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Frederikes Hoellenfahrt

Frederikes Hoellenfahrt

Titel: Frederikes Hoellenfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
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Millionen!«
    »Er sagt, sie konnten nur eine Million einhunderttausend auftreiben. Die Zeit war zu knapp. Es ist drei Uhr nachts.«
    »Fünf Millionen!«
    Frederike schluckte. Sie telefonierte nicht mehr mit Bruno. Kriminaldirektor Konstantin Miersch war jetzt am anderen Ende der Leitung. Sie sprach wie ein russischer Raumfahrer mit der amerikanischen Bodenstation. »Ja, also, ich …«
    »Quatsch dich aus! Und keine Tricks!« Catwoman hielt ihr die Pistole unter das Kinn. »Lass dich von Ihnen nicht reinlegen!«
    Sprich doch selber, war Frederike versucht zu sagen. Sie riss sich zusammen. Miersch ist nicht Miersch, Miersch ist jetzt Bruno! »Sie wollen die fünf Millionen. Keine Diskussionen darüber.« Frederike zitterte. Ihre Zunge fuhr über die Zahnlücke, die sie ihr geschlagen hatten. Solches Spiel hielt sie nicht lange aus. »Wo ist mein …« Sie durfte den Masken nicht zeigen, dass nicht mehr Bruno am anderen Ende der Leitung sprach. Sie durfte sich nicht verraten. Jetzt sprach sie mit der obersten Ebene, mit Konstantin Miersch, Polizeidirektor. Bruno hatte ihn nie leiden mögen. Eloquent, Managertyp, überfordert. Zweioder dreimal war sie Miersch begegnet. Mehrmals war er im Fernsehen aufgetreten. Und jetzt sprach er mit ihr am Handy, sagte, dass er ab jetzt ihr Mann sei. Bruno konnte der nicht das Wasser reichen. Die Masken blickten, als ahnten sie, dass sie nicht Ehrlicher am anderen Ende der Leitung hatte.
    »Kein falsches Wort!« Aber sie nahmen ihr das Handy nicht aus der Hand. Die Masken lauschten. Superman entzündete eine Zigarette und lächelte sogar.
    Alle unsre Befehle, und keinen Blödsinn!, sollte sie übermitteln. An Bruno, nicht an Konstantin Miersch. Sie stellte sich vor, sie spräche mit Bruno. Sie hielt das Spiel nicht mehr lange durch. Schweißperlen rannen ihr die Stirn hinunter.
    Frederike sah zu Catwoman. »Solch eine Summe konnte man in so kurzer Zeit nicht auftreiben, sagen die von der Polizei … Sagen sie da draußen.« Mein Gott, so muss sich ein Simultandolmetscher fühlen, der zwischen Geheimdiensten vermittelt. James Bond, Charlie Muffin, Achim Detjen, dachte Frederike, auch sie stand zwischen den Fronten und spielte das falsche Spiel mit. Sie musste als der Stellvertreter der Garigster sprechen. Die Masken wollten die eigene Stimme nicht öffentlich machen. Es reichte, wenn die Geiseln sie beschrieben, sobald sie hier weg wären. Wenn sie es dann noch könnten, die Geiseln … Frederike schauderte. Sie hatten auf Isabell geschossen. Ob sie noch lebte?
    »Fünf Millionen!«
    »Das ist nicht möglich. Jedenfalls nicht sofort.« Sie wiederholte Mierschs Argumente.
    »Nur Stunden hat es gedauert, dass Gesetze unterschrieben wurden, die Banken Milliarden in Tagesfrist sicherten. Wir fordern nur fünf Millionen, keine Milliarden!« Catwoman war sauer.
    Frederike sprach seine Sätze ins Telefon, ohne zu denken, wartete, was Miersch antworten würde. Auch Miersch musste sich vergewissern und nachfragen. Sie hörte Stimmen am anderen Ende, auch die einer Frau, dann wieder Miersch. Bruno hörte sie nicht. Die Masken schwiegen, sie rauchten eine Zigarette nach der anderen. Der Qualm hing unter der Decke. Die Fotos an der Wand: Ein Mann mit Hut vor dem Gewandhaus. Der Fockeberg beim Seifenkistenrennen. Eine fliegende Gans über dem Kulkwitzer See. Die Wolken ließen Interpretationen zu. Pferde in Gundorf … Catwoman stieß Rauch aus den Nüstern. Dann sprach Miersch, dann wieder sie zu Catwoman: »Er sagt, sie würden’s versuchen, aber mindestens ein Tag würde vergehen, und selbst dann wäre die Summe nicht sicher.«
    Superman riss die Geduld, er warf seine Kippe zwischen die Geiseln. Eine der Urenkelinnen schob sie weit von sich. »Hauen wir ab! Wir können hier keinen Tag warten! Der Weg zu meinem Bruder ist weit.« Wahrscheinlich hatte er ihre Flucht und das Ziel bereits vollständig im Kopf, einen längeren Aufenthalt hier sah sein Plan nicht vor. »Mensch, eins Komma eine Million … das reicht doch ’ne Weile.«
    »Das verdient Schwarzenegger an einem Tag.«
    »In einem Tag ist das Ding hier gestürmt.« Superman zeigte ins Rund und auf die vor ihm liegenden Geiseln. »Wir sind vielleicht tot.«
    »Das Auto steht vor der Tür?«, fragte Catwoman, und Frederike ließ sich das noch einmal am Telefon bestätigen. »Roter VW. Vollgetankt.«
    »Aber zwei Geiseln nehmen wir mit! Sonst werden sie auf uns schießen.«
    »Natürlich. Zwei Geiseln. Es sind immer zwei Geiseln, mit denen

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