FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter
armen Sünder gnädig. Bitte.«
»Lasst ihn los«, forderte Georg Ackermann die drei auf. Ein wenig widerwillig folgten sie seinem Befehl. Er blickte den Diener freundlich an:
»Dann zeig uns mal das Versteck deines Herren.«
Zitternd zeigte dieser auf den Teil des Fußbodens, wo ein schwerer Eichentisch auf einem kostbaren Teppich stand. Die Soldaten hoben ihn weg und rollten den Teppich zusammen. Tatsächlich konnten sie die Holzdielen nacheinander hochheben. Neugierig blickten sie in das dunkle Loch, das darunter zum Vorschein kam. Ein großer Kasten stand unten im Versteck. Der Feldwebel sprang hinunter und zerschlug die beiden Schlösser mit seiner Streitaxt. Dann klappte er den Deckel zurück. Mit angehaltenem Atem starrten die vier in den Kasten. Er war voller goldener und silberner Geräte und Schmuckstücke.
»Du kannst gehen«, winkte Georg Ackermann dem Diener zu, »aber lass dich nicht von den Söldnern des Kaisers erwischen.«
Sichtlich erleichtert eilte der Diener durch die Tür nach draußen.
»Mann, o Mann!«, rief einer der Soldaten, »das ist ja so viel Gold und Silber, dass wir das gar nicht auf einmal wegschleppen können.«
Auch der Feldwebel pfiff durch die Zähne.
Georg Ackermann selbst musste sich erst einmal setzen. Er ließ sich auf einen Stuhl fallen, stützte seinen Kopf in beide Hände und starrte ungläubig in den Kasten unten im Loch. Der Besitzer dieses Schatzes hatte ihn umbringen wollen, um sein Eigentum zu verteidigen. Doch dann war er geflohen und hatte alles ihnen überlassen. Demnach gehörte das Gold und Silber nun ihnen. Das war nur folgerichtig.
Was könnte er mit seinem Anteil alles tun?! Ein neues Leben beginnen, ein Haus bauen, ein Geschäft aufmachen, eine Familie gründen! Der Schatz war der Eintritt in ein neues Leben! – Aber, war es nicht doch Diebstahl?
Ihm kamen Zweifel. Das war neu für ihn, denn bisher hatte er keine großen Skrupel gehabt, sich an Plünderungen zu beteiligen. Aber seit dem verfehlten Schuss hatte sich irgendetwas in ihm verändert.
Nein, sagte er sich, es war Kriegsbeute, und die stand ihm rechtmäßig zu. Hatten nicht auch die Israeliten regelmäßig Beute von ihren Feldzügen mit nach Hause gebracht, ohne dass Gott sie dafür getadelt hatte?
Ruckartig erhob er sich, und sagte: »Lasst es uns gleich aufteilen. Dann kann jeder seinen Anteil in Sicherheit bringen.«
Sofort begann der Feldwebel die goldenen Kerzenleuchter, die silbernen Teller und Bestecke sowie den Schmuck den beiden Soldaten zuzureichen, die sie in vier Teile aufteilten.
Schließlich losten sie darum, wer welchen Teil bekommen sollte, obwohl es ihnen im Grunde gleich war. Jeder von ihnen war von nun an ein reicher Mann.
Georg Ackermann fand unter seinem Anteil eine fein gearbeitete goldene Kette mit einem großen bläulichgrün schimmernden Smaragd, der von Diamanten umrahmt war. Er hob den Edelstein hoch und sagte: »Leute, wir haben heute in einen Glückstopf gegriffen! Fordert das Schicksal jetzt nicht heraus, dass ihr davon auch etwas habt.«
Die Männer nickten grinsend.
»Keine Angst, Kapitän«, sagte der Feldwebel, »ich hänge am Leben und will es mit meinem Weib noch ein wenig genießen.«
Sie packten alle Kostbarkeiten in Tücher, die sie in einem Schrank gefunden hatten und verließen fröhlich lachend das Haus.
Georg Ackermann kehrte mit seinem Anteil zum Haus des Hünen zurück und nickte seinen Leibwächtern zu: »Ich lasse euch gleich ablösen.«
»Geht in Ordnung, Kapitän«, antworteten sie, froh über diese Aussicht.
Dann stieg er die Treppe hinauf und blickte sich um.
Wo sollte er seine Beute verstecken? Falls das Haus trotz der Wachen geplündert werden sollte, wo würde man sie nicht so leicht finden? Er blickte in die Küche und schob alles kurzerhand in den gusseisernen Bilegger-Ofen – bis auf die goldene Kette. Die steckte er in die Brusttasche seiner Uniform. Dann schichtete er vor den goldenen und silbernen Geräten Holzscheite auf, sodass man sie nicht mehr sehen konnte. Sollte jemand tatsächlich den Holzstoß entzünden, bevor er zurückkehren konnte, würde dies dem Wert von Gold und Silber nicht viel schaden. Und auch wenn das Haus ein Opfer der Flammen werden sollte, er wusste, wo er zu suchen hatte.
Zufrieden mit sich kehrte Georg Ackermann auf die Straße zurück. Sein Blick fiel auf den toten Hünen.
»Kommt, fasst mit an!«, befahl er seinen Leibwächtern spontan. »Ich möchte, dass dieser Recke in seinem Haus
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