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Frederikes Hoellenfahrt

Frederikes Hoellenfahrt

Titel: Frederikes Hoellenfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
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sagte nichts. Diese Hauptkommissarin würde auf ihrem Karriereweg noch viele Einsätze leiten und noch viele Verletzungen einstecken müssen. Sie musste sich eine dicke Haut zulegen. Ihr Gesicht sprach Bände. Vielleicht war die Kommissarin aber auch nur sauer. Sie hatte Mierschs Befehlsübernahme ohne Diskussion akzeptiert. Er hätte sich gewehrt.
    Miersch redete und redete, musste Frederike erst überzeugen, der richtige Gesprächspartner für sie zu sein. Hatte Miersch noch nie was vom Verhalten in Ausnahmesituationen gehört? So konnte der kein Kidnapping friedlich beenden, mit seiner Art steuerte direkt er in die Katastrophe. Ehrlicher versuchte Agnes Schabowski zu trösten. Wie Agnes Schabowski schaute, hatte sie seine Geste begriffen. Sie lächelte traurig. Sie waren Befehlsempfänger, keine Akteure.
    »Wer soll den Wagen fahren?« Miersch war wie versteinert. »Wer?«
    »Wer?«, fragte Agnes Schabowski.
    »Wer?«, fragte Michalk.
    »Bruno soll fahren.« Miersch konzentrierte sich wieder. »Frederike, Ihr Mann ist doch gar nicht dafür geeignet, wir haben dafür Spezialisten. Versuchen Sie … Hallo! Hallo! Frederike? … Frederike? Hallo!« Mierschs Stimme wurde leiser. Der Direktor hielt das Handy in seiner Hand und blickte ratlos. Ehrlicher, Agnes Schabowski, Michalk, sie alle am Tisch wussten, es war ein totes Gespräch. Frederike war längst unterbrochen worden. Es lief nichts mehr nach dem Plan des Direktors.
    Agnes Schabowski fasste sich als Erste. »Ehrlicher, sprechen wir, dann stellen Sie noch einmal die Verbindung zu Frederike her. Wir können den Wagen mit Ihnen nicht einfach vorfahren lassen. Wir brauchen Regeln. Wir brauchen Absprachen. Die Geiselnehmer müssen sagen, was mit den Geiseln passiert. Wo wir das Geld deponieren sollen. Wo sie lang fahren. Eine Hand wäscht die andere. Ohne Sicherheiten geht nichts.«
    Miersch wurde sich langsam des Geschehens bewusst. »Sie hat gesagt, Bruno soll fahren!« Sein Blick blieb gesenkt. Er reichte Ehrlicher fast schuldbewusst das Handy. Mit der anderen Hand kratzte er sich unter der Nase.
    Ehrlicher nahm den Apparat: »Ich sollte mit ihr sprechen! Ich!«, schrie er. »Sie haben mit Ihrem depperten Entschluss alles versaut! Sie! Direktor! Frederike hat das Gespräch unterbrochen. Wissen Sie, was das heißt? Die Mörder haben Ihren Schwindel durchschaut! Sie hätten abwarten müssen. Ich hätte geredet!« Bruno fühlte, dass er gleich kollabieren würde. Wahrscheinlich hatte er einen hochroten Kopf. Er musste Ruhe bewahren. »Ich hoffe für Sie, Miersch, dass Frederike und den Geiseln nichts passiert. Sie …« Er ging mit ausgestrecktem Zeigefinger auf Miersch zu. »Sie tragen für alle weiteren Katastrophen die Verantwortung!«
    Konstantin Miersch sank langsam auf einen der Holzstühle. Eine Kellnerin stand mit einem großen Glas Wasser in der Hand hinter Miersch und zögerte, es ihm zu reichen.
    »Und bei Gott, Miersch, ich werde Sie persönlich zur Rechenschaft ziehen. Und dann …«
    »Vielleicht, Herr Ehrlicher, wenn wir …« Agnes Schabowski schlug gegen ein leeres Glas, deutete vor sich auf den Tisch und bat, Platz zu nehmen. Bastian Michalk lächelte und schob einen Stuhl in Ehrlichers Richtung. Konstantin Miersch starrte auf das Handy in Ehrlichers Hand. »… wenn wir die verständlichen Emotionen außen vor ließen.«
    Ehrlicher hatte sich wieder beruhigt. Agnes Schabowski sah ihn an. »Wir hatten über den kommenden Ablauf gesprochen, Herr Ehrlicher. Nur sitzen Sie jetzt am Steuer, nicht unser Mann vom SEK.«
    Alle am Tisch nickten. »Uns bleibt keine Alternative, die Geiselnehmer verlangen es so.« Agnes Schabowski blickte zu Miersch, der abwesend schien. »Herr Ehrlicher, Sie gehören zum Team. Nehmen Sie wieder Platz.«
    Keine Stunde zuvor hatte Frau Kommissarin ihm die Leviten gelesen. Bruno Ehrlicher war bereit, alles zu tun. Wenn er nur sicher sein konnte, dass mit Frederike alles in Ordnung war.
    »Bevor Sie mit Frederike sprechen …« Agnes Schabowski legte ihm ihre Hand auf den Unterarm und versuchte ein Lächeln. »Hier ist das Geld.« Agnes Schabowski hob den Koffer, drückte am Verschluss und schob die offenen Metallschalen in die Mitte des Tisches. »Eine Million einhunderttausend.«
    Ehrlicher schaute aufs Geld. Alles würde gut werden. Anders zu denken, verbot er sich. »Ehrlicher, Sie sind unser Mann. Sie haben unser Vertrauen.« Alle am Tisch nickten wieder.
    Dann hob der Chef vom Sondereinsatzkommando die Hand und winkte

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