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freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Paglieri
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Kurven beschrieben. Der Kommissar nahm den Faden wieder auf.
    »Wir sprachen von Saggese. Sie glauben also auch nicht, daß er schuldig ist?«
    »Natürlich nicht. Genau deswegen habe ich versucht mich auszuklinken. Diese Geschichte ergibt keinen Sinn, die haben sie mit
     Unterstützung der Carabinieri ausgeheckt, weil sie wußten, daß man Ihnen damit gar nicht erst zu kommen brauchte.«
    »Eine Sache verstehe ich nicht. Wir sind uns einig, daß die Vorwürfe nicht stichhaltig sind. Was versprechen die sich dann
     davon?«
    »Nun, ganz einfach: Sie gewinnen Zeit. Sie lenken die Aufmerksamkeit vom Fußball ab, der damit wieder Oberwasser bekommt.
     Sie blockieren erst einmal die Nachforschungen auf anderen Fährten.«
    »Aber Saggese wird alles abstreiten. Die werden gar nichts erreichen.«
    »Saggese spricht einstweilen nicht. Und er wird auch in Zukunft nicht sprechen. Meiner Meinung nach hat er sich |311| momentan mit der Rolle des Blitzableiters abgefunden. Zu welchem Preis weiß ich nicht, aber bei seinem Metier kann ich mir
     das vorstellen: Geld, Protektion, Immunität. Wenn es stimmt, daß er Mädchen für Schiedsrichter und Spieler beschaffte und
     daß er seit Jahren für Rebuffo arbeitet, dann mag dieser Geldtransfer tatsächlich stattgefunden haben. Aber dann stecken,
     denke ich, alle unter einer Decke: Der Manager, der Zuhälter und die Brasilianerin, es war ein Trick, um Ferretti noch ein
     Jahr am Gängelband zu halten.«
    »Daran habe ich auch gedacht.«
    »Ich sage Ihnen, wie sich die Sache entwickeln wird, oder worauf zumindest Angelini spekuliert. Der Untersuchungsrichter wird
     dem Haftgesuch stattgeben, vor allem, wenn Saggese von seinem Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch macht, denn dann wird
     der Richter denken, Saggese hat etwas zu verbergen. Die Carabinieri gewinnen ein bißchen Zeit zum Ermitteln und werden die
     Untersuchung so lange wie möglich hinziehen. Sie werden ihre Spezialisten von der Kriminaltechnik einschalten, werden das
     ganze Stadion filzen, werden dort den üblichen – verzeihen Sie den Ausdruck – Saustall anrichten und noch mehr Verwirrung
     stiften. Die Verteidigung wird ihre Sachverständigen berufen, die genau das Gegenteil aussagen werden, und der Fall wird sich
     im Kreise drehen. Einige Monate später wird Saggeses Haft in Hausarrest verwandelt, nach einem Jahr wird er freigesprochen,
     wobei es vielleicht nicht einmal zum Verfahren kommt. In der Zwischenzeit wird die laufende Fußballsaison zu Ende sein und
     eine neue begonnen haben, und selbst bei den Leuten, die jetzt aufschreien, wird der Fall zuerst für Gleichgültigkeit, dann
     für Überdruß sorgen. Sie werden keine Lust mehr haben, weiter damit behelligt zu werden.«
    Der Junge hatte genug von den Seehunden und kam angelaufen, weil er zu den Pinguinen wollte. Sein Onkel nahm |312| ihn an die Hand, und während sie den Standort wechselten, stellte er ihm ein paar Fragen. Dann ließ er ihn vor dem Becken
     stehen, obwohl das Kind wollte, daß er bei ihm blieb. Der Staatsanwalt wandte sich wieder Luciani zu.
    »Sind Sie dazugekommen, die Übersichten zu prüfen?«
    »Ich habe angefangen. Es wird eine Weile dauern, aber wer weiß, ob nicht etwas dabei herauskommt. Das Problem ist, daß wir
     vor allem das zweite Handy des Schiedsrichters brauchten.«
    »Geben Sie mir die Nummer. Ich werde versuchen ranzukommen.«
    »Das ist das eigentliche Problem: Wir wissen die Nummer nicht. Sie werden es nicht glauben, aber niemand kennt sie. Wir hoffen,
     sie bald herauszufinden.«
    »Versuchen wir es. Das könnte uns den entscheidenden Hinweis liefern. In der Zwischenzeit bitte ich einige befreundete Journalisten,
     daß sie die Spur in den Profifußball warm halten. Das ist nicht einfach, die Direktoren haben sofort die Schutzgeldtheorie
     aufgegriffen, weil das normale Fußballgeschäft auch ihnen hohe Auflagen beschert. Nach dem ersten Aufschrei der Empörung konnten
     sie es nicht erwarten, bis das Thema abgearbeitet war. Aber trotzdem denke ich, daß ich, wenn ich die richtigen Indizien durchsickern
     lasse, zumindest ein paar Zweifel säen kann. Wie ich Ihnen letztes Mal sagte, wären Mord oder Selbstmord für mich zwei gleichermaßen
     annehmbare Lösungen gewesen; was ich nicht akzeptieren kann, ist diese Billigvariante, die der ganzen Geschichte die Brisanz
     nimmt und keiner ernsthaften Überprüfung standhalten wird. Für mich ist möglich, daß Ferretti sich aus persönlichen, familiären
     Gründen

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