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freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Paglieri
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zahlte die Rechnung. Inzwischen fiel heftiger
     Regen. »Wollen Sie, daß ich das Auto hole?«
    »Nein, das fehlte gerade noch. Ich mag außerdem Regen.«
    Sie liefen schnell den Weg am Meer entlang, wobei sie unter den Häusern Schutz suchten. Aber der Wind kam von der Seite, und
     schon nach einer Minute waren sie tropfnaß. Der Kommissar wechselte auf die rechte Seite, um das Mädchen gegen die Windböen
     abzuschirmen. Sie zitterte, schmiegte sich an seinen Arm, lachte und sagte immer wieder: »Mamma mia, mamma mia.« Er triumphierte
     innerlich, dieser Körperkontakt kam ihm vor, als wäre er, nach endlosem Schmachten in der Hölle, wieder unter den Lebenden.
    Sie kamen ans Auto, der Kommissar wollte die Schlüssel hervorholen und die Beifahrertür aufschließen. Doch er fand die Schlüssel
     nicht. Mehrmals suchte er alle Taschen in Jackett und Hose ab. Vergebens. Er umrundete das Auto, vielleicht steckte der Schlüssel
     in der Tür oder im Kofferraumschloß. Nichts.
    »Was ist los?« Sofia Lanni hüpfte auf der Stelle, in einer Schlammpfütze. Die Sandalen einer römischen Sklavin waren vollkommen
     hinüber.
    »Ich kann die Schlüssel nicht finden. Ich muß sie in der Bar gelassen haben.«
    »Ach du liebe Zeit. Sind Sie sicher?«
    »Ich hoffe es. Hier sind sie nicht. Ich laufe noch mal zurück und suche unterwegs den Pfad ab. Stellen Sie sich so lange hier
     in den Hauseingang.«
    |217| Die Detektivin fröstelte. »In Ordnung. Aber beeilen Sie sich bitte. Hier ist es affenkalt.«
    Er rannte bis zur Bar. Der Besitzer half ihm, alles abzusuchen, auch in der Toilette. Der Schlüssel war nicht da. Er ging
     den Weg noch einmal langsam zurück, suchte sorgfältig den Boden ab, bis der Regen ihn bis auf die Knochen durchweicht hatte.
     Von dem Schlüssel keine Spur.
    Sofia Lanni wartete im Hauseingang auf ihn. Jemand mußte ihr die Tür geöffnet haben.
    »Nichts?« fragte sie, als sie sein enttäuschtes Gesicht sah.
    »Nichts.«
    »Und nun?«
    »Keine Ahnung, ich glaube nicht, daß um diese Zeit noch ein Zug geht. Ich werde versuchen ein Taxi zu rufen.«
    »Vergessen Sie es. Das habe ich schon probiert. Am Taxistand ist niemand, und unter der Nummer, die dort steht, ist nur ein
     Anrufbeantworter geschaltet. Die öffnen morgen früh um sechs wieder.«
    »Au Backe … dann müssen wir jetzt ein Taxi aus Genua kommen lassen.«
    Sofia Lanni hatte die Arme um ihren Oberkörper geschlungen. Ihre Haare waren tropfnaß, die Kleider durchweicht, die Waden
     schlammverspritzt, und ihr Zittern war nicht mehr zu unterdrücken. Selbst so sah sie noch wunderschön aus, und noch erregender.
    »Ich schaffe das nicht mehr, Herr Kommissar. Ich muß sofort aus den Klamotten raus und in ein warmes Bad, sonst liege ich
     morgen mit Fieber im Bett. Und auch Sie scheinen mir nicht in bester Verfassung.«
    Marco Luciani schaute an sich hinunter. Er sah abscheulich aus. Er nieste zweimal so heftig, daß er einen Vogel vom Baum hätte
     blasen können.
    |218| »Das heißt?«
    »Hier vorne ist ein Hotel. Lassen Sie uns ein Zimmer nehmen, und morgen überlegen wir in aller Ruhe, was zu tun ist.«
    Im Hirn des Kommissars bimmelten die Osterglocken. Die Gedanken flitzten wie Tennisbälle umher. Sollte tatsächlich eine hauchdünne
     Chance bestehen, daß sie … Dann betrachtete er den Eingang des Hotels. Ein Fünf-Sterne-Luxus-Etablissement, pompös und teuer
     wie kaum ein anderes an der Riviera. Er fragte sich panisch, was es wohl kosten würde. Zum Henker, dachte er, während sein
     Herz raste, wenn tatsächlich auch nur die geringste Aussicht bestünde – ich würde alles Geld der Welt dafür geben.
    Obwohl sie tropfnaß und ohne Gepäck auftauchten wie zwei illegale Einwanderer, die gerade einem Schlauchboot entstiegen waren,
     empfing sie der Mann am Eingang mit einem ehrerbietigen Lächeln, als hätte er Onassis oder Jacqueline Kennedy vor sich.
    Dies war der Augenblick der Wahrheit. Sollte er ein Zimmer oder zwei verlangen? Bei einem Zimmer tat er, als ob schon alles
     geritzt wäre, was sie als Beleidigung empfinden könnte. Bei zweien würde sie ihn für einen Gentleman oder – wahrscheinlicher
     – für einen Hirnie halten. Während er feige seinen Schritt verlangsamte, trat sie entschlossen an die Rezeption.
    »Haben Sie zwei Zimmer?« fragte sie.
    Diesmal läuteten die Totenglocken. Marco Luciani sah 250, 300 Euro mit höhnischem Gruß aus seiner Brieftasche flattern. Ihm
     fiel ein, daß er immer noch Sofia Lanni

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