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FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter

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Titel: FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Wittwer
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da schon einmal gewesen sein, wahrscheinlich nicht allein. Aber es war alles wie weggewischt.
    Schließlich erreichten sie das Ende des Ganges an der Stadtmauer von Sudenburg. Benno lehnte sich gegen den kühlen Stein der Mauer, um sich auszuruhen, während Hans Münkoff und Rosa ihre Sachen aus der alten Waffenkammer holten. Sie legten alles neben den Kriechgang, der nach draußen führte. Als Letztes brachte Rosa noch eine Kiste aus der Waffenkammer.
    »Emmerichs Schatz?«, fragte ihr Vater.
    Rosa nickte, dann wandte sie sich an Benno: »Jetzt, wo er und seine Frau tot sind, gehört das Geld sicherlich uns – nicht wahr, Herr Advokat?«
    Bennos Gedanken waren immer noch träge. Er musste erst überlegen. Wenn es keine Erben gab, fiel das Eigentum der Verstorbenen an die Stadt. Gab es aber keine Stadt mehr, gehörte es dem Finder, und Rosa war die Finderin. – Ihm fielen jetzt mit seinem benommenen Kopf keine Paragrafen ein, die etwas anderes besagten. Also nickte er langsam.
    »Ja, es gehört dir. Du hast das Geld gefunden.«
    Rosas Augen blitzten im Licht der Laterne.
    »Das ist unser Startkapital für eine neue Zukunft, vielleicht sogar in einer neuen Welt«, lachte sie.
    »Genug der Träumereien«, mahnte Hans Münkoff. »Ich öffne jetzt die Mauer und schaue nach, ob die Luft rein ist.«
    Er verschwand im Kriechgang. Kurze Zeit später war er zurück.
    »Kein Kaiserlicher ist zu sehen«, sagte er ein wenig atemlos. »Die sind alle entweder noch in der Stadt beim Morden und Plündern oder auf den Wällen und betrachten fasziniert, wie Magdeburg im Feuermeer versinkt.«
    Seine Stimme klang rau und bitter.
    »Dann nichts wie los!«, sagte Rosa. »Du gehst wieder nach draußen und wir schieben dir die Sachen zu.«
    Eine Viertelstunde später verließen sie schließlich den unterirdischen Gang und schleppten ihr Hab und Gut zum versteckten Kahn, den Hans Münkoff schon abgedeckt hatte. Nachdem alles verstaut war, legten sie ab.
    Rosa setzte sich in den Bug, ihr Vater nahm auf der Ruderbank Platz, und Benno ließ sich hinten nieder. Er fühlte sich ausgelaugt und müde. Am liebsten würde er die Augen schließen und schlafen. Doch sie mussten sich erst in Sicherheit bringen.
    Den Arm mit dem weißen Band hielt er für alle Fälle so, dass man das Zeichen der Kaiserlichen vom Ufer aus sehen konnte. Sollte man sie entdecken, würde man sie dann sicherlich nicht beschießen.
    Hans Münkoff ruderte zunächst in Richtung Marieninsel und von dort aus näher an das Ostufer. Betroffen blickten sie auf die brennende Stadt zu ihrer Linken. Ganz Magdeburg schien ein Flammenmeer zu sein. Nur das Viertel rund um den Dom und die Fischerhütten am Elbufer waren bisher verschont geblieben.
    »Gott sei den Menschen dort gnädig«, flüsterte Rosa mit geweiteten Augen. »Wer kann ein solches Inferno überleben?«
    Ihr Vater nickte: »Was nicht das Schwert gefressen hat, das frisst jetzt das Feuer.«
    Er ruderte schneller, um wegzukommen von diesem Ort der Grausamkeit und des Todes.
    »Hoffentlich bleiben wir unbemerkt«, sagte Benno. »Ich möchte denen nicht in die Hände fallen. Sie haben schrecklich in der Stadt gewütet. Überall lagen Erschlagene auf den Gassen. Sie haben keinen verschont. Es war entsetzlich!«
    Doch niemand schien sich um den kleinen Kahn zu kümmern, der die Elbe hinuntertrieb. Eine Stunde später konnten sie aufatmen. Sie waren so weit von der brennenden Stadt entfernt, dass sich hier wohl keiner von Tillys Söldnern herumtrieb. Hans Münkoff zog die Ruder ein und ließ das Boot einfach treiben.
    »Dann zeig uns mal, was der Emmerich in seiner Kiste hat«, sagte er zu seiner Tochter.
    »Gerne«, erwiderte diese, kletterte vom Bug nach hinten und setzte sich neben ihren Vater auf die Ruderbank. Sie bückte sich, öffnete die Verschlüsse der Kiste und holte eines der Ledersäckchen heraus. Triumphierend hielt sie es hoch und sagte: »Das ist unsere Zukunft!«
    Benno blickte sie an. Ihre hellblonden Haare flatterten im Wind, und ihr Lachen klang silbern und unbeschwert.
    »Ich liebe dich, Rosa«, sagte er unvermittelt.
    »Und ich liebe dich, Benno«, antwortete sie und strahlte ihn mit ihren himmelblauen Augen an. –
    Der Schuss einer Muskete zerriss die abendliche Stille über dem Fluss. Münzen flogen durch die Luft, klatschten ins Wasser, klirrten auf den Boden des Kahns. Rosa wurde herumgerissen und fiel zwischen Ruderbank und Bug.
    Ein zweiter Schuss bellte auf, und Hans Münkoff sank im Bauch getroffen

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