freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani
aufgehängt hat. Aber möglich ist auch, daß er umgebracht wurde, und in diesem Fall muß man den Mandanten im Profifußball
suchen: Dort ein bißchen aufzuräumen, wäre ein Segen für meine Karriere, und folglich auch für Ihre.«
»Sind Sie sicher, daß Sie Karriere machen, wenn Sie dieses Spielzeug kaputtschlagen? Meinen Sie nicht, daß Sie dafür büßen
werden?«
Delrio lächelte: »Sie machen Witze. Wissen Sie, wieviel ein Staatsanwalt, der als unbestechlich gilt, wert ist? Es gibt nicht
viele davon, zumindest unter den Lebenden. Und wenn die Justiz nicht scharf auf sie ist, nun, dann wird es immer Leute geben,
die um sie buhlen und sie mit Gold aufwiegen. Ich brauche Sie nicht an die bevorstehenden Wahlen und die diesbezüglichen Prognosen
zu erinnern. Der Wind dreht sich gerade, Herr Kommissar, und es kommt darauf an, das Segel richtig in den Wind zu stellen.«
Er lachte kurz und unverschämt auf, und Marco Luciani begriff, daß er sich noch zynischer und opportunistischer als gewöhnlich
gegeben hatte, um den Kommissar zu verschaukeln. Es schien Luciani ein gutes Zeichen, daß Delrio selbst in einem so heiklen
Moment zu Selbstironie fähig war.
»Und wie gehen wir jetzt vor?«
»Im Moment? Gar nicht. Der Fall liegt nun in Händen der Carabinieri, und das Wichtigste ist im Augenblick, gar nichts zu tun.
Wir müssen einige Tage brav stillhalten, ihnen nicht ins Gehege kommen und vor allem verhindern, daß der Fall uns offiziell
entzogen wird. Wir werden im Verborgenen agieren, und ich bin sicher, daß unser Tag kommen wird.«
Marco Luciani drückte ihm die Hand: »Einverstanden. Ich werde einige Zeit stillhalten«, sagte er, während er schon Sofia Lannis
Aroma zu schmecken meinte, »aber wenn es Neuigkeiten gibt, werde ich Sie informieren.«
|314| Er verließ das Aquarium und bemerkte auf dem Parkplatz, in der Nähe des Kassenautomaten, einen grünen Jaguar. Das habe ich
auch vergessen, fluchte er im stillen. Er holte die Brieftasche hervor, suchte den Zettel, auf dem er das Kennzeichen vor
dem Haus Ferrettis notiert hatte, und sah, daß es übereinstimmte. Jemand verfolgt mich, dachte er. Seit Beginn des Falles
werde ich observiert, da will jemand immer den aktuellen Stand der Untersuchungen kennen, um mir einen Schritt voraus zu sein.
Luciani hätte sich gerne dem Auto genähert und den Innenraum ausgespäht, aber dann tat er, als ob nichts wäre, ging zur nächsten
Telefonzelle und rief in Calabròs Büro an. Dieser sollte den Halter des Fahrzeugs ermitteln.
Der Inspektor setzte sich an einen Computer, und nach wenigen Minuten kehrte er an den Apparat zurück: »Das Auto ist auf einen
gewissen Antonio Dall’Olio zugelassen, Jahrgang 1958, wohnhaft in Turin.«
Der Journalist. Der Freund Rebuffos und Colnagos. Er verfolgte Luciani auf Schritt und Tritt und mußte auch Informanten bei
der Polizei haben.
»Hör mal gut zu, Calabrò. Ich will, daß du sofort zu einer Observierung an den Porto Antico kommst. Bring auch einen Fotografen
mit und erzähl keinem was davon.«
»Nicht einmal dem Ingenieur?«
»Nicht einmal ihm. Ich werde ihm sagen, daß er ein paar Tage ohne dich auskommen muß.«
»Ach, Herr Kommissar …«
»Ja?«
»Die haben aus der Klinik angerufen. Baffigo ist wieder bei Bewußtsein und wollte Sie sprechen.«
»Und, was denkst du darüber?« fragte er ihn am Ende. Marco Luciani saß am Bett des Journalisten auf der Intensivstation. Er
trug wieder Überschuhe, Mundschutz und |315| Handschuhe. Nachdem man ihn angewiesen hatte, den Patienten nicht zu ermüden, hatte er dem Freund alle Neuigkeiten in dem
Fall zusammengefaßt.
»Was ich darüber denke? Daß nur einer wie du, der noch mit den Telefonmünzen der SIP 1 herumläuft, nicht gleich auf die Idee mit dem zweiten Handy kommen konnte.«
»Du bist aber auch nicht darauf gekommen«, protestierte Luciani, »als ich dir sagte, daß wir es im Auto gefunden hatten …«
»Ich dachte, daß es die Witwe dort hingelegt hätte. Und dann hattest du von
dem
Handy gesprochen, als ob du sicher wärst, daß es das richtige ist …«
»Schon gut. Aber weiter?«
Baffigo schaute den Freund aus verschreckten Augen an. Die letzten Tage hatten ihn gezeichnet, er war abgemagert, bleich und
ausgewrungen wie ein Scheuerlappen.
»Ich glaube, hier wird mit zu harten Bandagen gekämpft, Marco. Vielleicht ist es an der Zeit, die Sache auf sich beruhen zu
lassen, bevor auch noch die letzten
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