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freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Paglieri
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nicht, es ist zu lange her.«
    Es war offensichtlich, daß er log. »Irgend jemand muß ihn doch bei Ihnen eingeführt haben. Wenn ich den Geist dieses Lokals
     recht verstanden habe, dann ist das ein ziemlich geschlossener Zirkel.«
    »Nun … geschlossen … sagen wir, ich versuche jeden einzelnen kennenzulernen. Ich will kein Gesindel hier drinnen. Aber Schiedsrichter
     Ferretti brauchte niemand vorzustellen.«
    Der Kommissar schwieg eine Weile, als wollte er klarmachen, daß die Antwort ihn nicht überzeugte.
    »Wie dem auch sei«, nahm der Wirt den Faden wieder auf, »nach einer Weile kam er fast immer alleine her.«
    »Und die Mädchen? War er immer mit demselben zusammen?«
    »Nein, das würde ich nicht sagen. Im Gegenteil, ich glaube, er wechselte oft.«
    Marco Luciani sah ihn durchdringend an, dann zog er sein As aus dem Ärmel: »Und wann hat die Geschichte mit der Brasilianerin
     begonnen?«
    Saggese setzte ein ungläubiges Gesicht auf, allerdings einen Tick zu spät. »Die Brasilianerin?«
    »Sicher.«
    »Ich wüßte nicht, Herr Kommissar. Die kenne ich nicht.«
    |117| »Sagen Sie nicht so was. Ich dachte, Sie wollten mir helfen. Maria de Remedios, Wohnsitz Mailand. Ich habe Ihnen schon am
     Telefon von ihr erzählt.«
    Saggese breitete die Arme aus. »Einverstanden, Herr Kommissar. Da Sie das schon alles wissen … Maria hat hier ein knappes
     Jahr lang gearbeitet. Letztes Frühjahr ist sie dann gegangen. Die war wirklich etwas Besonderes, einsame Spitze, die hat vielen
     Leuten den Kopf verdreht, nicht nur Schiedsrichter Ferretti. Sie muß ihn, grob geschätzt, vor eineinhalb Jahren an Land gezogen
     haben, kurz darauf ist sie gegangen, aber ich weiß nicht, ob sie sich weiterhin trafen. Ich habe versucht sie zu halten, aber
     ich muß gestehen, daß sie selbst für ein Lokal von unserer Klasse eine Nummer zu groß war.«
    »Und für wen arbeitet sie jetzt?«
    Der andere lächelte wieder. »Seit damals habe ich sie nicht mehr gesprochen, und soweit ich weiß, könnte sie auch nach Brasilien
     zurückgekehrt sein. Aber sie arbeitete sowieso nie für jemand anderen, immer nur auf eigene Rechnung. Auch bei uns«, und hier
     senkte er die Stimme, »genoß sie, wie soll ich sagen … einen Sonderstatus. Ich muß gestehen, daß ich das nie bereut habe.«
    »Und Ferretti hatte ihretwegen den Kopf verloren?«
    »Na völlig. Maria hatte ihn um den kleinen Finger gewickelt. Ich weiß, daß er gut zahlte, sehr gut, und er hat sie mit Geschenken
     überhäuft.«
    Marco Luciani versuchte ihn zu überraschen: »Zahlte er oder irgend jemand anderes für ihn?«
    Saggese schüttelte den Kopf. »Herr Kommissar, ich versuche Ihnen zu helfen, aber fragen Sie mich nicht Sachen …«
    »Schon gut, schon gut. Aber Sie können mir noch etwas mitgeben, falls Sie es besitzen: ein Foto von Maria. Das könnte mir
     bei den Ermittlungen helfen.«
    |118| »Aber hatten Sie nicht gesagt, daß Sie mit ihr gesprochen haben?«
    »Schon, aber danach ist sie verschwunden. Ich glaube, sie hat Angst – was verständlich ist.«
    Der Patron kratzte sich am Kinn. »Ich werde versuchen, ein bißchen herumzutelefonieren, Herr Kommissar. Und wenn ich rauskriege,
     wo sie steckt, dann bringe ich sie dazu, daß sie sich meldet. Was das Foto angeht … ich habe eines, aber ich glaube nicht,
     daß sie das überall herumzeigen können.«
    Er stand auf, holte eine Schachtel aus dem Schrank, kramte eine Weile darin herum und fischte schließlich ein Farbfoto in
     Premium-Qualität heraus. Darauf war ein Mädchen von etwa fünfundzwanzig Jahren zu sehen, bildhübsch, mit blondem Haar und
     sonnengebräunter Haut. Sie lag, vollkommen nackt, auf einer Bühne, lächelte und versenkte eine Kerze zwischen ihren Beinen.
    »Ich wünsche Ihnen, daß Sie sie finden, Herr Kommissar. Ich bin sicher, es ist die Mühe wert.«
     
    Gegen fünf Uhr Nachmittag kam er in Genua an, müde, gereizt, mit heftigen Kopfschmerzen. Greta wartete vor der Haustür auf
     ihn. Er hatte sich nicht mehr bei ihr gemeldet und machte sich nun auf Vorhaltungen gefaßt.
    »Wann kaufst du dir endlich ein Handy?« fauchte sie ihn an. »Ich stehe hier seit einer Stunde rum und laß mich in einer Tour
     dumm anmachen. Die Transe da vorne an der Ecke durchbohrt mich mit ihren Blicken, und ich glaube, wenn du nicht gekommen wärest,
     hätte sie mir die Augen ausgekratzt.«
    Wenn du nicht mit so einem knappen Rock, Stöckelschuhen und Kriegsbemalung angetanzt wärest, dann könnte man dich auch

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