Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
sowie das angrenzende Badezimmer mit seinen Oberflächen aus schwarzem Granit. Es wirkte wie aus den Dreißiger Jahren, was vielleicht wiederum von Freddies Faszination für das alte Hollywood herrührte. Schwarz gefiel mir einfach. Sobald die Mews fertig umgebaut waren, zog ich in dieses Zimmer ein. So konnte Mary ihr Büro nach Garden Lodge verlagern, wo sie mein altes Zimmer übernahm. Mitten über dem Flur war ein Oberlicht eingebaut worden, das den gesamten Bereich ausleuchtete. Das war auch durchaus nötig, da Freddie einen dunkelblauen Stoff mit asiatischen Motiven in Gold hatte anfertigen lassen, der dort als Tapete diente. Ohne das Licht von oben wäre der Flur extrem düster gewesen.
Es gab ein zentrales Treppenhaus neben dem Wohnzimmer, welches das Untergeschoss der Nr. 6 einnahm. Im hinteren Teil des Raumes war ein kleiner erhöhter Bereich, wo Freddie einen Esstisch und sechs Stühle stehen hatte. Außerdem war dort eine kleine Küche in mediterranem Grün und Gelb – Freddies Mitbringsel von der Insel Ibiza. Bei einem Abstecher nach Madrid kaufte er eine Reihe spanischer Keramikfliesen, die er ebenfalls in dieser Küche verwendete. Sie lieferten auch die Vorlage für das Gelb und das Grün, mit denen er den verwaschenen und ausgebleichten bäuerlichen Look erzielte, der ihm vorschwebte.
Auf der selben Reise nach Madrid war Pino Sagliocco mit Freddie in einen Antiquitätenladen in der Innenstadt gegangen. Es war ein altes verschachteltes Gebäude – eines von der Art, die innen weitaus größer sind, als man von außen annehmen würde. Man führte uns durch unzählige Räume, in denen sich alle Arten von Antiquitäten befanden, von Relikten aus dem alten Ägypten über mittelalterliche Ritterrüstungen bis hin zu Stücken jüngeren Datums aus dem 19. und 20. Jahrhundert — Skulpturen, Bildern und Kunstobjekten.
Im oberen Teil des Gebäudes trafen wir auf etwas, das nicht ganz hierher zu gehören schien. In unregelmäßigen Abständen waren Gitterstäbe zu sehen wie in einem Gefängnis. Wir achteten nicht weiter darauf und wurden in einen Raum geführt, der — wie man uns erklärte — in seiner Gänze aus einem uralten Palast auf dem Land hierher verfrachtet worden war. Einschließlich der Decke bestand er komplett aus Holzvertäfelungen. Sobald wir alle eingetreten waren, schloss irgendwer eine Metalltür hinter uns. Wir begannen schon, uns Sorgen zu machen, und dachten sofort an eine Entführung oder ein ähnliches Drama. Aber der Besitzer beruhigte uns und justierte die Beleuchtung im Raum, bevor er ganz vorsichtig drei der Wand-Paneele zur Seite gleiten ließ.
Dahinter kamen drei der schönsten Gemälde zum Vorschein, die Freddie je gesehen hatte. Eines davon war sehr dunkel und verströmte auch eine düstere Stimmung. An das zweite kann ich mich kaum mehr erinnern, weil sich mir das dritte so stark eingeprägt hat. Es war ungefähr dreißig mal fünfzig Zentimeter groß und stellte die Madonna dar — in all den leuchtenden Farben, die man mit ihrem Antlitz verbindet: Blau und Weiß und Gold. Vielleicht lag es an der geschickten Beleuchtung, aber das Bild sprang einem einfach unweigerlich ins Auge.
Eines der Bilder – vom spanischen Meister Goya – gefiel Freddie so gut, dass er beschloss, er müsse es einfach haben.
Der Besitzer war auch durchaus bereit, es für den Preis von 500.000 Pfund zu verkaufen, was Freddie ohne Weiteres gezahlt hätte. Aber noch ehe der Handel abgeschlossen werden konnte, tat sich ein unerwartetes Hindernis auf: Die spanische Regierung erlaubte nicht, dass irgendwelche nationalen Kunstschätze außer Landes gebracht wurden. Die einzige Möglichkeit, wie Freddie das Bild erwerben konnte, bestand darin, sich einen Wohnsitz in Spanien zuzulegen. Es gab auch etliche Angebote, darunter Häuser in Ibiza oder Barcelona. Aber die Immobilie, die ihm am meisten zusagte, befand sich oben im Norden bei Santander, nahe der Grenze zu Frankreich. Man schickte ihm Pläne und Fotografien dieses Hauses, eines der wenigen Privathäuser, die Freddies Lieblingsarchitekt entworfen hatte — der Katalane Antoni Gaudi.
Schließlich verlief sich das ganze Vorhaben im Sande, da ein solch gewaltiger Schritt einfach viel zu weitreichende Folgen gehabt hätte. Aber es gibt wohl nur wenige Menschen, die überhaupt in Erwägung ziehen würden, allein deswegen ein Haus zu kaufen, um dort ein bestimmtes Bild aufhängen zu können.
Im Untergeschoss der Logan
Weitere Kostenlose Bücher