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Frederikes Hoellenfahrt

Frederikes Hoellenfahrt

Titel: Frederikes Hoellenfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
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Benzin, Betten und Snacks. Der Verkehr auf der Autobahn war gering.
    Die Reisezeit war vorbei, und auch Ungarn verlangte Gebühren für schnelle Straßen. Die Masken scherte das nicht. Sie fuhren drauflos. Möglicherweise hatte auch hier die Polizei Vorsichtsmaßnahmen ergriffen und Zufahrten gesperrt, um ihnen besser folgen zu können, um einzugreifen, um sie zu retten. Flieh, wenn du kannst! Über dem Auto hörte Kain einen Hubschrauber kreisen. Die Kollegen hatten sie nicht aus den Augen verloren. Es war gleich vorbei. Es musste gleich vorbei sein. Kain versuchte, in der Enge seine Glieder zu lockern. Sie verkrampften noch mehr.
    Die Lippen drückten den Blinker. Taktaktaktaktak – ein überlautes Geräusch. Wie ein Maschinengewehr. Sie fuhren rechts raus. Leuchtreklamen versprachen Angenehmen Aufenthalt auch auf Deutsch. Eine Kaffeetasse leuchtete blaurotblau. Man pries Eis und Sandwiches. An den Zapfsäulen hielten zwei Kleinwagen. Kain sah keine Insassen. Vielleicht hatten die Polizei, das Sondereinsatzkommando, die schnelle Eingreiftruppe dieses Gelände für die Stürmung geräumt. Kain hoffte darauf. Aber dann sah er, dass an den Tischen hinter dem Gebäude noch Familien beim Frühstück saßen. Kain hörte Lachen, das von einem Lkw übertönt wurde. Würden die Kollegen sie angesichts der Zivilisten wirklich befreien?
    Die Lippen bremsten. Kains Kopf flog bis fast an die Frontscheibe. Er spürte die Pistole des Kleinen nicht mehr. Aber die Lippen hielten ihre jetzt direkt an Kains Schläfe. Frederike jetzt! Raus! Hoffentlich hatte sie begriffen. Hoffentlich.
    »Keine dummen Gedanken!«, sprachen die Lippen. Kain spürte wieder das Metall der Pistole in seinem Nacken. Beide Pistolen zielten auf ihn. Frederike, jetzt, hau ab! Beide Pistolen zielten auf ihn. Sie musste die Möglichkeit nutzen! Kain blieb stumm, starrte geradeaus und hörte hinten keine Tür klappen. Frederike, jetzt! Raus! Der Fahrer stieg aus.
    »Bei der kleinsten Bewegung knallst du ihn ab!«
    »Du kennst mich«, lachte der Kleine. »Ich habe die beiden im Griff. Kannst dich auf mich verlassen. Wie immer.«
    Die Lippen verschwanden und hebelten am Tankschloss herum.
    Die Kappe des Verschlusses schlug gegen die Karosserie. Kain konnte sich nicht nach der Maske draußen umdrehen, der Kleine drückte die Pistole noch stärker in seinen Nacken. Hoffnungslos. Kein Entkommen. Frederike, jetzt! Nichts geschah. Kain sah auch keine Person, die sich ihrem Fahrzeug näherte, um sie zu befreien. Er sah Menschen weit weg. Sie standen und schauten zu ihnen. Auch die im Verkaufsraum blickten heraus. Auf manchen Gesichtern glaubte Kain Erstarrung erkennen zu können oder Neugierde. Manche schienen zu lachen und stießen sich in die Seiten. Sie hatten wohl die tankende Maske erkannt. Wahrscheinlich hielten sie es für einen Scherz. Comedy live! Verstehen Sie Spaß?
    Als einer dann aus der Tür des Verkaufsraums stürzte, knallte ein Schuss. Der mutige Mann stolperte und fiel mit dem Gesicht zuerst auf den Boden. Die Comedy war zu Ende. Kain hörte Leute schreien. Die Familien sprangen von den Tischen auf und verschwanden aus seinem Gesichtskreis. Auch im Shop war kein Mensch mehr zu sehen. Erst recht keine Einsatzkräfte der Polizei. Nur ein Hubschrauber schien weiterhin über ihnen zu kreisen. Zu ihrer Rettung eilte kein Mensch herbei. Sie waren allein. Auf dem Pflaster wurde die Blutlache größer. Der Mann am Boden bewegte sich nicht mehr.
    Dann kratzte der Tankverschluss. Raus und weg! Es wäre die letzte Möglichkeit. Die Lippen kamen zurück. Gleich würden sie wieder Fahrt aufnehmen.
    »Frederike hau ab!«, brüllte Kain durch den Wagen.
    »Keine Chance, zentralverriegelt. Keine Chance!« Frederike lachte ohne Sinn, lachte und lachte. Der Kleine hinter ihm drückte ab. Der Schuss war ohrenbetäubend … ohrenbetäubend … ohren … be … täu … be … end.

9:15
     
    Ruhe! Ruhe! Konstantin Miersch wusste nicht, wohin er gehen sollte. Er brauchte dringend ein paar Minuten, in denen er an nichts denken, nichts entscheiden, keine Auskunft geben musste. Er hatte seit Stunden keine Sekunde zum Durchatmen gehabt. Der Fall zog Kreise. Er spitzte sich zu. Die Täter waren weiterhin auf der Flucht, auch die Kollegen jenseits der Grenze hatten nicht eingreifen können. Wahrscheinlich war der Zugriff wirklich nicht möglich gewesen. Miersch hatte große Hoffnungen auf einen Tankstopp gesetzt. Sie waren nicht erfüllt worden. Er hatte Wut und wusste, dass

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