Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Paglieri
Vom Netzwerk:
der Urlaub für mich kein Genuß.«
    Nach rund zwanzig Minuten waren sie in Recco, dann bogen sie Richtung Camogli ab. Sie umrundeten den Ortskern und fuhren mit
     dem Wagen hinunter bis zum letzten Parkplatz des Dorfes. Da Werktag war, fanden sie gleich eine Lücke. Aber das Wetter verhieß
     nichts Gutes, es war windig, dicke Regenwolken hingen am Himmel.
    »Sie sind vielleicht ein bißchen zu dünn angezogen«, sagte Marco Luciani, und er nutzte diesen Vorwand, um ausgiebig ihre
     Beine zu betrachten.
    |209| »Nein, es paßt schon«, sagte sie, wobei sie ihre Jacke anzog, »lassen Sie uns ein paar Schritte gehen, und dann können wir
     vielleicht irgendwo einkehren und etwas trinken.«
     
    Zum Beispiel eine Flasche Champagner in einem Hotelzimmer, dachte der Kommissar, die ich Tropfen für Tropfen aus deinem Nabel
     sauge. Aber er sagte nur: »Klar.«
    Sie gingen gemächlich den Spazierweg hinunter. Zur Linken lagen das Meer und der dunkle Himmel, den inzwischen eine fast lückenlose
     Wolkendecke überzog. Zur Rechten eine Wand aus schmalen, hohen, eng aneinandergeschmiegten Häusern, einfache Fischerhäuser,
     die mit den Jahren zum Luxusobjekt für reiche Mailänder geworden waren. Alle perfekt restauriert, mit kleinen Terrassen und
     Balkonen, auf denen sich früher die Fischerfrauen in Erwartung ihrer Ehemänner die Augen verrenkten. Heute saß man dort in
     der ersten Reihe und betrachtete den Golf und den Monte di Portofino. Stellenweise waren zwischen den Häusern winzige Durchlässe:
     kleine Treppen, die steil hinauf in den Dorfkern führten. Manche waren so schmal, daß sich gerade mal ein Erwachsener hindurchzwängen
     konnte.
    Sie kamen zur Kirche und zum kleinen Hafen, es waren keine Luxusjachten da, aber es wimmelte von einfachen alten Booten und
     Schaluppen, die mit Rudern, Netzen und Reusen ausgestattet waren. Das war mehr als Kulisse, hier gab es immer noch ein paar
     echte Fischer, und frühmorgens war es ein besonderes Schauspiel, wenn sie mit ihren Kisten voller Fisch vom Meer zurückkamen.
     Dann konnte man verweilen und Stoppelfische und Blöker kaufen, die man dann im eigenen Garten über dem Feuer grillte.
    Sie gingen ein paar Schritte an der Mole entlang, betrachteten sehnsüchtig die Lichter der Boote auf dem |210| Meer und der Häuser in den Klippen. Es war kaum jemand unterwegs, und Sofia Lanni fröstelte nun ganz deutlich. Der Kommissar
     tat so, als hätte er ein paar Regentropfen abbekommen und lotste Sofia in eine Bar vor dem Hafen.
    Innen sah das Lokal wie eine Schiffsmesse aus, überall dunkles Holz, im Fußboden verankerte Tische und Messing-Bullaugen.
     Sie setzten sich, und Sofia Lanni bestellte einen »Roten Orient«. Er bestellte dasselbe, ohne recht zu wissen, worum es sich
     handelte. Aber da er beschlossen hatte, aufs Ganze zu gehen, meinte er, ein Tropfen Alkohol könnte seinen Schutzpanzer aufweichen,
     ihn zumindest für einen Abend aus dem selbst auferlegten Joch von Strenge und Pflichtbewußtsein befreien.
    Beim ersten Schluck war ihm klar, daß er mit einer Granate zündelte. »Hervorragend«, lächelte er, »ein bißchen stark, aber
     hervorragend.«
    Sofia Lanni erwiderte das Lächeln. »Schmeckt er Ihnen? Das sind vier oder fünf verschiedene Rum-Sorten mit einem bißchen Grenadine.
     Und jetzt, Herr Kommissar, tut es mir leid, wenn ich Ihnen den Abend verderbe, aber ich kann es nicht mehr erwarten; seit
     Tagen spannen Sie mich auf die Folter. Kann ich Ihnen ein paar Fragen zu unserem Fall stellen?«
    Marco Luciani hatte noch einen kräftigen Schluck genommen und fühlte sich schon leicht angetrunken. Am liebsten hätte er gesagt,
     daß er inzwischen alles durchschaut hatte, er wollte sein Wissen herausbrüllen, um sie zu beeindrucken. Dann betrachtete er
     die grünen Augen, die Lippen, das Lächeln und dachte, daß die Ermittlungen sich als langwierig und aufwendig erweisen würden,
     daß sie einander noch sehr oft wiedersehen mußten, ehe die Wahrheit ans Licht käme.
    »Fassen wir die Geschichte kurz zusammen«, sagte sie leise, »der Schiedsrichter hat sich in der Halbzeitpause erhängt, |211| oder er wurde erhängt. Einige Fakten passen aber nicht ins Bild, und nach dem, was ich in der Zeitung gelesen und selbst in
     Erfahrung gebracht habe, sind das vor allem vier Dinge: Der Stuhl stand zu weit von der Leiche entfernt, der Tisch war weggerückt,
     es fehlte ein Abschiedsbrief … und, natürlich: die Tür war abgeschlossen. Ist das soweit

Weitere Kostenlose Bücher