FreeBook Das Geheimnis von Mikosma - Geblendet
gestikulierend auf sie ein. Es war klar zu sehen, dass sie die Kranke aufmuntern und ablenken wollte, womit sie aber offensichtlich keinen Erfolg hatte. »Arme kleine Wesen, ihr tut mir so leid«, dachte Leandra mitfühlend.
Nur eines der Betten war belegt und darin lag Erlas, der regungslos an die Decke starrte. Bevor die Drei auf den Kobold zugehen konnten, hielt sie eine Fee, die gerade aus dem Medikamentenraum zurückgekommen war, auf.
»Du bist sicher Leandra. Erlas hat oft deinen Namen im Schlaf gerufen. Sein körperlicher Zustand hat sich gebessert, aber seelisch geht es ihm sehr schlecht. Er hat etwas auf dem Herzen, was seine Genesung behindert. Vielleicht wird es besser, wenn er mit dir darüber reden kann.«
Sie sah Leandra mit flehenden Augen an. Diese nickte und trat ans Bett ihres Kobolds heran. Luca und Henry folgten ihr mit ein wenig Abstand. Als Erlas Leandra erkannte, lächelte er kurz und seine Augen erlangten den alten Glanz. Dann wendete er sein Gesicht wieder ab und starrte erneut zur Decke.
»Was ist mit dir passiert, mein treuer Freund?«, fragte Leandra mit trauriger Stimme und ergriff Erlas' winzige Hand.
Da dieser jedoch nicht antwortete, sprach sie weiter sanft auf ihn ein.
»Wer hat dir das angetan? Hast du starke Schmerzen? Bitte rede mit mir!«
Erlas sah ihr nun tief in die Augen, die sich mit Tränen zu füllen begannen.
»Ich bin so froh, dass du noch lebst, Leandra! Ich dachte, du wärst tot! Und ich konnte dir nicht helfen, obwohl du mich so dringend gebraucht hast!«
Ein tiefer Seufzer entwich seinem Munde.
Da ihn Leandra fragend ansah, begann er leise zu erzählen.
»Ich hörte plötzlich dein Flüstern und spürte, dass du fest an mich dachtest. Wie ich es gewohnt war, sprang ich in die Luft, um Energie zu tanken und wollte losrennen. Aber ich prallte gegen eine unsichtbare Wand, die mich mit aller Wucht wieder zurückwarf. Immer wieder versuchte ich gegen dieses Hindernis anzukämpfen, doch ich war machtlos. Ich hörte deine Schreie, die durch ein hässliches, gemeines Lachen unterbrochen wurden. Ich spürte, dass ich mir die Arme und Beine gebrochen hatte, über mein Gesicht lief Blut und trotzdem wagte ich noch einen Versuch, zu dir zu kommen, um dir zu helfen. Es war vergebens. Schwer verletzt bin ich zusammengebrochen. So hat man mich gefunden. Ich habe als Kobold versagt und dein Vertrauen wohl für immer verloren.«
Das Sprechen hatte Erlas angestrengt und er ließ sich kraftlos in sein Kissen zurückfallen. Leandra wischte ihm mit einem kleinen Tüchlein, das neben seinem Bett auf einem Kästchen lag, den Schweiß von der Stirn. Luca und Henry standen starr wie Statuen daneben und schüttelten immer wieder ungläubig die Köpfe.
Leandra sah Erlas tief in die Augen und sprach dann: »Du hast mein Vertrauen für immer gewonnen, mein treuer Begleiter. Nie würde ich an dir zweifeln. Du hast dein Leben für mich riskiert! Zum Glück konnte ich mich selbst aus meiner Lage befreien. Tu mir jetzt bitte den Gefallen, Erlas, und werde schnell wieder gesund! Ich brauche dich!«
Etwas Schöneres hätte Leandra nicht sagen können. Als Erlas diese Worte gehört hatte, funkelten seine Augen auf und um seine Mundwinkel entstand wieder das gewinnbringende Lächeln, das Leandra so liebte.
Er setzte sich langsam auf und fragte mit hoffnungsvoller Stimme: »Dann vergibst du mir?«
Leandra musste lachen und nickte heftig mit dem Kopf. Beruhigt ließ sich der Kobold wieder in seine Kissen fallen, schloss die Augen und war im Nu im Reich der Träume.
»Seit er das Bewusstsein wieder erlangt hat, hat er nicht mehr geschlafen«, informierte die Fee die drei Freunde, die leise zum Ausgang schlichen. »Was auch immer du zu Erlas gesagt hast, es hat ihn erlöst. Nun kann er schnell wieder gesund werden.«
Nachdem sie die Wendeltreppe hinab gestiegen waren, huschten die drei Freunde durch die offen stehende Haustüre des Schlosses und liefen zum Aufzug. Luca fand als Erster wieder Worte.
»Als ich hörte, was Erlas erzählt hat, lief mir ein eiskalter Schauder über den Rücken. Stellt euch das vor: Er war gefangen und konnte sich nicht befreien. Bis zur völligen körperlichen Erschöpfung hat er gekämpft.«
Henry fügte nachdenklich hinzu: »Auch er war eingeschlossen, genauso wie du, Leandra. Es war ein Glück, dass dir der Stein der Terronen zur Befreiung verhalf.«
Leandra wollte sich die schöne Versöhnung mit Erlas nicht verderben lassen und antwortete schnell: »Es
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