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FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter

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Titel: FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Wittwer
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waren seiner Kompanie zugeteilt worden, weil er bei der letzten Schlacht etliche Verluste erlitten hatte, darunter auch seinen Fähnrich, der von einer Musketenkugel niedergestreckt worden war. Fünfundzwanzig Mann, das ergab zwei Rotten von je zwölf Landsknechten und einen Mann, der nun das Feldbanner tragen sollte.
    Die Neuen waren ein trauriger Haufen. Es würde Wochen brauchen, bis er sie zurechtgeschliffen hatte. Aber Schwierigkeiten waren für Georg Ackermann meist interessante Aufgaben. Sie machten ihn nicht mutlos, sondern forderten ihn heraus.
    Zusammen mit Leutnant Klaus Münzhofer und dem Feldwebel würde er sie schon zurechtschleifen.
    »Männer«, sagte er zu der Reihe der angetretenen Rekruten, »ihr könnt stolz sein, als Söldner unserem Herrn und Kaiser Ferdinand II. zu dienen. Ihr habt gestern Abend vor dem Obristen euren Eid abgelegt und seid nun kaiserliche Fußknechte. Bisher habt ihr im Schweiße eures Angesichtes Ställe ausgemistet und auf dem Acker gebuckelt. Damit ist jetzt vorbei! Ihr kämpft nun für Kirche und Kaiser, für Wahrheit und Recht. Das ist eine Ehre.«
    Während er sprach, löste sich seine trübe Stimmung auf wie der Morgennebel in der aufsteigenden Sonne. Nachdenken über die Misere seines Lebens und Grübeln half ihm nicht. Im Gegenteil, das zog ihn nur noch weiter nach unten. Er musste deshalb etwas tun, eine Aufgabe haben, in Bewegung kommen. Das war auch einer der Gründe, weshalb er die Ausbildung seiner Männer meist selbst in die Hand nahm. Es ging ihm nicht nur um deren kämpferische Fähigkeiten, er wollte selbst in Form bleiben. Wenn er dann durchgeschwitzt sein Schwert wieder in die Scheide zurückschob, fühlte er sich besser.
    Auch das schätzten seine Männer an ihrem Kapitän: Er kommandierte sie nicht einfach herum, während er es sich selbst bei Fasan und Rotwein gut gehen ließ, wie viele der feisten Offiziere es taten. Er war vielmehr einer von ihnen, und er kämpfte wie ein richtiger Kapitän mit ihnen in vorderster Reihe.
    »Zunächst etwas Wichtiges«, fuhr Georg Ackermann fort, »ich brauche einen Fähnrich, der das Banner trägt und es im Kampf hochhält, sodass seine Kameraden wissen, wo sie sich sammeln müssen. Ein Fähnrich muss tapfer sein und die Fahne bis zum Tod verteidigen. Das ist eine ehrenvolle Aufgabe, die viel Mut benötigt. Also, wer von euch meldet sich freiwillig dazu?«
    Georg Ackermann liebte es, die Leute selbst entscheiden zu lassen. So konnte er sicher sein, dass sie sich eher für ihre Aufgabe mit Herz und Verstand einsetzten, als wenn er es ihnen befehlen würde.
    »Nun, wer möchte Fähnrich werden?«
    Sein Blick glitt prüfend die Reihe entlang. Ein stämmiger Bursche von noch nicht zwanzig Jahren meldete sich schüchtern.
    »Gut, Junge, tritt vor. Wie heißt du?«
    »Johannes«, antwortete der junge Mann leise.
    »Johannes? Ein schöner Name. Kannst stolz darauf sein, Junge! Der Lieblingsjünger Jesu. Man nannte ihn Donnersohn. Er hat alle anderen Apostel überlebt und ist schließlich als alter Mann friedlich eingeschlafen. Ein gutes Omen für einen Landsknecht, wenn er Johannes heißt.«
    Der Jugendliche strahlte übers ganze Gesicht.
    Georg Ackermann nahm das aufgewickelte Banner aus der Hand eines der Gemeinwebel und reichte es dem neuen Fähnrich. Der nahm die Fahnenstange stolz in beide Hände.
    »Wickle sie ab, Johannes, und lass sie im Wind flattern. Aber hüte dich: Sie darf niemals zu Boden fallen! Hörst du? Niemals! Und du musst sie bis zum letzten Blutstropfen verteidigen. Hast du mich verstanden?«
    Er blickte dem jungen Mann direkt in die Augen. Der nickte stolz: »Jawohl, bis zum letzten Blutstropfen!«
    Dann wickelte er das Banner ab und schwang es voll Begeisterung durch die Luft.
    »Wenn man dir die Arme abgeschlagen hat, musst du dich in die Fahne einwickeln oder sie mit den Zähnen festhalten. Sie darf auf keinen Fall in die Hände der Feinde fallen. Auf keinen Fall! Verstanden?«
    Der neue Fähnrich nickte: »Ich stehe mit meinem Leben dafür!«
    »Gut«, sagte Georg Ackermann und wandte sich wieder den angetretenen Männern zu. »Das ist der Mann, auf den ihr sehen müsst. Der Fähnrich hält unsere Kompanie zusammen. Er zeigt euch, wo es langgeht. Um ihn müsst ihr euch scharen. Nicht umsonst nannte man eine Kompanie noch vor einigen Jahren ›Fähnlein‹. Zusammen mit dem Trommler und Pfeifer zeigt er euch meine Befehle. Deshalb müsst ihr ihn gut vor dem Feind schützen.«
    Er machte eine kurze

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