FreeBook Dr Westerwelle - Die erste offizielle Guidografie
beantwortet habe. Seine Antwort: »Es gilt dort unser Programm.« Irgendwie hat Guido in diesem Moment allerdings das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben. Da er aber nicht gerne Fehler macht, fühlt er sich zu einer ergänzenden Erläuterung bemüßigt: »Und damit das nur gleich klar ist, wir können auch gerne mal außerhalb einer Pressekonferenz, fabelhaft auch uns zum Tee treffen und dann sprechen wir nur Englisch.« Fürs Erste hätte vermutlich schon ordentliches Deutsch gereicht, aber Guido hat noch lange nicht genug. »Aber …«, beginnt er seinen letzten Satz, setzt sein durchsichtig falsches Grinsen auf, nickt für verlegene zwei Sekunden in die Runde, breitet die Arme aus wie der Pastor zum Segen und vollendet mit den Worten: »Es ist Deutschland hier.« Die Peinlichkeit ist den anwesenden deutschen Journalisten ins Gesicht geschrieben. Dabei ist die Angelegenheit eigentlich gar nicht so schlimm. Ist schließlich egal, in welcher Sprache man nichts zu sagen hat. Bereits 2006 hat Guido auf einer internationalen Veranstaltung versucht, sich englisch auszudrücken. Auf die Zwischenfrage eines Teilnehmers nach den Erfahrungen der Deutschen mit der neu gewonnen Freiheit nach dem Zerfall des Ostblocks verirrt sich Guido thematisch bis hin zu den aktuellen Arbeitslosenzahlen. Schon damals bringt er immer Innenpolitik und Außenpolitik durcheinander wie kleine Kinder rechts und links. Bei der Würdigung der aktuellen Zahlen kommt ihm dann auch noch sein Englisch abhanden. Die Bedeutung seiner Antwort, die eine Kritik an der damaligen Regierung sein soll, dürfte den Frager eher im Dunkeln gelassen haben. »Der Aufschwung ist da … this is not ambitious enough.«
Besser also, Deutsch wird Weltsprache. Dafür startet Guido im Frühjahr 2010 die Kampagne »Deutsch – Sprache der Ideen«. Damit will er im Ausland für den vermehrten Einsatz der deutschen Sprache werben. In welcher Sprache er selbst den gemeinen Ausländer davon überzeugen will, lieber deutsch zu sprechen, lässt er offen.
Offen lässt Guido auch seine Position zur Frage, ob Deutschland Ausgleichszahlungen an Österreich leisten soll, weil viele deutsche Studenten ins Nachbarland flüchten. Im österreichischen Fernsehen stellt er sich zu diesem Thema den Fragen einer Journalistin. Guido findet es eigentlich ganz gut, wenn die jungen Menschen sich international austauschen und in anderen Ländern studieren. Ob er auch richtig findet, dass Deutschland Ausgleichszahlungen leisten soll? Guido versucht, sich herauszureden mit dem Hinweis, dass ja auch Österreicher in Deutschland studieren, und blamiert sich dabei erst einmal kräftig, weil er die Zahlen nicht kennt. Doppelt so viele Deutsche studieren in Österreich, wie umgekehrt. Die Moderatorin der Nachrichtensendung muss Guido darüber aufklären. Einer Antwort weicht dieser trotzdem aus und liefert die merkwürdige Begründung, er wolle sich nicht in eine »innenpolitische Diskussion« in Österreich einmischen. Warum er sich zu diesem Thema dann überhaupt für das Fernsehen interviewen lässt, wird erst im letzten Moment klar. »Ich danke Ihnen herzlich. Alles Gute, einen schönen Abend an Sie und an alle Zuschauer in Österreich.« Nach diesen Abschiedsworten ist dem südliche Bergvolk klar, wie der Kurzfilm hieß: Der Mann mit der schleimenden Maske.
Aber auf den neuen Außenminister warten auch schöne Momente. Bei seinem ersten Besuch in Paris erklärt er: »Ich habe Frankreich immer bewundert und geliebt und schon als Jugendlicher Freundschaften geschlossen.« Von nun an will er mindestens ein Mal die Woche mit seinem französischen Kollegen Kouchner telefonieren. Bei der offiziellen Pressekonferenz bestaunt er den goldgeschmückten Saal und nennt ihn »einen der schönsten Säle, in denen man überhaupt eine Pressekonferenz abhalten kann«. Die Presse und der französische Kollege sind belustigt. Guido ist unterwegs als geistiger Sandalentourist und versucht sich in plumpen Komplimenten, die selbst bei älteren Damen nur verächtliches Faltenzucken im Mundwinkel auslösen würden. Aber so ist das eben, wenn man sonst nichts zu sagen weiß. Politische Inhalte verbinden sich für Guido mit seinen Antrittsbesuchen nämlich nicht. Dafür findet er neue Freunde. Mit seinem russischen Amtskollegen, dem »lieben Sergej« Lawrow ist Westerwelle umgehend per Du. Bei seinem Antrittsbesuch in den USA freut er sich, dass Hillary Clinton fast anderthalb Stunden Zeit für ihn hat, statt der
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