Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
von sich warf und der Frustration freien Lauf ließ, die sich in den letzten Stunden angestaut hatte, indem er über alles und jeden fluchte und schimpfte …
„Verdammte Scheiße! Das war wirklich das letzte Mal, dass ich für irgendwen zu so einer dämlichen Drecksveranstaltung renne! Die können mich alle mal!“
An diesem Punkt stieg ich aus dem Tourplan von Queen aus, denn Freddies neues Haus — Garden Lodge — hatte eine Eigendynamik entwickelt und brauchte jemanden, der fest dort wohnte und sich um das Kommen und Gehen der Maler und Handwerker kümmerte. Meine Rolle auf Tour trat ich an Joe Fanelli ab. Ich hatte meinen Spaß gehabt, aber nachdem ich so lange nicht zu Hause gewesen war, war es wohl an der Zeit, mich wieder häuslich niederzulassen. Immerhin hatte ich Ende 1979 angefangen und seitdem kaum mehr als ein paar Monate in England verbracht. Nun sollte Freddie die britische Lebensart ohne mich in die Welt tragen.
Nichtsdestotrotz hatte ich mit Live Aid zu tun.
Zwar sollte sich bei Live Aid Joe um Freddie und dessen Bedürfnisse kümmern, aber dennoch wurde ich früh an diesem Nachmittag, dem 13. Juli 1985, nach Wembley geschickt, um die Gestaltung der Umkleideräume zu inspizieren etc. Ich verbrachte einige sehr vergnügliche Stunden, in denen ich mit Musikern und Mitgliedern der Crew plauderte, die ich eine Weile lang nicht gesehen hatte. Eine gewisse Magie lag in der Luft. Aufgrund der schieren Größe der Show — sowohl was die Dauer als auch was die Masse an Künstlern anging — wurden dabei viele Dinge aus dem Stegreif entschieden.
Man hatte zwar nichts dem Zufall überlassen, aber es ließ sich nie ausschließen, dass es zu einer technischen Störung, einem Satellitenausfall oder einer ähnlichen Katastrophe kommen könnte. Ehe Freddie und der Rest der Band eintrafen, hatte ich mich darüber informiert, wo alles zu finden war, wonach ihnen der Sinn stehen könnte. Dazu gehörten natürlich auch die Bar für Bands und Crews sowie das Zelt vom Hard Rock Café, die beide von Musikern und Crewmitgliedern gleichermaßen benutzt wurden.
Der Platz für die Umkleideräume war ziemlich knapp, und wenn ich mich recht erinnere, gab es sechs davon, die abwechselnd benutzt wurden. Sobald eine Band mit ihrem Auftritt fertig war, musste sie ihre Garderobe umgehend für die nächste freimachen, fast wie bei der Royal Variety Show im Londoner Palladium Theatre. Ich konnte spüren, dass Freddie angespannt war, aber das lag sicher nur am unglaublichen Ausmaß der Veranstaltung. Es dauerte nicht lange und er lachte und scherzte hinter der Bühne mit allen, die er kannte. Tony Hadley von Spandau Ballet, David Bowie, Elton, die Jungs von Status Quo … es war ein regelrechtes Stelldichein für viele alte Freunde — den Veteranen eines langen Lebens für den Rock’n’Roll. Wenn man bedenkt, dass viele Bands oftmals einen Großteil ihrer Zeit auf Tour verbrachten, dann wird klar, dass etliche Freunde nur dann zusammenkamen, wenn sie sich unterwegs irgendwo begegneten.
Was Freddie an diesem Auftritt mit Besorgnis erfüllte, war die Tatsache, dass die Band wegen des Zeitplans bei Tag würde spielen müssen. Er ging nicht gerne bei Tageslicht auf die Bühne, weil man sich dabei viel mehr anstrengen muss, damit die Leute überhaupt etwas von einem sehen. In diesem Licht verblasst die Performance und die Spotlights sind praktisch nicht wahrzunehmen. Selbst mit Make-up war es fast nicht möglich, die Intensität seiner Persönlichkeit angemessen zu vermitteln. Alles würde ablaufen wie bei einer normalen Show, nur dass aus der Sicht des Publikums von den Feinheiten der Darbietung auf der Bühne nicht viel zu merken sein würde. Aber andererseits hatte Freddie sich bei seiner Show nie allzu sehr mit Feinheiten aufgehalten, und das sollte sich dann auch bei diesem Auftritt wieder zeigen.
Die Sache mit dem Tageslicht schien auch sonst keiner wirklich im Griff zu haben, denn alle lieferten gute, aber unspektakuläre Auftritte ab. Freddie wusste, dass er den störenden Effekt mit dem Licht irgendwie kompensieren musste und schon bald hatte er jeden einzelnen im Stadion — nicht nur die Zuschauer, sondern auch alle hinter der Bühne — um den Finger gewickelt. Das Filmmaterial, das es davon gibt, kann das Gefühl hinter der Bühne nur unzureichend wiedergeben. Selbst die anderen Musiker mussten neidlos anerkennen, dass Queen den besten Auftritt abgeliefert hatten.
Kurz gesagt
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