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freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Paglieri
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sein?«
    »Für deine Wohnung. Und sag nicht ›das ganze Zeug‹. Das sind alles hübsche Sachen.«
    »Aber wollten wir nicht eigentlich einen Schuhschrank und, eventuell, eine Pfanne kaufen?«
    »Ach komm, sei kein Spielverderber, wenn wir schon mal da sind … Und dann sind die Sachen hier geschenkt.«
    »Geschenke, die man aber bezahlen muß. Und ich brauche keine sechs Teetassen. Wann waren je sechs Leute auf einmal in meiner
     Wohnung?«
    »Sie waren nicht da, weil dir die Tassen fehlten. Jetzt kannst du sie einladen.«
    Der Kommissar brummte, daß er etwas kontrollieren müsse, und wandte sich ab, wobei er einen Treffpunkt für später nannte.
     Er begann, in den Sälen herumzuwandern. Er wich jungen Ehemännern aus, die unter dem Gewicht riesiger blauer Taschen in die
     Knie gingen, während ihre Frauen sie mit einem Set Rekyl-Messer bedrohten. Hin und wieder blieb er stehen, um sich ein Bücherregal
     oder einen Vitrinenschrank anzusehen, und jedesmal spürte er auf den ersten Blick eine instinktive Anziehungskraft, eine übermächtige
     Lust, sie mitzunehmen, nach Hause zu rasen und sie aufzubauen. Er kam an der Sofa-Abteilung vorbei und hielt an, um Probe
     zu sitzen – eine neue Couch hätte er gebrauchen können. Aber wenn er ehrlich war, dann kosteten die attraktivsten Modelle
     eine Stange Geld, wie in jedem anderen Laden. Auch bei den Preisen der Bürostühle wurden keine halben Sachen gemacht, jedenfalls
     bei den Modellen, die solide wirkten. Er kam endlich in die Sanitärabteilung und war schon drauf und dran, einen Wäscheständer
     zu kaufen, doch dann beschloß er, daß er die Wäsche weiterhin im |202| Freien aufhängen würde. Zwar ließen die Mistviecher von Tauben oft ihren Dreck darauf fallen, aber das war ihm immer noch
     lieber als Kleidung, die nach abgestandener Luft roch. Er kramte überall herum, überprüfte genau die Preise, fand das bestätigt,
     was er vermutet hatte, und plötzlich begann sich der Nebel, der ihn umfangen hatte, zu lichten: Alles um ihn herum zeigte
     sein wahres, grauenhaftes Gesicht, diese Möbel, die Leute, diese Ideologie des Einkaufszentrums, und dann seine Arbeit, sein
     Leben und die permanente, unbezwingbare Ungerechtigkeit, die jedes Ding durchdrang. Wie ein Schiffbrüchiger klammerte er sich
     an eine Packung Plastikzwicker, und ohne sich dessen bewußt zu werden, öffnete er sie und fing an, mit einer Klammer herumzuspielen,
     sich langsam die Finger einzuklemmen.
    Plötzlich hatte sich eine bleierne Müdigkeit über ihn gelegt. Er mußte sich auf den unsäglichen Bezug einer Lycksele-Couch
     setzen und lange tief durchatmen, um langsam den Kopf wieder freizubekommen. Aber die Bilder des jämmerlichen Durcheinanders
     in seiner Wohnung, in die die Frau seiner Träume niemals einen Fuß setzen würde, mischten sich mit den Bildern der tristen
     Umkleidekabine, seine eigene Einsamkeit mit der des Schiedsrichters aus Livorno, die Forderungen Gretas mit denen der Witwe
     Ferretti, die in ihrer Millionärsvilla saß. Wenn ich so weitermache, dachte er, werden sie mich auch irgendwann von einem
     Haken an der Decke schneiden.
    Als er wieder auf die Beine kam, war fast eine halbe Stunde vergangen. Er ging Richtung Kassenbereich und wollte schon den
     Laden verlassen, als er Greta rufen hörte. Er hatte sie völlig vergessen. Sie schob einen Wagen, in dem sich die Waren stapelten.
     Obendrauf thronte, in prekärem Gleichgewicht, die blaue Plastiktasche. Mit einem entrückten Lächeln im Gesicht rauschte Greta
     heran, fast hätte sie ihn überfahren.
    |203| »Schatz, wo warst du denn? Schau mal, was ich geleistet habe.«
    Schatz?! dachte Marco Luciani. Er schaute in den Wagen und sah einen Mischmasch aus Holz, Kleiderbügeln, Räuchergefäßen und
     kleinen Ribba-Bilderrähmchen, ein blaues Plastik-Badezimmer-Set aus Zahnpasta- und Zahnbürstenhaltern sowie einem Mülleimer,
     dazu passend einen Badvorleger; weißes Besteck, Weingläser, Dosenöffner, einen Nußknacker und einen Stoffwurm. Er hob mit
     einem Finger den Rand der Plastiktasche und zählte mit Schaudern zwei Handtuch-Sets, Bettwäsche, weiße Vorhänge, zwei Strandmatten
     und eine Tischlampe namens Hade. Er schloß die Tasche, bevor er den Rest identifiziert hatte. Auf dem Warenberg balancierten
     ein Ficus Benjamini und ein anderes tropisches Gewächs, wie ihm noch nie eins untergekommen war.
    »Fehlt nur die Pfanne«, sagte er in ironischem Ton.
    Greta machte einen Satz: »Wie blöd von mir,

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