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freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Paglieri
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die dasselbe freiwillig tun? Auch sehr viele Italienerinnen, wissen Sie? Aber mir sind die Russinnen
     lieber, weil sie professioneller sind, auch die Klienten trauen den Italienerinnen nicht so recht, |114| sie haben Angst, daß die sich dann Grillen in den Kopf setzen. Wenn Sie möchten, dann sage ich Ihnen völlig unverbrämt, wie
     die Sache aussieht, als ob ich beim Priester im Beichtstuhl säße.«
    »Das interessiert mich nicht.«
    »Aber mich, Herr Kommissar. Ich will es Ihnen gerne sagen, weil ich über Sie Gutes gehört habe und Ihnen zeigen will, daß
     ich nichts zu verbergen habe. Hören Sie, ich verdiene gut mit dem Lokal, Eintritt und Getränke kosten ein bißchen mehr als
     im Schnitt, und ich beschwere mich nicht. Aber wer hier wirklich das Geld macht, das sind die Mädchen. Wissen Sie, daß eine
     Nacht mit einem ordentlichen Mädchen zwischen tausend und zweieinhalbtausend Euro kostet? Eine junge Italienerin, die ein
     normales Leben als Model, Studentin oder wohlerzogenes Töchterchen führt, die kommt hier am Wochenende her, und bald hat sie
     einen ordentlichen Batzen Geld angespart. Und die anderen, die öfter kommen, bringen es leicht auf fünf- bis achttausend Euro
     im Monat, ohne sich abzurackern und ihre Schönheit zu ruinieren. Mit dem Geld können sie nach zwei oder drei Jahren nach Weißrußland,
     in die Ukraine oder sonstwohin zurückkehren, ein Geschäft aufmachen oder heiraten. Und wo findet man schon einen Job, bei
     dem man nach drei Jahren in Pension gehen kann? Schade nur, daß sie dann nicht in die Heimat zurückkehren, die machen lieber
     hier weiter, solange es geht. Geld stinkt nun mal nicht.«
    »Und von dem ganzen Reibach bleibt bei euch armen Mittelsmännern gar nichts hängen …«
    Saggese hob die Arme: »Das ist von Fall zu Fall verschieden, Herr Kommissar. Wie ich sagte, greife ich am liebsten auf Profis
     zurück, die schon seit Jahren im Geschäft sind und keine Hilfe brauchen, bis auf diese kleine Operationsbasis. Aber es gibt
     auch Mädchen, die ohne einen Cent aus ihrer Heimat aufbrechen, illegal. Irgend jemand muß ihnen |115| dann Reise und Grenzübertritt finanzieren, im Schlauchboot oder sonstwie, das ist riskant und teuer, und dann muß hier für
     Kost und Logis gesorgt werden, für Kleidung, Unterwäsche und die ganze Versorgung. Und dann muß man sich, wenn man keine Scherereien
     will, um einen Arbeitgeber, eine Aufenthaltsgenehmigung, Sozialabgaben kümmern. Aber auch wenn man eine andere Lösung wählt,
     müssen in den Botschaften dort die Räder für eine Ausreisegenehmigung geschmiert werden, dann sind da Ihre Kollegen, die Ansprüche
     stellen und sich nicht nur mit Naturalien abspeisen lassen. Am Ende sind das Investitionen von Tausenden von Euro, Herr Kommissar;
     klar, daß das Mädchen nicht weg darf, solange es das Geld nicht zurückgezahlt und einen kleinen Gewinn erwirtschaftet hat.
     Aber die sind, entschuldigen Sie, auch nicht von ungefähr Prostituierte geworden. Die sind kaum hier, da versuchen sie schon
     auf eigene Rechnung anzuschaffen, die laufen zu euch und erzählen, sie seien entführt worden oder man habe sie auf ein Schiff
     verfrachtet und ihnen versprochen, sie würden als Kellnerinnen arbeiten. Jetzt aber mal halb lang, wenn ich eine Kellnerin
     brauche, dann suche ich mir gerade so eine? Die da …«, er wies mit dem Finger durch die geöffnete Bürotür auf die beiden Mädchen
     am Tresen, »haben in ihrem ganzen Leben noch keinen Teller gespült, das sage ich Ihnen. Auch in der Heimat nicht. Was die
     hier machen, das machten sie auch dort, mit den Touristen, für ein Abendessen im Restaurant.«
    »Okay. Sie können die Sache darstellen, wie Sie wollen, aber wir sind nicht hier, um darüber zu reden. Wir sind hier, um über
     Schiedsrichter Ferretti zu sprechen.«
    Saggese versuchte gar nicht erst zu leugnen, daß er ihn kannte.
    »Was wollen Sie wissen?«
    »Vor allem, wann er angefangen hat, Ihr Lokal zu frequentieren. |116| Mit wem er kam. Wie lange er blieb. Ob es Mädchen gab, mit denen er besonders intensiv verkehrte.«
    »Im allgemeinen spreche ich nie über meine Kundschaft, Herr Kommissar. Diskretion ist da oberstes Gebot. Aber da er nicht
     mehr unter uns weilt und über ihn eine Menge Lügen verbreitet werden … Ferretti kam zum ersten Mal vor, ich glaube, zwei …
     nein, ich würde sagen, vor drei Jahren her. Und wenn ich mich recht entsinne, kam er mit ein paar Freunden.«
    »Wer war das?«
    »Das weiß ich

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