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FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter

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Titel: FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Wittwer
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aufgebahrt wird. Diese letzte Ehre sollten wir ihm noch erweisen.«
    Sie trugen den Toten in das Erdgeschoss und legten ihn auf einen Zuschneidetisch für Druckbogen. Georg Ackermann holte den Bidenhänder von der Straße und drückte die Waffe dem Mann so in die Fäuste, dass es aussah, als würde er zum Schlag von der rechten Schulter ausholen.
    Ernst blickte der Kapitän auf den Aufgebahrten und verneigte sich kurz. Es war ihm dabei, als hätte er der Tochter des Hünen einen großen Gefallen erwiesen.
    Nachdem er zum Alten Markt zurückgekehrt war, rief er seine Männer zusammen und tauschte wie versprochen die beiden Wachen aus. Danach zog er mit dem Rest der Soldaten zum Domplatz. Der Rauch über der Stadt verdichtete sich. Offensichtlich fraß das Feuer sich rasend schnell durch die Häuserzeilen. Trotzdem plünderten die kaiserlichen Söldner weiter die Häuser, vergewaltigten Frauen und Mädchen, schlugen Kinder und alte Männer tot oder quälten Bürger zu Tode. Schmerzensschreie gellten durch die Gassen und wurden nur mit rauem Gelächter beantwortet.
    Georg Ackermann ekelte das inzwischen alles an. An diesen Grausamkeiten wollte er sich mit seinen Männern nicht länger beteiligen.
    Am Domplatz traf er auf Graf Tilly und dessen Stab. Der Feldherr schien gelöst und zufrieden zu sein. Magdeburg war gefallen. Was Wallenstein nicht gelungen war, hatte er geschafft: Die widerspenstige »Jungfrau« war in die Knie gezwungen worden! Der Kaiser würde zufrieden sein.
    Georg Ackermann bahnte sich einen Weg durch die Menge von Tillys Trabanten und Offizieren und verneigte sich kurz und knapp vor dem Grafen.
    »Generalleutnant, ich bitte Sie im Namen des barmherzigen Gottes, das Brennen und Morden zu beenden. Es wäre eine Ehre für Sie und unseren Kaiser, gegenüber den Besiegten jetzt Gnade walten zu lassen.«
    Der Feldherr blickte Georg Ackermann fest in die Augen. Sein rechter Mundwinkel zuckte verächtlich. Dann erwiderte er: »Kapitän, lassen Sie das mal meine Sorge sein und kümmern Sie sich einfach nur um Ihre Befehle. Drei Tage dürfen unsere Soldaten die Stadt plündern. Ihre Einwohner sind vogelfrei. Und dabei bleibt es! Punkt, aus!«
    Er machte eine kurze Pause, dann fuhr er fort: »Der Soldat muss etwas haben für seine Gefahr und Mühsal! Das werden Sie doch verstehen. Aber wenn Sie sich schon so für die Magdeburger einsetzen, Kapitän, dann bewachen Sie doch mit Ihren Männern den Dom. Sorgen Sie dafür, dass niemand die Türen aufbricht, und die Kirche plündert. Da können Sie die Zufluchtssuchenden mit Ihrem Schwert beschützen!«
    Dann wandte sich Tilly ab und schritt mit seinem Stab die Straße hinunter. Georg Ackermann blickte ihm mit gemischten Gefühlen hinterher. Wahrscheinlich ließ sich diese Mordbrennerei sowieso nicht mehr aufhalten, selbst wenn der Feldherr den Befehl dazu gegeben hätte. Die meisten der kaiserlichen Söldner metzelten inzwischen wie im Blutrausch.
    In diesem Moment bog ein weiterer Trupp seiner Männer unter Führung von Leutnant Klaus Münzhofer auf den Platz ein. Er rief sie zu sich und teilte ihnen Tillys Befehl mit. Doch einige der Söldner begannen zu maulen. Sie wollten weiterplündern, statt hier Wache zu schieben.
    »Sind wir denn eine Räuberbande oder des Kaisers Soldaten?«, brach es aus Georg Ackermann heraus. »Solange ich euch befehlige, wird hier nicht weitergeplündert und gemordet!«
    Ein breitschultriger Söldner zog sein Schwert und zischte wütend: »Dann mache ich dir den Garaus, und dann befehligst du uns nicht mehr.« Der Mann sprang auf ihn zu. Die Klinge seines Schwertes schnitt durch die Luft. Doch Georg Ackermann wich dem Schlag seitwärts aus und trat ihm in die Kniekehle.
    Der Mann knickte ein.
    Ein Handballenstoß traf ihn mit solcher Wucht am Helm, dass er wie ein gefällter Baum zu Boden schlug.
    »Bringt ihn weg!«, befahl Georg Ackermann ruhig, als wenn nichts Besonderes geschehen wäre.
    Leutnant Münzhofer winkte zwei Söldner heran, die den Bewusstlosen unter den Armen packten und ihn über den Platz wegschleiften. Die anderen standen inzwischen stramm und erwarteten weitere Befehle.
    Wieder einmal hatte er die Achtung seiner Männer durch seine körperliche Überlegenheit und natürliche Autorität gewonnen!
    Ein Gluthauch zog plötzlich aus den Gassen über den Platz. Die Männer um ihn herum blickten zu den Häuserzeilen hinüber. Das Feuer fraß sich schneller durch die Stadt, als er gedacht hatte. Flammen schossen hoch in den

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