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FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter

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Titel: FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Wittwer
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Verteidiger mit dem Mut der Verzweiflung mit in den Tod gerissen hatten. An ihren Armen trugen sie weiße Bänder.
    Ohne sich zu fragen, warum er das machte, löste Benno eines der Bänder und streifte es sich über. Dann schleppte er sich weiter.
    Plötzlich kam ihm die Gegend bekannt vor. Häuser reicher Leute säumten die Straßen. Er musste in der Nähe vom Dom sein. Hier war das Feuer noch nicht angekommen. Doch zwei Straßenzüge weiter liefen Söldner mit weißen Bändern am Arm und eine Handvoll Mönche mit Wasserkübeln hin und her.
    Benno blickte an der nächsten Kreuzung um die Ecke.
    Ein Gebäude des Klosters Unser Lieben Frauen schwelte. Die Chorherren hatten wahrscheinlich die Söldner gebeten, ihnen beim Löschen zu helfen.
    Benno torkelte die Straße hinunter. Das Blut aus seiner Kopfwunde tropfte weiter auf seinen Überrock, aber er achtete nicht darauf.
    Wenn nicht die heftigen Kopfschmerzen wären, und er wieder klar denken könnte!
    Eine junge Frau mit langen, hellblonden Haaren lief ihm entgegen, hinter ihr ein Mann in grober Arbeitskleidung und einem eisernen Kriegsbeil in der Hand. Sie lächelte ihn an. Er hatte sie schon einmal gesehen. Dieses bezaubernde Lächeln, diese Augen, die den Himmel widerzuspiegeln schienen.
    Rosa! Ja, es war Rosa. Es war die Frau die er liebte!
    Das Schwert, mit dem er sich bisher abgestützt hatte, fiel ihm aus der Hand. Eine Welle der Freude erfasste ihn, ließ ihn für kurze Zeit die Schmerzen vergessen.
    Sie flog ihm um den Hals, küsste ihn immer wieder, presste ihn fest an sich.
    Atemlos blickte sie ihn schließlich mit ihren großen Augen an.
    »Wo bist du so lange gewesen? Was ist mit dir geschehen? Was hast du erlebt?«
    Benno hob seine Hände.
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was passiert ist. Als ich aufgewacht bin, lag ich zwischen brennenden Häusern.«
    »Du siehst schlimm aus«, sagte sie und begann mit einem Taschentuch sein Gesicht zu säubern. Dann presste sie es auf seine Kopfwunde.
    »Dafür ist jetzt keine Zeit, Rosa!«, sagte der Mann mit dem Kriegsbeil.
    Es war ihr Vater, Hans Münkoff, der Gerbermeister. Jetzt fiel es Benno wieder ein.
    »Jederzeit können marodierende Söldner auftauchen, und dann gnade uns Gott.«
    »Du hast recht, Vater. Wir sollten sofort verschwinden«, stimmte ihm seine Tochter zu.
    Hans Münkoff bückte sich, hob Bennos Schwert auf und schob es in dessen Scheide zurück.
    »Das wirst du vielleicht noch gebrauchen können«, sagte er.
    Gemeinsam stützten sie Benno und führten ihn die Straße hinunter, bis sie zu einer alten Ruine kamen. Es war die ehemalige Dombrauerei. Dort schlüpften sie durch ein Kellerloch in das Untergeschoss. Hans Münkoff nahm eine Blechlaterne, entzündete eine Talgkerze und stellte sie hinein. Dann stiegen sie eine Kellertreppe hinunter und traten in einen Raum, in dem ein Tisch stand.
    Jetzt erinnerte sich Benno wieder, ein wenig verschwommen zwar, aber er wusste wieder, wo sie sich befanden. In diesem Raum hatte ein heruntergekommener Kerl Rosa foltern wollen. Der Gerber hatte den Mann niedergeschlagen und dann gefesselt.
    »Der Mann«, fragte Benno heiser, »wo ist er hin?«
    »Wir wissen es nicht«, antwortete ihm Hans Münkoff.
    »Vielleicht hat ihn sein Kumpan Bernhard von Absberg gefunden und befreit«, ergänzte Rosa.
    Richtig, von Absberg, der letzte Nachfahre eines alten Adelsgeschlechts. War der nicht ein Jesuit? Ja, so war es.
    Langsam kehrte Bennos Erinnerungsvermögen zurück. Von hier aus war er losgelaufen, um irgendetwas zu erledigen – etwas Wichtiges. Aber er konnte nicht sagen, was es gewesen war. Sein Gehirn erschien ihm wie ein schwarzes Loch, in dem er hilflos herumstocherte.
    Hans Münkoff verband seinen Kopf mit einem Fetzen Stoff, den er von Rosas Kleid abgerissen hatte. Benno sog hörbar die Luft ein, als der Verband sich auf seine Wunde presste.
    »Hast wohl viel Blut verloren, mein Lieber«, sagte der Gerber. »war ein scharfkantiger Stein, der eine Ader getroffen hat. Aber gebrochen ist anscheinend nichts.«
    Dann verließ er mit der Laterne in der Hand den Raum durch eine zweite Tür. Benno und Rosa folgten ihm. Vorsichtig und mit gespannten Sinnen folgten sie einem glitschigen, muffigen unterirdischen Gang.
    »Hier«, sagte Rosa und wies auf eine Abzweigung, »hier geht es zum Dom. Dort gibt es eine Geheimtür, die zu alten Grabkammern neben dem Dom führt. «
    »Mmh«, antwortete Benno nur. Ja, an Grabkammern konnte er sich dunkel erinnern. Er musste

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