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Frederikes Hoellenfahrt

Frederikes Hoellenfahrt

Titel: Frederikes Hoellenfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
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Kreuzpointner blickte zum Herd, schob schnell die Turka zur Seite und rührte sehr hastig. »leberkochen sol’s nikt. Macht Dräck, der sik ainbrennt.«
    Schabowski nickte, während Vera Kreuzpointner den Kaffee wieder auf die Herdplatte stellte. Schabowski begann zu früh mit den Fragen. Vera Kreuzpointner konzentrierte sich auf den Herd und bewegte das kochende Kännchen erneut zur Seite, rührte und schob es zurück. Der Vorgang wiederholte sich nochmals, kochen lassen, rühren, kochen lassen, rühren. Hatte das nie ein Ende?
    »Können Sie mir noch einmal die Personen beschreiben?«
    »Masken chatten sie auf.«
    »Ich meine Größe und Statur, Kleidung und Hände.«
    »Nu, es waren zwai Männer. Der aine gross, der andere klain.«
    Vera Kreuzpointner füllte die Tassen. Viel Satz schüttete sie aus. Schabowski glaubte ihn schon jetzt zwischen ihren Zähnen zu spüren. Es schwappte. Dann legte die Zeugin die Turka in die Spüle zurück und fuhr mit einem Lappen kurz über den Tisch. Sie nahm wieder Platz. Die Kommissarin stellte weitere Fragen.
    »Wie groß? Wie klein?« Schabowski ahnte, dass sie nicht viel Neues erfahren würde. Aber manchmal erinnerten sich Zeugen erst viel später an wichtige Details. Und Vera Kreuzpointner hatte offensichtlich sehr genau hingeschaut.
    »Nu, der aine größer als Mann Vitali, der andere klainer.«
    »Und wie groß ist Vitali?« Schabowski überlegte, ob Vitali Vera Kreuzpointners Gatte war oder ihr Begleiter im BARocko. Vielleicht war es aber auch dieselbe Person.
    »Ainsfienfundsiebzich.«
    Einsfünfundsiebzig. Das waren verwertbare Details, die so kein anderer zu Protokoll gegeben hatte. Einsfünfundsiebzig, einer größer, einer kleiner. »Fällt Ihnen zur Kleidung noch etwas ein?«
    »Nu, schwarz. War iergendwie schwarz alles.«
    »Trugen sie Jeans? Jeansjacken? Mantel?«
    »Jeans, glaube ik, ja, Jiens. Und Jacken aus Stoff. Gefittert und mit Kaputze. Tragen ja viele hoit, ist Mode.«
    Schabowski nippte am Kaffee. Er war sehr süß und der Satz hing ihr natürlich zwischen den Zähnen. Sie hätte ablehnen sollen. Jetzt musste sie austrinken. »Und die Jacken, die waren auch schwarz?«
    »Nu, ganz dunkel. Ob schwarz, kann ik nikt so sagen. Mit Kaputze, die hatten sie iebern Kopp drieber gezogen.« Die Zeugin deutete mit ihrer Hand an, dass die Kapuzen fast die Augen verdeckten.
    »Sie beschrieben zwei schwarze Masken. Auf einer waren dicke rote Lippen gemalt.«
    »Ja.«
    »Und unter den Lippen haben Sie beim Täter einen Pickel bemerkt, wie Sie sagten?«
    Vera Kreuzpointner trank einen Schluck Kaffee und genoss ihn ganz offensichtlich. »Tut gutt, frieh am Morgen.« Sie setzte die Tasse wieder auf dem Tisch ab und sah kurz aus dem Fenster. Sonne und Fassaden hatten noch nicht mehr Farbe bekommen. »Nu, Pickel. Aber, wissen Sie, mankmal hat man Pickel am Mund. Ich waiß nikt, wie chaißt, aber maken sie Werbung immer, dass wieder weggeht so Pickel.« Vera Kreuzpointner fuhr sich mit ihrem Finger über den linken Mundwinkel. »Ik chaben auch schon gechabt.«
    »Herpes. Meinen Sie Lippenherpes?« Auch bei Schabowski kam er regelmäßig und blieb mehrere Tage.
    »Nu, ik nikt wissen, aber wenn Sie sagen Lippencherbes, dann viellaikt war Lippencherpes.« Vera Kreuzpointner hatte ihre Tasse bereits ausgetrunken und hielt sie der Kommissarin entgegen. »Nun Sie wollen noch ainen, ik machen noch ainen sowieso fier mik.«
    Schabowski lehnte freundlich ab. »Sie haben die Täter sprechen gehört?«
    »Nu, nikt viel sagen, die Männer. Nur kurz ihre Sätze.«
    »Hatten Sie den Eindruck, dass es Ausländer waren? Oder war ihr Deutsch gut?« Scheiß Satzbau, die Kommissarin ärgerte sich. Sie sah die Schlagzeile der Bundesregierung vor sich. Integration: Zusammen wachsen.
    »Nu, was ik kann sagen, besser als main Deitsch war auf alle Fälle gewesen.« Vera Kreuzpointner überlegte einen Augenblick. »Ja, ik chaben nikt geheert Dialekt. Nain, sie sprachen wie Sie, Frau Kommissarin.« Und Schabowski hatte gerade selbst wie ein Ausländer geklungen.
    »Guten Morgen«, tönte ein Bass durch die kleine Wohnung. Schabowski erschrak. In der Küchentür stand ein junger Mann, der mindestens einsneunzig maß. »Guten Morgen«, grüßte die Kommissarin.
    »Guten Morgen, main Schatz«, sagte Vera Kreuzpointner und gab dem Schlacks einen Kuss. Der war nicht ihr Begleiter von gestern. Aber für einen Sohn in diesem Alter schien ihr die Zeugin als Mutter zu jung. Und als Freund oder ihren Geliebten

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