!“
Freddie war völlig baff. Er hatte Bauchschmerzen vor lachen.
Beim zweiten Film, den wir uns ansahen, hätte mir vorher klar sein müssen, dass das Ganze in einer Katastrophe enden würde. Es war in München, wo wir uns mit einer Gruppe von ungefähr zehn Leuten — darunter Barbara Valentin und Winnie Kirchberger — im Kino
Die unendliche Geschichte
anschauen wollten. Es dauerte etwa zehn Minuten, bis Freddie sich zu mir drehte und meinte: „Ich verschwinde hier. Das ist doch albern!“
Auch wenn er wusste, dass er den Film in München auf Deutsch sehen würde, hätte er dennoch nicht damit gerechnet, dass es nicht einmal englische Untertitel gab. Ich schätze, er fand das extrem frustrierend. Er verstand zwar ein paar Brocken Deutsch, musste aber verärgert feststellen, dass es offensichtlich etliche Scherze gab, die er nicht mitbekam und über die seine übrigen Freunde herzlich lachen konnten. Im Extremfall mag er sich sogar eingebildet haben, sie würden über sein offensichtliches Unverständnis lachen. Davon abgesehen langweilte Freddie sich so schnell, dass es ihm schlicht unmöglich war, anderthalb Stunden in einem Sessel zu sitzen und sich etwas anzuschauen, das ihn langweilte. Es gab nur wenige Dinge, die er von vorne bis hinten aushielt, und so traf er eine recht strenge Auswahl, wenn es darum ging, sich irgendetwas in der Öffentlichkeit anzusehen. Im Allgemeinen besuchte er nur solche Veranstaltungen, bei denen spezielle Freunde von ihm mitwirkten. Es gab allerdings auch ein oder zwei Sachen, die er ganz gezielt aufsuchte, weil er sie sehen wollte — wie ein bestimmtes Theaterstück, über das seine Freunde vom Fach, auf deren Urteil er vertraute, so viel Gutes erzählt hatten.
Aus diesem Grund sah er sich Filme fast nur auf dem Bildschirm an. Er bat uns nie darum, irgendwelche Filme für ihn auszuleihen, damit er sie sich zu Hause anschauen konnte. Er hatte allerdings ein paar Bänder mit Filmen, die wir auf seinen Wunsch hin für ihn aus dem Fernsehen aufgenommen hatten. Am häufigsten liefen davon
Manche mögen’s heiß
und
Die Frauen
von George Cukor, bei dem er beinahe sämtliche Dialoge auswendig mitsprechen konnte. Er liebte
Imitation Of Life
[
Solange es Menschen gibt
] mit Lana Turner. Allein der Titel gefiel ihm. Er schien merkwürdig zutreffend für einen Menschen wie Freddie, dessen Leben in vieler Hinsicht nur ein Spiegelbild des wahren Lebens anderer Menschen war. Ich kann mich an einige Male erinnern, wo er gegen Ende des Films in Tränen aufgelöst war, wenn Susan Kohner in der Rolle der auf Abwege geratenen Tochter von Juanita Moore zu spät zu Juanitas Beerdigung kommt und versucht, sich auf den weißen Sarg zu werfen, der bereits auf einer Bestattungs-Kutsche weggefahren wird.
Das war zu viel für einen Popstar in seinem Wohnzimmer.
Solche Dinge mögen nebensächlich oder gar überflüssig wirken, aber ich muss noch einmal darauf hinweisen, dass ich hier versuche, den Alltag zu beschreiben, der für sich genommen eben oft auch völlig gewöhnlich ablief. Ich schätze, viele Leute werden diese Situation aus ihrem eigenen Leben kennen. Freddie bildete da keine Ausnahme. Aber selbst wenn er sich von dieser speziellen Szene anrühren ließ, die ich gerade beschrieben habe, war ihm doch auch immer bewusst,
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