Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
einige ihrer Vorschriften umgehen.
Seltsamerweise hatte Freddie in gewisser Hinsicht eine Abneigung gegen ältere Leute. Für ihn musste alles entweder ganz neu oder richtig antik sein. Das galt auch für Menschen. Er hielt nichts davon, die Eltern seiner Freunde kennenzulernen oder sich mit ihnen abzugeben. Ich muss allerdings dazu sagen, dass er meiner Mutter einmal, als sie ins Krankenhaus musste, einen riesengroßen, wundervollen Blumenstrauß geschickt hat. Aber im normalen Alltagsleben interessierten ihn die Familien anderer Leute nicht. Es war beinahe so, als ob er keine weiteren Beziehungen hätte als die zu seinem engsten Familienkreis, und selbst dessen Gegenwart erwies sich oft als mehr, als er ertragen konnte. Wenn man sich mit ihm unterhielt, kam es einem fast so vor, als ob er gar keine Kindheit gehabt hätte.
Sein Leben schien in der Viktoria Road in London W8 begonnen zu haben. Denn erst dort, fern von seiner Familie, konnte er endlich anfangen, ganz er selbst zu sein.
Es war, als wäre er sein ganzes Leben über ein Schmetterling gewesen. Das Puppenstadium hatte er übersprungen, und an sein Leben als Raupe hatte er keine nennenswerten Erinnerungen mehr. Er hätte es gehasst, ein alter Mann sein zu müssen, und ich glaube, das ist auch der Grund, warum es ihn nicht wesentlich härter traf, als er erfahren musste, dass er AIDS hatte. Und was Kinder anging, so hatte Freddie dazu immer nur einen Kommentar auf Lager: „Gebraten oder gekocht?“
Er war ganz klar dagegen, dass Mick Jagger, Elton oder The Who in ihrem fortgeschrittenem Alter noch auf der Bühne standen. Doch so sehr er das auch missbilligte — ich bezweifle stark, dass er dazu fähig gewesen wäre, selbst anders zu handeln. Sein frühes Ende ersparte ihm zumindest die Demütigung, einen auf jung machen zu müssen. Man sah ihm sein Alter niemals an, zumindest nicht, ehe er wirklich sehr krank war — und davor hatte er sich deutlich besser gehalten als die meisten seiner Zeitgenossen.
Frauen mochte er wirklich gerne, aber am sympathischsten waren sie ihm immer dann, wenn sie diese bestimmte Fähigkeit hatten, ein „echter Kerl“ sein zu können. Eigentlich teilte er Menschen nicht in Männer, Frauen und Kinder ein … er betrachtete sie alle schlicht als Leute, mit denen er gerne zusammen war oder eben nicht. Kategorien wie Mann, Frau, Kind spielten für ihn keine große Rolle — weder in Bezug auf Alter noch auf Geschlecht. Es war nicht so, dass er die Gesellschaft von Männern der von Frauen vorgezogen hätte. Das war einfach kein Thema für ihn.
Seltsamerweise habe ich irgendwie das Gefühl, dass man dazu noch mehr sagen müsste, aber es ist tatsächlich so, dass sich nicht mehr dazu sagen lässt! Freddie war, wie er nun einmal war, und sein Wesen bestimmte natürlich in gewisser Hinsicht auch die Art von Leuten, mit denen er sich umgab. Aber solange ihre Gesellschaft ihn amüsierte, stellte Freddie keine besonderen Ansprüche an ihr Geschlecht oder ihre sexuelle Orientierung. Er ging davon aus, dass alle in seiner Nähe ein offenes Buch waren und keine Komplexe oder besonderen Abneigungen hatten. Da er in Gegenwart seiner Familie nicht normal sein konnte, musste er bei seinen Freunden normal sein dürfen. Und er war normal. Nicht gequält, nicht gestresst, nicht zerrissen … er war niemals etwas anderes als das, was seiner Ansicht nach völlig normal war.
Ein paar Worte zu seinen übrigen engsten Freunden, ohne eine bestimmte Reihenfolge: Seine Freundschaft mit Dave Clark begann mit einer Geschäftsbeziehung — genauer gesagt damit, dass Freddie bei den Aufnahmen zum Soundtrack für Daves Show
Time
mitwirkte. Freddie hatte schon immer große Stücke auf Dave gehalten, aufgrund des Geschäftssinnes, mit dem dieser seine musikalische Karriere gemeistert hatte. Dave dachte wie ein echter Geschäftsmann und hatte nie einen Manager gehabt, was Freddie sehr beeindruckte. Dave war ein wahrer Selfmademan, ein echtes Original aus den Sechzigern, vor allem im Rock’n’Roll. Und vor allen Dingen hatte Dave nicht nur sein Geld beisammengehalten, sondern nur noch mehr und mehr daraus gemacht, was Freddie äußerst löblich fand. Freddie sagte des Öfteren, wenn sein Verstand nur mehr wie der von Dave Clark wäre, dann könnte er weitaus wohlhabender sein. Aber angesichts der Umstände war es für Freddie nichtsdestotrotz genug, wenn er wusste, dass man ihn nicht hinterging. Belogen und bestohlen zu werden,
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