FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter
Schlapphut mit Federbusch.
Aus und vorbei!, dachte er. Sie haben mich erwischt. Noch heute Abend bin ich ein toter Mann!
Bilder des Schreckens zogen an seinem inneren Auge vorbei. Er fühlte den Strick an seinem Hals und sah sich selbst mit zuckenden Beinen an einem Ast baumeln, während nebenan schon die Krähen darauf warteten, ihm die Augen aushacken zu können.
Doch dann verwandelte sich seine Resignation in Zorn. So schnell ließ er sich nicht gefangen nehmen und aufknüpfen! Nein, er würde seine Haut teuer verkaufen!
Einer der Landsknechte hatte sein Schwert gezogen und zielte damit auf Georgs Hals.
»Mach schon, auf die Beine mit dir!«, schnarrte der Mann mit befehlsgewohnter Stimme.
Georg Ackermann richtete sich zögernd auf, setzte die Füße auf den Boden und erhob sich, immer den Blick auf die drei Männer gerichtet. Unbemerkt tastete er dabei nach seinem Dolch im Gürtel.
Mit einem Satz schnellte er nach vorn und fegte das Schwert an der unteren, stumpfen Klingenhälfte mit seiner linken Hand zur Seite. Dann schlang er seinen rechten Arm am den Hals des Mannes und zog ihn über seine Hüfte ins Hohlkreuz. Blitzschnell zog er seinen Dolch aus dem Gürtel und drückte die scharfe Spitze in das Genick des Wehrlosen.
»Los, das Schwert fallen lassen!«, rief er scharf. »Sonst bist du ein toter Mann!«
Er presste den Dolch noch etwas tiefer in den Hals des Mannes. Der stöhnte vor Schmerz auf und gehorchte sofort. Klirrend fiel die Klinge zu Boden.
»Und ihr da, zurück mit euch! Und keine falsche Bewegung!«, befahl Georg Ackermann den beiden anderen Landsknechten. Verblüfft wichen diese bis zur Eingangstür zurück, um das Leben ihres Kameraden nicht zu gefährden.
Mit einer Körperdrehung schleuderte der junge Mann den Landsknecht in Richtung der anderen, bückte sich und hob das zu Boden gefallene Kurzschwert auf. Es lag gut in der Hand. Sein Schwerpunkt war kurz hinter der Parierstange, sodass man damit eine schnelle Klinge schlagen konnte. Er richtete Schwert und Dolch gegen die Angreifer.
»Haut ab und lasst mich in Ruhe!«, rief er den verblüfften Landsknechten zu.
Doch einer von ihnen, ein untersetzter, kräftig gebauter Mann, fasste sich wieder und schnappte zurück: »Ungeschoren kommst du uns nicht davon, Bursche! Jetzt zünden wir erst einmal dein Elendsquartier an, und wenn du dann rauskommst, werden wir dir dein stinkendes Fell über die Ohren ziehen.«
Mit diesen Worten schlüpfte er durch die Tür, während die beiden anderen ihm folgten.
Georg Ackermann wusste instinktiv, was das für ihn bedeutete. Deshalb zögerte er keine Sekunde, sprang den Männern hinterher und rempelte dabei den einen fast um. Dann drehte er sich ihnen zu und richtete wieder die Klingen beider Waffen gegen sie.
»Spanische Fechtkunst, Espada y Daga, Schwert und Dolch«, hörte er einen der Landsknechte sagen.
»Das wird ihm nichts nützen«, erwiderte der Untersetzte wütend, »ich schneid ihm jetzt trotzdem seine Gedärme raus.«
Mit einem Satz sprang er auf Georg Ackermann zu, zog dabei sein Schwert aus der Scheide und hieb von oben auf ihn ein. Doch der junge Mann wich seitwärts aus und schlug dabei mit seinem Schwert kurz und hart gegen den Unterarm des Angreifers. Dann schnellte er nach vorne und stieß die Dolchspitze kurz und hart in dessen Oberarm. Blitzschnell sprang er wieder zurück und brachte sich in einen sicheren Abstand.
Blind vor Wut und Schmerz heulte der Landsknecht auf und hieb trotz seiner Verletzung mit mächtigen Schlägen auf den jungen Mann ein. Doch der wich ständig nach hinten oder seitwärts aus, während er dem Angreifer jedes Mal mit der Schwertspitze an Hand oder Unterarm traf.
»Zecken« nannte man in der Schwertkunst diese kurzen, nervenden Schläge, die der Gegner auch durch den dicken Lederhandschuh deutlich spürte. Dabei konnte einen der Angreifer nicht treffen, man selbst aber zermürbte ihn und brachte ihn oft derart in Rage, dass er zumindest unvorsichtig wurde. Georg Ackermanns Rechnung ging tatsächlich auf.
»Zeck hier nicht so rum, Bursche«, schrie der Landsknecht schließlich, »sondern kämpfe wie ein Mann!«
»Wie kämpft ein Mann denn?«, spöttelte Georg Ackermann. »Etwa so wie du? Haben dir Mansfelds Schleifer nichts Besseres beigebracht, als Luftlöcher zu schlagen.«
»Mansfeld?«
Der Landsknecht schaute den jungen Mann völlig vernagelt an.
»Ja, Graf Peter Ernst von Mansfeld.«
»Der Verräter, der zu den Protestanten
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