Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
Betracht, dass er etwas anderes sein könnte. Bekanntermaßen lehnte er einmal sogar ein Angebot über eine Million Dollar ab, die man ihm dafür bot, dass er eine Werbemelodie für Freixenet verfasste — den spanischen Schaumwein. Er sah sich selbst weder als Schauspieler noch als Lohnschreiber.
Was das Management angeht — egal, ob privat, finanziell oder geschäftlich —, so fühlte er sich offenbar sicherer, wenn er dabei mit Leuten zu tun hatte, die er kannte und die er als Freunde betrachtete. Er wusste ein gutes Management immer zu schätzen. Während meiner Zeit mit ihm konnte ich die Entwicklung mitverfolgen, bei der zunächst Jim Beach als Manager nur für die geschäftlichen Belange der Band zuständig war und Paul Prenter für die Privatangelegenheiten, ehe Jim Beach dann zum Manager der Band in allen Angelegenheiten wurde. Freddie und die übrigen Bandmitglieder brauchten eine Weile, bis sie Jim völlig vertrauten. Mit ihren früheren Verträgen mit Sheffield und Trident hatten sie sich die Finger bereits zu Genüge verbrannt und wollten dies keinesfalls wiederholen.
Es war zu einem großen Teil John Reid gewesen, der Queen gezeigt hatte, wie sie sich selbst managen konnten, und Freddie hatte viel von Reid gelernt und von all den anderen, die in der South Audley Street arbeiteten. Es war ein geschäftliches Vermächtnis, das Freddie nie vergessen sollte. Queen sahen und verstanden, wie ihre eigene Management-Firma funktionieren musste: mit einer guten PR, einer Pressestelle und einem Büro für Verwaltungsangelegenheiten, das auch die Fanclub-Aufgaben koordinierte.
Als Queen Productions schließlich in der Pembridge Road aus der Taufe gehoben wurde, war es eine nahezu perfekte Kopie dessen, was John Reid Enterprises zehn Jahre zuvor gewesen war — wobei Jim Beach die Rolle von John Reid einnahm. Inzwischen hatten Queen gelernt, welche Gefahren es mit sich brachte, wenn sie sich selbst managten, und worauf sie achten mussten, und ich glaube, sie waren alle vier erleichtert, als sie die Verwaltung ihrer Angelegenheiten an jemanden abgeben konnten, dem sie wirklich vertrauten. Freddie überließ es Jim und Paul Prenter, die Belegschaft für Queen Productions nach eigenem Gutdünken auszusuchen, und hat sich dabei nie auch nur im Mindesten eingemischt. Und es spricht ganz klar für die Mitarbeiter von Queen Productions, dass Leute wie Julie Glover oder Sally Hyatt auch zu einer Zeit noch für einzelne Bandmitglieder arbeiteten, als Queen weder live noch im Studio als Band aktiv waren.
Sowohl am Anfang seiner Karriere als auch in späteren Jahren betrachtete Freddie Plattenfirmen und deren Vertreter als unverzichtbare Schandflecken in der Landschaft seiner Karriere. Freddie liebte es, Musik zu kreieren. Er hasste es, wenn er Menschen, die hinter ihrem Schreibtisch saßen, beweisen musste, dass die Musik gut war. Ich muss allerdings auch sagen, dass Freddie und ich allein in den zwölf Jahren, die ich bei ihm war, Zeuge von grundlegenden Veränderungen innerhalb der Musikindustrie wurden. Soweit ich das beurteilen kann, war Ken East der einzige leitende Angestellte einer britischen Plattenfirma, mit dem Freddie sich je angefreundet hat. Ken war Geschäftsführer sowohl bei Decca als auch bei EMI gewesen, und Freddie war mit ihm und seiner Frau, der unvergleichlichen Dolly, gut befreundet. Mit Bhaskar Menon bei Capitol kam Freddie ebenfalls gut aus, während er die weiteren Mitarbeiter von EMI praktisch nie auch nur mit einem Wort erwähnte. Man muss allerdings dazu sagen, dass Freddie nie einen besonders guten Draht zu den „kleinen Leuten“ hatte, wie Leona Helmsley es bekanntlich einmal formulierte.
Dieses unterkühlte Verhältnis zu seiner Plattenfirma stellte eine massive Kehrtwende dar, denn zu Beginn seiner Karriere hatte er große Stücke auf Menschen wie Sir Joseph Lockwood gehalten, welcher damals EMI leitete und dessen Vorstellungsvermögen erfreulicherweise ebenso eklektisch war wie Freddies. Wenn ich so drüber nachdenke, dann hätte ich ohne Sir Joseph Lockwood wohl nie die Gelegenheit bekommen, dieses Buch zu schreiben, denn ohne ihn wäre Freddie nie zur Ballett Gala gekommen, und ich wäre heute vermutlich eher Chef-Garderobier beim Royal Ballet.
Freddies Entfremdung von den Plattenfirmen begann zu der Zeit, als die neuen Geschäftsführer sich als jünger herausstellten als er selber. Außerdem klang für ihn Punk — als dieser seinen großen Durchbruch
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