Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
sich ausnutzen zu lassen … das waren die wahren Albträume und größten Ängste seines Lebens, beruflich wie privat.
Aus Freddies erster Begegnung mit Dave Clark ging jedoch ihre einzigartige Freundschaft hervor. Für Freddie bot sie die Gelegenheit, mit jemandem reden zu können, der sich „in seiner Lage“ befand — sprich, dessen Leben ebenfalls den Einschränkungen seines Berufs und dem damit einhergehenden Ruhm unterworfen war. Sie konnten miteinander reden wie Gleichgestellte, und genau so verhielten sie sich auch. Bestenfalls war es so, dass Freddie das Leben etwas lockerer nahm als Dave, und das war es auch, was Dave wiederum an Freddie so faszinierte — dass Freddie eine Art moderne, aktualisierte Version seiner selbst war. Im letzten Jahr von Freddies Leben kamen die beiden einander sehr nahe, da Dave einer der wenigen Menschen war, denen Freddie gestattete, seinem Verfall beizuwohnen. Dave leistete Freddie Gesellschaft, während dieser seine Blut- und Plasma-Transfusionen bekam, und ich kann bestätigen, was für ein langer, anstrengender und aufreibender Vorgang das war.
Durch Dave kam Freddie in den Genuss eines Abends, der für ihn zu den bedeutsamsten seines Lebens zählte — eine Einladung zum Dinner
chez
Lord und Lady Olivier. Die Rede ist natürlich von Laurence und Joan Olivier. Die ganze Sache war so aufregend, dass keiner von uns zu Hause jemals genau herausfinden konnte, wie es dabei tatsächlich zugegangen war. Ohne Zweifel hatte er es absolut genossen, konnte jedoch kein einziges Gespräch wiedergeben oder berichten, wer wann was getan hatte. Dennoch bezweifle ich stark, dass es dabei übertrieben feucht-fröhlich zuging.
Aber es war ein Abend, der Freddie noch lange in Erinnerung blieb. Immerhin muss er sich schon zu Schulzeiten etliche der Shakespeare-Aufnahmen dieses berühmten Schauspielers angehört haben. Vielleicht wollte er diesen Abend auch genau deswegen ganz alleine für sich behalten — eben weil es ein so besonderer Anlass war. Je mehr Leuten man davon erzählt, desto schneller verliert sich das Außergewöhnliche.
In den letzten ein oder zwei Jahren distanzierte sich Freddie von etlichen seiner Freunde. Es muss sehr schwierig für sie gewesen sein, zu wissen, was vor sich ging, und trotzdem nicht darüber sprechen zu können — denn da Freddie sie nicht persönlich davon in Kenntnis gesetzt hatte, durften sie eigentlich offiziell nichts davon wissen. Dass keiner von ihnen irgendetwas davon in der Öffentlichkeit verlautbaren ließ, beweist, welchen Respekt sie dennoch vor seiner Freundschaft hatten und wie gut Freddies Menschenkenntnis funktionierte. Denn mit Sicherheit muss mancher von ihnen sich gekränkt gefühlt haben, dass er so auf Distanz gehalten wurde.
Man könnte durchaus behaupten, dass Freddie sich ebenso sehr in Städte und Länder verliebte wie in Menschen. Die frühen Achtziger waren ganz klar seine New Yorker Periode. 1983 bis 1987 folgte dann seine deutsche Periode — in erster Linie München. Vor New York, so könnte man wohl sagen, war die gesamte Welt sein Laufstall gewesen. Denn die Jahre bevor ich bei ihm war, verbrachte er damit, für Aufnahmen und Tourneen um die ganze Welt zu reisen. Ehe ich zu ihm kam, arbeitete er viel mehr — zumindest wenn man nach der Anzahl von Tagen und Stunden geht, die er auf der Bühne oder im Studio verbrachte.
In New York bestand Freddies unmittelbare „Familie“ neben Thor Arnold aus Lee Nolan, John Murphy und Joe Scardilli, die es verdient hätten, dass man noch mehr über sie berichtet. Sie alle kannten einander zwar auch vorher schon oberflächlich, aber es war Freddie, der die tiefe Bindung zwischen ihnen schuf und ihren jeweiligen Beziehungen zueinander eine weitaus größere Bedeutung verlieh. Lee war groß und dunkelhaarig und kellnerte in einem italienischen Restaurant. Wir alle waren ungefähr im selben Alter — Mitte zwanzig, Anfang dreißig. Lee war immer sehr lebendig und ein echter Spaßvogel. Er kam von außerhalb, hatte sich aber dem schwulen Lebensstil im Manhattan der Achtziger Jahre gut angepasst und war jederzeit für eine Party zu haben. Joe und John waren auch vorher schon gut befreundet gewesen, weil sie zusammen als Flugbegleiter für American Airlines gearbeitet hatten. Aufgrund ihres Arbeitsplans konnten sie immer nur gelegentlich an Freddies kleinen Partys teilnehmen. Aber wann immer sie in der Stadt waren, taten sie das mit dem größten
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