FreeBook Das Geheimnis von Mikosma - Geblendet
sie der Grund dafür ist, dass wir alle mit diesen ekelhaft stinkenden Zungen auf der Krankenstation lagen. Findest du es nicht auch wunderlich, dass du die Erste warst, die dort eingeliefert wurde? Erst nach dir erkrankten wir alle und mussten uns in Behandlung begeben.«
Jenny sah sich übertrieben nach allen Seiten um und sprach dann weiter: »Wo sind denn all die Rotfedern? Außer deinen Freunden, die offensichtlich zu feige sind, es dir ins Gesicht zu sagen, ist nur noch Benjamin hier zu sehen. Alle anderen meiden anscheinend deine Anwesenheit. Sie wissen, dass du das Peppep-Fieber verursacht hast! Glaubst du nicht auch?«
Jetzt sah sie Leandra feindselig in die Augen. Leandra spürte, wie sich eine Gänsehaut über ihrem ganzen Körper ausbreitete. Mit boshaften Worten vollendete Jenny ihren Frontalangriff.
»Warum ist wohl Francesca so plötzlich zu euch gestoßen? Vielleicht wird sie als Spionin von den anderen eingesetzt, um dich auszuhorchen? Hast du gehört, was mit der Blaufeder passierte, die für das letzte Peppep-Fieber verantwortlich war? Sie musste für immer verschwinden!«
»Das will ich gar nicht wissen«, kreischte Leandra aufgebracht und sprang auf. »Du bist so böse, Jenny! Lass mich bitte in Zukunft in Ruhe und behalte deine Lügen für dich! Hör auf, mich zu verdächtigen und hau endlich ab!«
Ihr Gesicht war vor Zorn rot angelaufen. Jenny jedoch saß immer noch regungslos wie eine Puppe auf ihrem Stuhl, setzte dann jedoch wie auf Befehl ein weinerliches Gesicht auf und rannte laut kreischend durch die Tür nach draußen. Als sie sich ein wenig beruhigt hatte, bemerkte Leandra, dass die Seifenblasen bewegungslos in der Luft verharrten und die Insassen sie entsetzt anstarrten. Kein Ton war zu hören. Leandra wagte es nicht, zu atmen. Wieder einmal waren die Worte unkontrolliert aus ihr herausgesprudelt.
»Vielleicht hat Jenny Recht?«, schoss es ihr durch den Kopf. »Vielleicht bin ich diejenige, die falsch spielt!«, dachte sie entsetzt, während sie in die vorwurfsvollen Augen der Kinder blickte.
Weil sie merkte, dass sie sich übergeben musste, stürzte sie aus dem Saal und rannte, so schnell sie konnte, aus dem Schloss hinaus.
17. Kapitel
Die Flucht
Leandra blieb erst stehen, als sie das Gefühl hatte, vor Schwäche zusammenzubrechen. Sie lehnte sich erschöpft gegen einen Baum und ließ ihren Tränen freien Lauf. Wenn die anderen sie wirklich für die Schuldige am Ausbruch des Peppep-Fiebers hielten, dann müsste sie Mikosma vielleicht für immer verlassen. Was würde dann aus ihr werden? Der Gedanke daran lag Leandra schwer auf dem Herzen. Sie hatte doch gerade so gute Freunde gefunden. Sie fühlte sich hier so geborgen, wie schon lange nicht mehr. Alle Kinder waren für sie eine Ersatzfamilie geworden, nach der sie sich so sehnte.
Plötzlich griff sie jemand an der Schulter und riss sie grob herum. Sie starrte in die schmalen, angriffslustigen Augen ihres Widersachers Gregor Mikowsky. Seine Bande hatte sich um Leandra geschart und kam immer näher heran. Leandra wich zurück, doch der Baumstamm blockierte ihren Fluchtweg. Dicht an ihn gepresst stand sie stocksteif da und beobachtete, wie Mikowsky seinen Kopf beängstigend nahe an den ihren heranführte.
»Da hast du dich selbst ins Abseits befördert«, hauchte er ihr ins Ohr und Leandra drehte angewidert den Kopf zur Seite. »So dumm kannst ja nur du sein! Du hast es mir ja sehr einfach gemacht, dich von hier zu vertreiben. Ich musste ja nicht einmal den Finger krümmen!«
Er stocherte dabei immer wieder mit seinem ausgestreckten Zeigefinger gegen Leandras Brustbein, das aufgrund der heftigen Stöße zu schmerzen begann.
»Wie ich gehört habe, bist du der Grund dafür, dass bei euch Rotfedern diese schwarze Pest ausgebrochen ist. Niemand traut es sich laut zu sagen, aber es wird unter vorgehaltener Hand gemunkelt, dass du das falsche Spiel treibst. Wie du dir ja sicher vorstellen kannst, werde ich diesem Gerücht natürlich Nachdruck verleihen. Ich habe hier Kontakte. Sauberer und schneller kann man solch eine Zecke wie dich doch nicht los werden, oder?«
Er lachte schallend auf und freute sich enorm, dass Leandra wegen ihrer höllischen Angst vor ihm zu zittern begann.
»Unsere Hände wollen wir uns an dir nicht mehr schmutzig machen. Das lohnt sich nicht«, sagte er höhnisch und befahl seinen Freunden, den Kreis aufzulösen. Diese gehorchten ihm aufs Wort und verschwanden mit ihm im dichten Gebüsch. Starr vor
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