Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
wie eine Galeone glitt sie über das Parkett …“
Als Montserrat mit ihrem Gefolge näher kam, öffnete sich vor ihr eine Gasse. Die Menschen traten zur Seite. Man muss bedenken, dass Montserrat vor allem in Katalonien mehr verehrt wird als eine Königin. Sie ist die höchste Symbolfigur der katalanischen Kultur. Sie trug ein knielanges Kleid, dessen Farben einem den Frühling in Spanien vor Augen führten. Begleitet wurde sie von ihrem Manager Carlos, Pino Sagliocco, der die Idee für dieses Projekt gehabt hatte sowie ihrer Nichte Montsy, die mein genaues Gegenüber war — sowohl in ihrer Funktion für Montserrat als auch an diesem Tag an der Tafel, nachdem ich mich dann endlich setzen durfte.
Freddie wusste nicht, was er tun sollte.
Er konnte sich mit Michael Jackson treffen, den er respektierte. Das war in Ordnung. Aber obwohl Freddie selbst ein derart großer Star war, hat er meines Erachtens seine grundlegende Schüchternheit nie überwinden können, die ihn sein ganzes Leben lang begleitete. Ich weiß, dass auf einem Internat nicht weiter darauf geachtet wird, ob jemand eventuell Angst davor haben könnte, bei öffentlichen Anlässen ganz er selbst zu sein. Schüchternheit kann einen regelrecht lähmen, und genau das bekam Freddie in diesem Augenblick zu spüren. Ich verstehe, wie er sich gefühlt haben muss, denn ich habe selbst einige der größten Stars der Rockmusik kennengelernt und Videospiele mit ihnen gespielt. Aber als jemand für mich endlich ein Treffen mit einer nicht sonderlich berühmten britischen Opernsängerin arrangiert hatte, deren Karriere ich über viele Jahre verfolgt hatte, verwandelte ich mich in ihrer Gegenwart in ein zitterndes Wrack. Ich konnte nur vor mich hin brummeln: „Oh, das war toll.“
Und nun traf Freddie
sein
Idol. Es war ein unvergleichlicher Moment, auf den nichts ihn jemals hätte vorbereiten können.
Sie kam durch die Flügeltüren in den Raum geschwebt. Freddie sprang auf und gab ihr die Hand. Dann führt er sie zu ihrem Platz an seiner Seite. Er sagte nur: „Hallo, ich bin Freddie Mercury und hier sind wir. Für den Anfang“, und setzte sich wieder hin.
Jim Beach und Carlos hatten einander schon vor diesem Essen kennengelernt und konnten sofort ein Gespräch anfangen. Freddie und Montserrat dagegen brauchten ein paar Minuten, in denen sie einander taxierten. Als dann aber das Eis erst einmal gebrochen war, gab es kein Halten mehr, vor allem nach dem ersten Glas Louis Roederer Cristal Champagner. Nachdem Montserrat dank Freddie ihre Vorliebe für diesen Champagner entdeckt hatte, ließ er es sich nicht nehmen, ihr zu ihrem nächsten Geburtstag eine ganze Kiste davon zu schicken.
Als die anfängliche Befangenheit erst einmal überwunden war, brauchten Freddie und Montserrat keine fünf Minuten, um festzustellen, dass sie denselben schwarzen Sinn für Humor hatten, und bald waren sie ausgiebig ins Gespräch vertieft. Sie kicherten ein Menge und gestikulierten wild, um das auszugleichen, was sie mit ihrem unablässigen Redeschwall nicht vermitteln konnten. Sie versuchten, innerhalb von drei Stunden alles zu sagen, was sie seit drei Monaten gerne losgeworden wären. Freddie wusste, dass sie tatsächlich nur drei Stunden Zeit hatte, bevor sie zu einer bereits vorher vereinbarten Probe musste.
Zehn Minuten später erhielt ich die Anweisung, die Kassette laufen zu lassen. Und so wurde sie mehrmals hintereinander abgespielt und wieder zurückgespult, abgespielt und wieder zurückgespult. Beim ersten Mal lauschten alle den Stücken, ohne etwas zu sagen. Beim zweiten Hören wurden bestimmte Teile kommentiert, die ihnen gefielen, und dann äußerten auch andere ihre Meinung dazu. Um etwa halb drei waren sie dann schließlich soweit, dass das Essen aufgetragen werden konnte. Das Servicepersonal hatte die klare Anweisung erhalten, den Raum erst dann zu betreten, wenn es ausdrücklich dazu aufgefordert wurde.
Diese musikalischen Ideen waren dazu gedacht, dass die besten davon für einen Platte verwendet werden konnten, die in Freddies Vorstellung zu dieser Zeit noch aus der A- und B-Seite einer Single bestand, also
Barcelona
plus ein weiteres Stück — wobei
Barcelona
als solches noch gar nicht existierte. Es hätte sich zum Beispiel auch ergeben können, dass die Musik, aus der
The Fallen Priest
hervorging, für
Barcelona
verwendet worden wäre. An diesem Punkt war noch alles offen. Während des Essens kam dann die Rede darauf, wie
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