Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
allerdings nicht ganz: Zehn Minuten später stolperten Montserrat, Montsy und ich über Baugerüste und Löcher im Boden, weil die Angestellten des Opernhauses versäumt hatten uns mitzuteilen, dass einige Baumaßnahmen im Gange waren.
Schließlich aber fanden wir unter ausgiebigem Gelächter im Wagen doch noch unseren Weg nach Garden Lodge. Wie ich später erfuhr, lief Freddie derweil in der Küche auf und ab und fragte sich, ob man ihn wohl versetzt hatte.
Nach dem Essen rechnete Freddie damit, dass Montserrat ihre Sachen packen und gehen würde. Stattdessen wollte sie wissen, wo die Zigaretten waren und was er in der Woche seit ihrem letzten Treffen geleistet hätte. Er war ganz offen und erklärte, er habe nicht in dieser Woche nicht viel zustande gekriegt. Aber da Mike Moran anwesend wäre, würde er sich freuen, wenn dieser die Ideen auf seinem Klavier vorspielen könnte, eben jenem Klavier, auf dem Freddie auch
Bohemian Rhapsody
komponiert hatte.
Freddie konnte nicht ahnen, dass dies der Beginn einer Mammut-Session sein sollte — selbst nach seinen Begriffen.
Unter meinen Aufnahmen von diesem Abend befinden sich Bruchstücke verschiedener Melodien, von denen einige später für das Album
Barcelona
verwendet wurden, inklusive des Titelstücks, das in der vergangenen Woche im Townhouse Studio in der Goldhawk Road in London entstanden war. Freddie fragte Montserrat andauernd, ob es ihr gut ginge und ob sie nicht nach Hause musste, wo sie doch um halb neun am nächsten Morgen ihren Heimflug kriegen müsse, und Montserrat antwortete damit, dass sie ihn um eine weitere Zigarette bat, woraufhin Freddie in schallendes Gelächter ausbrach. Er erzählte mir, er hätte sich selten so gut amüsiert — schließlich lernte er sein großes Idol kennen und sie verbrachten fünf vergnügliche Stunden miteinander! Auf den Aufnahmen von diesem Abend hört man förmlich, wie ansteckend das Gelächter war und wie prächtig wir alle uns amüsierten.
Montserrats voller Terminkalender sorgte dafür, dass Freddies Arbeit an dem Album streng reglementiert war. Er wusste, das erste Stück würde zwangsläufig
Barcelona
sein, denn dieses musste rechtzeitig fertig werden, um neben den anderen Anwärtern zur Ausschreibung um den Titelsong für die Olympiade eingereicht werden zu können. Diese Hymne zur Olympiade sollte bereits 1988 vollendet sein, wenn das olympische Feuer in Barcelona eintraf, vier Jahre vor der eigentlichen Olympiade.
In gewisser Hinsicht waren die Aufnahmen für dieses Album weitaus weniger anstrengend als bei den meisten Queen-Alben. Das lag einerseits daran, dass Freddie von Montserrat persönlich so inspiriert wurde, und andererseits an der Leidenschaft und Hingabe, die er dem Projekt an sich entgegenbrachte. Einen großen Teil des Materials kann und muss man als autobiografisch begreifen, denn diese Album spiegelte exakt den wahren Freddie Mercury wieder.
Freddie wusste, dass ihm Montserrat kaum länger zur Verfügung stehen würde als vielleicht alle paar Monate zwei oder drei Tage. Montserrat wusste, dass ihre Termine wie bei allen Opernstars bereits für bis zu fünf Jahre im Voraus festgelegt waren. Also würde Freddie seine Arbeitsweise radikal ändern müssen.
Er ging dabei so zu Werke, dass er jeweils ein Stück komplett fertigstellte — nur ohne Montserrats Gesang. Mit seiner Falsettstimme nahm er dann dazu noch eine Spur mit ihrer Gesangsmelodie auf, an der sie sich orientieren konnte. Das tat er mit vielleicht zwei Songs und schickte diese dann Montserrat zusammen mit den Noten für den Gesangspart, damit sie sich das Ganze rechtzeitig vor ihrem Eintreffen in London noch in Ruhe anschauen konnte. Während der eigentlichen Aufnahmen veränderte sich das Verhältnis zwischen den beiden dann tatsächlich ein bisschen. Nach der ersten Aufnahme-Session, bei der Montserrat ihren Part für
Barcelona
eingesungen hatte, applaudierte Freddie und rief: „Das ist es! Ich habe sie. Ich habe
ihre
Stimme bei
mir
auf Band. Jetzt habe ich
ihre
Stimme! Man konnte ihm ansehen, was ihm das bedeutete: Nachdem er sie nun schon so viele Jahre bewundert hatte, hatte er nun endlich diese fantastische Stimme eingefangen. Wieder und wieder hörte er sich die Aufnahme an und war immer wieder ganz ehrfürchtig angesichts dessen, wozu Montserrat in der Lage war. Es scheint seltsam, aber von diesem Moment an fiel es ihm zunehmend schwerer mit ihr zu sprechen, und vieles von dem, was er ihr
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