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freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Paglieri
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Waden hart wurden. Als er an seinen Clio kam, waren seine Knie hinüber und die Waden fast steif. Er schaute auf die Uhr,
     die er im Auto gelassen hatte – er war fast zwei Stunden gerannt.
     
    Er fuhr nach Hause. Auf dem Anrufbeantworter war eine Nachricht von Giampieri, der ihm mitteilte, daß Baffigo erneut in der
     Klinik sei. Als die Carabinieri seine Wohnung durchsuchen wollten, hatten sie ihn auf dem Boden gefunden, neben sich eine
     leere Whiskeyflasche. Marco Luciani fühlte sich schuldig, weil er ihm zur Flucht aus dem Krankenhaus verholfen und ihn anschließend
     nicht im Auge behalten hatte. Er nahm sich vor, zu duschen und dann sofort wieder ins San-Marino-Krankenhaus zu fahren, doch
     dann wurde ihm klar, daß man ihn um diese Uhrzeit nicht in Baffigos Nähe lassen würde. Es war sinnvoller, sich aufs Sofa zu
     legen und ein paar Stunden Schlaf nachzuholen.
    Gegen zehn riß ihn das Läuten des Telefons aus dem Halbschlaf. Er drosselte die Stereoanlage und wartete, bis der Anrufbeantworter
     ansprang. Wie vermutet, hörte er die – leicht verzerrte – Stimme Sofia Lannis: »Hallo Marco, ich bin’s. Bist du zu Hause?
     Kannst du mal rangehen?«
    Er rührte sich nicht vom Sofa.
    »Erst einmal: Kompliment für den Coup mit der Brasilianerin. Du hast die anderen plattgemacht. Aber wehe dir, wenn du keine
     zehn Meter Sicherheitsabstand zu dem Mädchen hältst! Hör mal, apropos: Du mußt dich in acht nehmen, die werden versuchen,
     sich zu rächen … Ich |344| wollte mit dir über eine wichtige Angelegenheit reden. Gestern beim Abendessen habe ich mit Leuten gesprochen …«
    Marco Luciani stellte die Lauscher auf.
    »Aber es ist besser, wenn ich darüber nicht am Telefon rede, morgen erzähle ich dir alles.«
    Der Kommissar sprang auf und rannte zum Telefon, aber als er den Hörer abnahm, hatte Sofia Lanni schon aufgelegt. Er wollte
     sie zurückrufen, doch dann ließ er es bleiben. Lieber diesen unerwarteten Hoffnungsschimmer bewahren, als die Sache gleich
     zu überprüfen und sich jeglicher Illusion zu berauben, dachte er. Er streckte sich wieder auf der Couch aus, klappte die Verbindungsübersichten
     zu und verschob die Lektüre auf den nächsten Morgen. Dann drehte er die Musik lauter. Lucio Quarantotto sang:
    Und die Mörder sind auch nicht anders
    Die haben keine sechs Zehen und drei Füße
    Das sind Topfpflanzen wie wir
    Straßenpilger wie wir
     
    Und dann sagen sie
    Was haben wir Unrechtes getan
    Nur jemanden früher erlöst
    Einer Oma früher das Herz gebrochen
    Die jetzt beerdigt wird
    Statt in vierzig Jahren
     
    Und dann und dann haben wir Mörder dafür gesorgt
    Daß ihr schneller durchkommt
    Zwischen den Tischen
    Haben alle Tassen
    Alle Tassen in die Luft geschleudert.

|345| Mittwoch
    Die Türklingel weckte ihn im Morgengrauen. Er stand auf, wie er war, in Boxer-Shorts und T-Shirt, und ging barfuß zur Tür.
    »Wer ist da?« fragte er; er fürchtete, die Stimme von Greta oder dem Neapolitaner aus dem ersten Stock zu hören.
    »Carabinieri. Öffnen Sie die Tür.«
    Na bitte, dachte er, der Neapolitaner hat die Alte schließlich doch kaltgemacht, und ich habe es nicht einmal mitbekommen.
     Er öffnete und stand einem Offizier und drei Carabinieri in Kampfausrüstung gegenüber. Sie trugen Schutzhelme und Maschinenpistolen.
    »Marco Luciani?« fragte der Offizier.
    »Der bin ich.«
    »Würden Sie uns bitte folgen?«
    »Das muß ein Irrtum sein. Ich bin Kriminalkommissar.«
    »Kein Irrtum, Herr Kommissar. Ich bitte Sie, uns zu folgen und kein Aufsehen zu erregen. Das ist für alle Beteiligten das
     beste.«
    Marco Luciani dachte, er sei noch nicht wach. Doch der kalte Fußboden, die Lichtreflexe auf den Maschinenpistolen und der
     Mundgeruch des Offiziers waren zu realistisch, als daß sie nur geträumt sein konnten.
    »Wollen Sie mich festnehmen? Haben Sie einen Haftbefehl?«
    Der Offizier lächelte: »Wir nehmen Sie nicht fest. Wir bitten Sie lediglich, uns zu folgen, Sie werden in der Staatsanwaltschaft
     erwartet, und zwar von Doktor Angelini.«
    »Wenn das so ist, hätte es auch ein Anruf getan.«
    |346| Er wusch sich schnell, zog die erstbesten Klamotten an und folgte ihnen. Der Neapolitaner war in Unterhemd und Schlappen im
     Treppenhaus erschienen und fragte: »Was ist denn los, Herr Kommissar?«
    Marco Luciani antwortete: »Ich weiß es nicht. Behalt meine Wohnung im Auge, daß mir da niemand einbricht.«
    Als er hinunter auf die Straße kam, sah er einen vollbesetzten

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