Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
war es egal, wie viele Leute mitmachten, solange das Spiel weiterging. Oftmals gab es vier Teams aus jeweils zwei oder drei Leuten. Er bestand darauf, dass jeder mitspielte, vom Assistenten bis zum Superstar. Ich vermute, dass da wieder seine Internatszeit zum Vorschein kam, zumindest war er beim Spielen ziemlich gnadenlos und um ehrlich zu sein kein besonders guter Verlierer. Wörterbücher wurden immer erst hinterher benutzt. Nur zu Sicherheit. Und letztlich war Freddie meist auf der Gewinnerseite. Er war ein kluger Kopf, nicht nur was die einzelnen Wörter anging, sondern auch in Hinsicht auf ihre beste Platzierung. An einem Punkt begannen wir auch, ein Reise-Scrabble mitzunehmen, aber die Flüge — vor allem mit der Concorde — waren nicht lange genug, als dass er sich gelangweilt hätte.
Wenn er mich im Studio dabei ertappte, wie ich Patiencen legte, empfand er das als Zeitverschwendung und meinte, ich sollte lieber etwas Sinnvolleres tun. Kartenspiele interessierten ihn nicht. Die meisten anderen Spiele auch nicht, vor allem die, bei denen es um Erinnerungsvermögen ging. Beim Scrabble lag alles offen vor ihm, ähnlich wie bei den einzelnen, kniffeligen Elementen eines Studiomischpultes mit all seinen Spuren. Am Ende ging es dort wie beim Scrabble nur darum, das, was man hatte, möglichst gewinnbringend einzusetzen.
Nun kommen wir zu dem, was ich für den Höhepunkt seines Schaffens als Solokünstler halte. Im Rückblick auf die Aufnahmen zu seinem
Barcelona
-Album kann ich am detailliertesten über Freddie und seine Arbeitsweise berichten, weil das Ganze überhaupt nichts mehr mit Queen zu tun hatte. Dieses Album war mehr als alle anderen etwas, was er und nur er allein machen wollte. Er hatte nicht vor, mit diesem Album ein Vermögen zu verdienen. Er tat es ausschließlich zu seinem persönlichen Vergnügen, und es war ihm egal, wohin es führen würde. Die Art, wie er an die Aufnahmen heranging, war völlig anders als bei allen Sachen, die er zuvor gemacht hatte. Es war beinahe so, als würde er erwachsen werden. Wenn Queen seine Spielplatz-Freunde waren und
Mr. Bad Guy
und
The Great Pretender
seine wilde Teenager-Zeit, so kam bei
Barcelona
schließlich der erwachsene Mann zu voller Entfaltung, und es war dieser Erwachsene, der schließlich
The Miracle
und
Innuendo
einspielen sollte.
Man sollte auch im Hinterkopf haben, dass Freddie eventuell schon eine Ahnung davon hatte, dass mit seiner Gesundheit nicht alles zum Besten stand, auch wenn das außer ihm noch niemand ahnte. Später sagte er oft, er hätte damals gedacht,
Barcelona
könnte durchaus sein letztes Werk sein, und so sei er natürlich begeistert gewesen, als er
The Miracle
hinter sich hatte. Dass er die Vollendung von
Innuendo
noch erleben würde, hätte er nicht einmal zu träumen gewagt.
Barcelona
war Freddie in Reinform. Da es eine Platte war, die er unbedingt machen wollte, sollte sie auch unbedingt das Beste enthalten, was Freddie Mercury zu bieten hatte. Schließlich mochte sie durchaus sein letztes Vermächtnis werden!
Auch wenn man einen großen Teil von Freddies Arbeiten immer als opernhaft bezeichnet hat, wusste er eigentlich nur sehr wenig über die Oper und noch weniger über Opernsänger. Zu der Zeit jedoch, in der
Barcelona
entstand, erkannte ich einige Parallelen zwischen der Operndiva und der Diva des Rock’n’Roll.
Für die folgenden Aufzeichnungen bin ich auf Lob und Tadel gleichermaßen eingestellt. Bis Anfang des Jahre 1981 hegte Freddie eine Leidenschaft für die Stimmen von Operntenören, vor allem für Luciano Pavarotti. Andere Stimmumfänge interessierten ihn damals nicht weiter. Er war immer wieder überrascht, wie sehr diese Tenöre ihre Stimme unter Kontrolle hatten. Ihm wurde klar, dass dies bei den meisten das Ergebnis jahrelanger Übung war, und er wusste das Ergebnis sehr zu schätzen — vor allem die Art, wie einige von ihnen hohe Töne extrem weich singen konnten. Das war es, was er sich unter Kontrolle vorstellte.
Bis zum Januar 1981 kannte er Pavarottis Stimme nur vom Band oder von Platten, abgesehen vielleicht von gelegentlichen Fernsehauftritten. Als ich daher mitbekam, dass Pavarotti diesen Monat im Royal Opera House in Covent Garden auftreten sollte, überredete ich Freddie, sich mal etwas zu gönnen. Und so kam es, dass Freddie schließlich ein paar Karten für die Oper kaufte.
Wir warfen uns alle richtig in Schale, zogen unsere beste Abendgarderobe an, und als wir
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