FreeBook Das Geheimnis von Mikosma - Geblendet
mir entschuldigst, aber du kannst nichts dafür, dass ich zu spät gekommen bin. Es waren andere Gründe dafür verantwortlich«, antwortete Leandra lächelnd und bemerkte, dass Jenny sie dabei streng musterte.
»Das arme Ding«, dachte Leandra mitfühlend. »Sie wird ihr Erlebnis mit Horros noch nicht ganz verkraftet haben.«
Obwohl sie das Mädchen fröhlich anlächelte, wunderte sich Leandra, dass sie bei Jennys Anblick unendlich traurig wurde. Ihre Vorfreude auf das Essen war im Nu verschwunden. Leandra fühlte plötzlich eine tiefe Leere in sich. Zum Glück schaltete sich Henry ein, der Jenny fragte, wer sie von der Krankenstation abgeholt hatte. Sie hob nur kurz die Schultern, ließ sie schnell wieder fallen und schüttelte ein Mal den Kopf.
»Sie spricht noch nicht«, erklärte Mary.
»Wir haben sie auch erst hier im Speisesaal getroffen«, fügte Terry an. »Jenny ist seit der Entlassung aus der Krankenstation nicht in unserem Haus aufgetaucht.«
»Vielleicht darf sie in einem speziellen Haus wohnen, das extra für solche traumatisierten Kinder geschaffen wurde«, sagte Henry und griff nach seinem Glas, das mit einer kühlen Limonade gefüllt war. »Vielleicht weiß Tamina mehr darüber«.
Schnell schüttelte Jenny den Kopf und blickte dann starr auf ihren Teller.
»Wenigstens versteht sie uns«, murmelte Leandra erleichtert.
In diesem Moment erklang ein lautes Trompetenblasen und die sechs Magier erschienen im Türrahmen. Unter lautem Beifall und frenetischem Klatschen schritten sie auf dem roten Teppich quer durch den Saal zu ihren Plätzen. Dabei lächelten sie freundlich und winkten den Kindern zu. Alle waren von ihren Bänken aufgesprungen. Als Terratus den Blick auf Leandra warf, erstarb sein Lächeln für einen kurzen Moment. Seine Mimik wurde bitterernst. Dann schaute er auf die andere Seite und winkte den gegenübersitzenden Kindern zu. Verstört zog Leandra die Augenbrauen nach oben. Was sollte denn bitte diese Geste bedeuten?! Vielleicht hatte sie sich aber auch nur getäuscht? Sie war viel zu hungrig, um sich jetzt Gedanken darüber zu machen. Majestätisch schritten die Magier die wenigen Marmorstufen empor, die auf das Podest führten. Terratus trat an den Rand der Bühne heran, während seine Kollegen auf ihren goldenen Stühlen Platz nahmen. Erst jetzt setzten sich die Kinder wieder hin und lauschten gespannt, was Terratus ihnen zu sagen hatte. Dieser freute sich offensichtlich über die Stille, die nun in diesem wunderschönen Raum vorherrschte.
Er breitete seine Arme aus und sprach in seiner gewohnt dunklen Stimme: »Seid willkommen im Speisesaal. Es ist schön, dass ihr alle pünktlich erschienen seid. Das Essen wird euch serviert, die Becher füllen sich automatisch mit den Getränken, die ihr euch wünscht. Wenn ihr etwas Spezielles essen wollt, wendet euch an den goldenen Kochtopf, der sich unterhalb der Tribüne befindet. Er wird euch das zubereiten, was euer Herz begehrt. Nun aber wünsche ich euch allen einen guten Appetit!«
Wieder klatschten alle Kinder, erfreut über die sehr kurze Ansprache, in die Hände, und nachdem Terratus auf einem Stuhl in der Mitte der Tafel Platz genommen hatte, machten sich alle ans Essen. Das wurde serviert von goldenen Wägen, die entlang der Bänke und Stühle durch die langen Reihen fuhren. Die Kinder legten ihren Teller in ein schwarzes, großes Loch, worin dieser kurz verschwand. Als er oben wieder auftauchte, war er gefüllt mit verschiedener Pasta, bunt belegter Pizza, zartem Schnitzel mit knackigen Pommes, leckeren Würstchen und frischem Salat. Leandra lief bei diesem Anblick das Wasser im Mund zusammen. Als Luca die Speise gesehen hatte, entschied er sich, etwas Besonderes vom goldenen Kochtopf zubereiten zu lassen und verschwand mit seinem Teller.
»Jeden Tag zaubert Delikata andere Speisen. Dieses Mal hat sie sich für ein italienisches Mahl entschieden«, sagte Che und nahm gierig seinen vollen Teller vom Servierwagen.
Nun war Leandra an der Reihe und setzte ihren in die Mitte des schwarzen Loches. Im Nu hatte er ihren Teller verschluckt, spuckte ihn aber mit einem lecker duftenden Berg Essen wieder heraus. Freudig nahm sie den Teller vom Wagen, griff nach ihrer goldenen Gabel und spießte genüsslich eine große Portion darauf. Es schmeckte einfach herrlich! Sie hatte zwar schon einige Male mit ihren Eltern Italien besucht, aber ein so feines Essen hatten sie dort vergeblich gesucht. Alle Kinder ließen sich ihre Speisen
Weitere Kostenlose Bücher