Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
von Diskussionen, sondern von der Art von Konflikten, die er selbst anzettelte. Dieses Bedürfnis schien nahezu sämtliche Aspekte seines Lebens zu durchdringen. Es machte beinahe den Eindruck, als bräuchte er einen Streit, um sich selbst dazu zu motivieren, die Dinge in Angriff zu nehmen. Wie Don Quichotte — eine weitere Legende — hatte auch Freddie die Fähigkeit, mitunter gegen Windmühlen anzurennen. Aber wie er immer zu mir sagte: „Zumindest kannst du nicht behaupten, dass es langweilig ist, mit mir zu leben.“
Das ist natürlich richtig. Aber dennoch konnte das Leben mit ihm gelegentlich in sehr geregelten Bahnen verlaufen, wie man dem folgenden Kapitel entnehmen kann. Seine Lebensumstände sorgten dafür, dass er unweigerlich in einer Art Kokon lebte, auch wenn ihm das nicht besonders gefiel. Um den Tag beginnen zu können und sich der wirklichen Welt zu stellen, brauchte er irgendeine Art von Auseinandersetzung.
An den meisten Tagen genügte ihm dafür zum Glück schon ein kurzer Blick in die Zeitung. Wir hatten im Normalfall die
Sun
, den
Mirror
, die
Mail
und den
Express
und als großformatige Zeitung den
Guardian
, in dem wir ein bisschen blätterten. Joe allerdings — das muss man ihm lassen — las sich die Artikel darin aufmerksam durch.
Eine unserer ersten Aufgaben am Morgen bestand darin, die Zeitungen daraufhin zu durchforsten, ob der seltene Fall eingetreten war, dass dort etwas hineingeraten war, über das uns Roxy Meade von Queens Presseagentur — Scott Riseman Lipsey Meade — nicht informiert hatte. Wenn wir tatsächlich etwas Unautorisiertes fanden, machte Freddie für gewöhnlich eine Bemerkung wie: „Nicht schon wieder die olle Kamelle!“
Mitte der Achtziger gab es kaum etwas über Queen oder Freddie, das nicht schon in der ein oder anderen Form veröffentlicht worden wäre. Freddie brachte nie besonders viel Zeit damit zu, sich über die Presse und ihre Mitarbeiter aufzuregen. Die Zeitungen waren einfach etwas, das jeden Tag erschien. Er verfolgte die Nachrichten nicht wirklich — weder in der Presse noch im Fernsehen. Es kam sehr selten vor, dass er im Fernsehen gezielt die Nachrichten sehen wollte. Seiner Ansicht nach würden bei wirklich wichtigen Vorfällen die laufenden Sendungen unterbrochen werden, um die Bevölkerung auf dem Laufenden zu halten.
Was die Vertreter der Presse anging, so wusste Freddie, dass Leute wie Nina Myskow oder David Wigg nichts veröffentlichen würden, was er ihnen privat anvertraute. Er wusste auch, dass er David oder Nina oder andere, denen er ein Interview gab, nicht unbedingt für das verantwortlich machen konnte, was dann am Ende abgedruckt wurde. Aber wie nüchtern seine Einschätzung auch sein mochte — wenn er tatsächlich falsch zitiert wurde, folgte erwartungsgemäß dennoch ein eruptiver Gefühlsausbruch: „Was wissen
die
denn schon! Arschlöcher!“
Bei vielen Anlässen gab er Interviews, die er für angemessen hielt. Zu einer ganz bestimmten Gelegenheit hatte David Wigg nach etlichen Versuchen ein Interview mit Freddie vereinbaren können, und zwar unter der Voraussetzung, dass es in der Mittelseite abgedruckt werden würde und mit vernünftigen Fotos. Am Ende wurden daraus zweieinhalb Spalten umgeschriebener Text, denn der zuständige Redakteur hatte offensichtlich beschlossen, dass der ursprüngliche Artikel schlicht zu lang wäre. Dieses letzte Interview mit David Wigg führte dazu, dass Freddie nach diesem Vorfall überhaupt keine Interviews mehr geben wollte, auch wenn er mit dem ursprünglichen Text, den David ihm gezeigt hatte, einverstanden gewesen war. Solchen Einfluss können Redakteure haben: Obwohl Freddie verstand, dass David nichts dafür konnte, belastete das Erlebnis dennoch ganz deutlich die Freundschaft der beiden. Freddie sollte nie wieder ein Interview für eine Zeitung geben.
Was Fotos angeht, so ließ sich Freddie bereitwillig von Richard Young — dem König der britischen Paparazzi — ablichten, anstatt zu versuchen, ihm aus dem Weg zu gehen. Freddie gefielen Richards Bilder, und in Anbetracht der Tatsache, dass Richard ein aktives Mitglied der Presse war, kamen Freddie und er sehr gut miteinander aus. Wenn Freddie sich irgendwo in der Öffentlichkeit zeigte, wo Fotografen anwesend waren, dann wusste er es stets zu schätzen, Richards freundliches Gesicht ganz vorne vertreten zu sehen. Es war für ihn ein beruhigendes Gefühl zu wissen, dass er einen Verbündeten hatte. Er
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