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Frederikes Hoellenfahrt

Frederikes Hoellenfahrt

Titel: Frederikes Hoellenfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
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Kommissarin wollte nicht wissen, aus welchen. Sie hatte Waldemar Sziegoleit noch im Ohr: Wie sie die in den Pornos tragen, wenn sie auf nackte Hintern die Peitschen schwingen.
    »Haben Sie auch einen Pickel oder eine Wunde am Mund gesehen?«
    »Nein, habe ich nicht. Aber ich glaube, er hat Lippi gerufen.«
    »Wer hat Lippi gerufen?«
    »Na, der mit dem knallroten Mund zu dem Kleinen.«
    »Lippi?«
    »Ja. Lippi.«
    »Zu der Maske ohne Lippen?«
    »Ja.«
    Schabowski wandte sich Vera Kreuzpointner zu. »Haben Sie auch Lippi gehört?«
    »Nu, ik schon gesagt, ik mik nikt erinnern kennen.«
    Schabowski blickte dem Physikstudenten Vitali ins Gesicht. Der schüttelte lächelnd den Kopf. Der Student reichte ihr seine Karte. Ungewöhnlich, dass er eine besitzt, dachte Schabowski und wurde rot. Mike64 .

7:40
     
    »Guten Morgen, der Herr!«
    Bruno Ehrlicher wusste nicht, wo er sich befand. Eine dicke Frau im weißen Kittel stand in der Tür und lächelte. Sie hielt ein Tablett mit Schüsseln und Schälchen. Sie trat ins Zimmer und gab ihm ein Gläschen mit zwei Pillen.
    »Das ist für Sie.«
    Ehrlicher begriff nicht. »Was ist für mich?«
    »Die Medizin.« Er nahm ihr das Gläschen nur zögernd ab. Die Frau reichte ihm einen Plastepott mit Kräutertee. »Und nun hinunter damit.«
    Ehrlicher tat es widerwillig und versuchte sich zu erinnern. Eindeutig: Er lag im Krankenhaus. Weiße Zimmer. Weiße Betten. Weiße Schwestern. In seinen Arm führte ein Schlauch, an einem Ständer tropfte Ringer-Acetat. Was immer das war. Acetat klang nach Chemie. Und er konnte seinen linken Arm kaum bewegen. Der tat höllisch weh. Und nicht nur dieser.
    Im Kopf Erinnerungsfetzen. Waschsalon. Frederikes Waschsalon. Er stieg aus dem Auto und präsentierte den blinden Scheiben den Koffer. Eins Komma eine Million, diese Summe wog erstaunlich leicht, hatte er sich gewundert. Dann deponierte er den Koffer auf dem Beifahrersitz. Die Geiselnehmer planten die Flucht. Er sollte, wollte, musste mit allen Mitteln versuchen, dass die Täter seine Person im Austausch akzeptierten. Er klopfte ans Fenster. Alles blieb ruhig.
    Jetzt diese Schmerzen. Nicht nur im Arm, sein ganzer Kopf schien geschwollen. Die Schwester stand immer noch an seinem Bett und wartete, dass er die Tabletten schluckte. Auch wenn er seine rechte Hand hob, tat es sehr weh. Bruno Ehrlicher schien nur aus Schmerzen zu bestehen.
    »Was geben Sie mir?«
    »Damit Sie sich besser fühlen. Es lindert die Schmerzen.«
    »Haben Sie mir bislang nichts dagegen gegeben? Ich kann mich kaum bewegen.«
    »Sie brauchen Ruhe, Herr Ehrlicher, Sie müssen sich ausruhen.«
    »Was ist passiert?«
    Die Krankenschwester stand wie ein Fels. Die Frage prallte an ihr ab. Er nahm die Tabletten und schluckte den Kräutertee.
    Grässlich. Er konnte den Würgreiz nur knapp unterdrücken. Die Frau lächelte wieder. »Gut gemacht.« Dann verschwand sie.
    Frederike und Kain. Er hatte am Fenster gestanden, geklopft. Irgendwann war Frederike erschienen und hatte gesagt: Sie wollen dich nicht. Bruno, du sollst verschwinden! Geh einfach weg! Natürlich war er nicht gegangen. Frederike und Kain und zwanzig Geiseln! Er musste sie retten. Isabell hatten sie schon erschossen. Sein Leben würde er geben und alle anderen retten. Frederike und Kain!
    Der Würgreiz kam wieder. Ehrlicher versuchte, ihn mit Kräutertee zu mildern. Mehr stand ihm nicht zur Verfügung. Tee und Tabletten. Es musste schlimm um ihn stehen.
    Ehrlicher sah die Pistole, die sich an Frederike vorbeischob. Er sah den Blitz. Er hörte den Knall. Jetzt lag er im Krankenhausbett am Schlauch mit Ringer-Acetat und schluckte Tabletten. Aber er lebte. Was war mit Frederike und Kain?
    Ein Telefonapparat stand an seinem Bett, hatte jedoch kein Rufzeichen. Die Leitung war tot. Er musste mit jemanden sprechen. Agnes Schabowski kam nicht infrage. Miersch war ein ignoranter Schnösel, genau der hatte seine Entlassung letztendlich unterschrieben. Wie hießen die andern? Schmitt. Kohlund. Michalk. Und Walter! Mensch, Walter, der wüsste Bescheid. Er musste ihn auf den neuesten Stand der Ereignisse bringen. Wie viele Stunden waren seitdem vergangen?
    Ehrlicher suchte seine Sachen, vor allem das Handy. Irgendjemand hatte ihn in ein weißes Hemdchen der Krankenversorgung geschürt. Es reichte ihm kaum über den Hintern und war hinten offen. Ehrlicher sah weder Hose noch Hemd noch Jackett. Die Krankenschwester hatte es wahrscheinlich in den Kleiderschrank hängen lassen. Er müsste

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